Wocheninzidenz im Kreis Höxter verdoppelt: Was sind die Ursachen?

Kreis Höxter/Willebadessen. Innerhalb eines Tages hat sich die Wocheninzidenz im Kreis Höxter fast verdoppelt – auf 47,05. Die Zahl der aktiv Infizierten liegt mit 101 fast so hoch wie auf dem Höhepunkt der ersten Welle Mitte April vergangenen Jahres. Damit hat die prognostizierte vierte Welle nun auch den Kreis Höxter erreicht. &bdquo;Das Ausbruchsgeschehen nimmt überall im Kreis Höxter derzeit wieder zu, was sicher auch an den geltenden Lockerungen des öffentlichen Lebens und dem Ende der Urlaubszeit liegt. Ein Zusammenhang der einzelnen Ausbrüche ist in den meisten Fällen nicht erkennbar", erklärt der Leiter des Gesundheitsamtes des Kreises Höxter, Ronald Woltering. Er rechnet mit einem weiteren deutlichen Anstieg der Infektionszahlen. Am stärksten betroffen ist aktuell die Stadt Willebadessen. Hier schnellte am Mittwoch die Inzidenz auf 389,82 – 38 aktiv Infizierte an der Egge, davon 15 neue, die binnen 24 Stunden hinzukamen. Macht insgesamt 423. Dazu mehrere hundert Menschen, die in Quarantäne geschickt wurden. Sowie einige Testergebnisse, die noch ausstehen. Und das alles rund um Schulbeginn und den ersten Schultag der i-Dötze. Wie kommt es in der Eggestadt zu einem solch kurzfristigen Anstieg dieser Infektionszahlen? Die Gerüchteküche brodelt, in Sozialen Netzwerken wird rauf und runter diskutiert. Schuldzuweisungen machen die Runde. Schuldzuweisungen machen die Runde Dazwischen versucht Willebadessens Bürgermeister Norbert Hofnagel den Spagat zwischen sachlicher Information und Gemüter-Beruhigung sowie einem Appell an die Solidarität in der Gemeinschaft und Verantwortung eines jeden Einzelnen. &bdquo;Egal was ich mache, es ist jetzt sowieso falsch", sagt er mit Blick auf die Diskussionen der vergangenen Stunden. Ein Dilemma besonders vor dem Hintergrund des Schulbeginns. Auf der einen Seite sei er aufgefordert worden, dass die Stadt als Träger die Schulen schließen möge. Andere Eltern hätten sich erbost an ihn gewandt mit dem Einwurf, er werde doch wohl dem Kind den wichtigen Tag des Lebens nicht vergrätzen wollen. Und nein, betont Hofnagel, Schulen seien in Willebadessen aufgrund der aktuellen Infektionen nicht geschlossen worden. Aber: Einige Eltern sind zum Schulstart aufgefordert worden, ihre Kinder auf freiwilliger Basis in Quarantäne daheim zu lassen, weil bis Mittwoch noch Ergebnisse von Tests fehlten. &bdquo;Vorausschauende Vorsichtsmaßnahmen", nennt er das. Und Augenmaß angesichts des unsicheren Teststatus: &bdquo;Ab Mittwoch kann dann entschieden werden." Die Quellen der Infektionen Es gibt mehrere Quellen der Infektionen, die ausgemacht wurden: Reiserückkehrer aus dem Urlaub, Arbeitnehmer nach dem Betriebsurlaub, aber auch genehmigte Großveranstaltungen inklusive Hygienekonzept, darunter Hochzeiten und Gottesdienste. Es gibt aber auch einen besonderen Infektionsherd: &bdquo;Es haben sich besonders viele ungeimpfte Personen offenbar im Zusammenhang mit einem Gottesdienst und im privaten Umfeld angesteckt. Es sind mehrere Familien mit allen Mitgliedern betroffen", berichtet Ronald Woltering. &bdquo;Es waren ja Veranstaltungen bis 1.000 Personen