Kurioses und Überraschungen im Wahlkampf im Kreis Höxter

Kreis Höxter. Plötzliche Wendungen gab es in diesem Kommunalwahlkampf im Kreis Höxter schon einige, so dass sich der geneigte politische Beobachter verwundert die Augen rieb. Immerhin: Am Montag gab es keine Überraschungen mehr. Montagabend, 18 Uhr, war Schlussstrich für die Einreichung von Kandidatenvorschlägen. Sowohl für die Bürgermeisterämter der zehn Kommunen, als auch die Räte und den Kreistag. Und natürlich das Amt des Landrates. Es blieb bei den Kandidaten-Ankündigungen der vergangenen Wochen, aber die hatten bereits ausreichend politischen Zündstoff. Auffällig ist beim Blick auf die Bewerber besonders, dass unter den 29 Bürgermeisterkandidaten nur vier Frauen sind. Die Grünen stellen kreisweit mit Martina Denkner nur einen Bürgermeisterkandidaten. Die FDP hat sich nur in Borgentreich tatsächlich auf die Suche gemacht – per Zeitungsannonce – und unterstützt den unabhängigen Kandidaten Peter Maier. Nur die CDU hat es geschafft, in jeder Stadt einen eigenen Bewerber ins Rennen zu schicken. Kurzfristig tagen nun die Wahlausschüsse in den Kommunen, um die Vorschläge zu prüfen und zu bestätigen. Lesen Sie auch: Das sind die Kandidaten zur Kommunalwahl Landratsamt Der Landrat ist nicht nur Chef der größten Verwaltung im Kreis Höxter mit entsprechend großer Verantwortung, sondern auch ein politischer Gestalter. Besonders in einer Zeit, in der der Kreis mit einem dramatischen demografischen Wandel hin zu einer der ältesten Regionen umzugehen hat. Mit der Ankündigung von Friedhelm Spieker im vergangenen November, nach zwei Amtsperioden in den Ruhestand zu gehen, kommt es um diesen Posten wieder zu einer richtigen Wahl – ohne sogenannten Amtsinhaberbonus für einen Kandidaten. Frühzeitig warf der Warburger Bürgermeister Michael Stickeln seinen Hut in den Ring, nachdem er schon im März 2019 angekündigt hatte, dass für ihn nach 16 Jahren als Stadtoberhaupt in der Bördestadt Schluss ist. Lange Zeit sah es nach einem Alleingang für den 51-Jährigen aus, aber das wollte die SPD dann doch nicht zulassen. Nachdem vor sechs Jahren der Kandidat per Zeitungsannonce gesucht werden musste – Karl-Heinz Gaus aus dem lippischen Pivitsheide holte nur 26,8 Prozent – wurden die Sozialdemokraten diesmal in ihren eigenen Reihen fündig und stellten Anfang Juni mit Helmut Lensdorf ihren Kreisvorsitzenden auf. Ähnlich wollten es die Grünen machen: Keine zwei Wochen ist es her, dass sie ihren Kreissprecher Ricardo Blaszczyk nominierten. Nur sechs Tage später der Rücktritt vom Antritt aus persönlichen Gründen. Damit gibt es auf Kreisebene keine Stichwahl. Diese ist nur in Höxter, Nieheim, Marienmünster, Bad Driburg, Warburg und Borgentreich möglich. Höxter In Höxter ist der Wunsch nach Veränderung offenbar groß. Gleich sechs Bewerber gibt es hier um das Amt des Bürgermeisters. Drei Kandidaten sind dabei von den Parteien nominiert und brauchen – ebenso wie der Amtsinhaber – keine Unterstützerunterschriften. So wurde Daniel Razat von der CDU, Ralf Dohmann von der BfH und Klaus Meyer von der AfD aufgestellt. Bürgermeister Alexander Fischer wird dieses Mal nicht von seiner eigenen Partei, der SPD, unterstützt, weil er nach langem Zaudern erst sehr spät angekündigt hatte, noch einmal zur Wahl anzutreten. Die Sozialdemokraten hatten zuvor schon Daniel Hartmann ihre Unterstützung zugesichert. Das hat übrigens auch Auswirkungen auf den Wahlzettel, weil zuerst immer die Parteikandidaten nach den Ergebnissen der vergangenen Wahl genannt werden. So wird Daniel Razat in Höxter ganz oben auf dem Wahlzettel stehen und Amtsinhaber Alexander Fischer hinter Klaus Meyer erst an Position vier, weil nach den Parteikandidaten die tatsächlich Unabhängigen in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet werden, wie Stadtsprecher Sebastian Vogt erklärt. Nieheim Deshalb wird in Nieheim der bisherige Amtsinhaber Rainer Vidal auch zum Schluss auf dem Wahlzettel stehen. Auch hier haben sich die Parteien nach anderen Kandidaten umgesehen, nachdem Vidal im vergangenen Herbst eigentlich angekündigt hatte, nicht mehr kandidieren zu wollen. Der Rücktritt vom Rücktritt kam im Gegensatz zu Höxter in Nieheim wirklich überraschend. Nun hat die Weberstadt gleich drei unabhängige Bewerber, weil nur Elmar Kleine als Parteikandidat antritt. So ist es in Nieheim wahrscheinlich, dass es zum ersten Mal in der Geschichte zu einer Stichwahl kommt – bisher gab es nie