legal und rechtlich möglich", ergänzt Bürgermeister Hofnagel. &bdquo;Und das Risiko, dass es dann irgendwo einschlägt, ist damit deutlicher als noch vor vier Wochen." Dass es jetzt ausgerechnet Willebadessen getroffen hat? Für Hofnagel zunächst ein Zufall: &bdquo;Der Preis der Lockerungen." Auswirkungen der vergangenen Wochen werde man bald auch anderswo in den Kommunen sehen, ist er sich sicher. »Nicht den Stab über Impfgegner brechen« Deshalb appelliert er an die Bürgerinnen und Bürger: &bdquo;Auch wenn größere, private Veranstaltungen in Innenräumen mit Masken erlaubt sind, so sollten diese trotzdem nach Möglichkeit nach draußen verlegt werden. Hier ist das Verbreitungsrisiko des Virus nachweislich geringer. Allen privaten Gastgeberinnen und Gastgebern muss die Gesundheit ihrer Gäste am Herzen liegen, deshalb bitte ich sie auch um freiwillige Rücksichtnahme." Aber: Er macht auch deutlich, dass es eine bestimmte Anzahl von Menschen gebe, die sich nicht impfen lasse wolle und sich damit der Verantwortung des Einzelnen für die Gesellschaft entziehe und auf die Laumannsche &bdquo;Durchseuchung" setze. Sprich: Infektion – und gut. Ja, er sei definitiv für die Freiwilligkeit und nicht den Zwang zu Impfungen. Dennoch betont er die Eigenverantwortung, Disziplin und Zurückhaltung, aber auch den Aspekt gleiches Recht für alle. Und mahnt zugleich, nicht den Stab über Impfgegner zu brechen. Mittlerweile sind im Kreis Höxter fast 100.000 Menschen bereits das erste Mal geimpft. Das entspricht einer Impfquote von über 70 Prozent. Die Zahl der vollständig Geimpften liegt bei rund 92.000. Das sind rund 66 Prozent der Bevölkerung im Kreis Höxter, teilt die Kreisverwaltung mit. Landrat begrüßt neue Regeln Die neue Coronaschutzverordnung, die ab dem kommenden Freitag gilt, hat eine neue Systematik. Viele Maßnahmenstufen fallen weg. Lediglich die Beachtung der sogenannten &bdquo;3-G-Regel" ist an eine Inzidenz von 35 oder mehr geknüpft. Das dreifache G steht für geimpft, genesen oder getestet. Entscheidend hierfür ist nicht nur die Inzidenz eines Kreises oder einer kreisfreien Stadt, sondern vor allem die Landes-Inzidenz. Sie liegt derzeit in NRW bei 64,4. &bdquo;Ich begrüße die Entscheidung der Landesregierung sehr, nicht mehr allein die Inzidenz einer Region als Maßstab für Öffnungsperspektiven heranzuziehen. Wir haben heute eine ganz andere Lage als noch im Frühling. Das Ziel, unser Gesundheitssystem nicht zu überlasten, erreichen wir dank des Impffortschritts auch mit weniger starken Beschränkungen des öffentlichen Lebens", sagt Landrat Michael Stickeln. Gesundheitsamt stockt Personal auf Vor dem Hintergrund der ansteigenden Neuinfektionen wird das Gesundheitsamt das Personal im Bereich der Kontaktnachverfolgung wieder aufstocken. Leiter Woltering: &bdquo;Im Zusammenhang mit den Ausbruchsgeschehen im Kreisgebiet sind bereits zahlreiche PCR-Tests von Kontaktpersonen erfolgt, deren Ergebnisse aber noch ausstehen. Somit gehen wir davon aus, dass die Zahl der Infizierten in den kommenden Tagen weiter steigen wird." Gleiches gelte für die Anzahl der Menschen, für die Quarantäne verfügt werde.

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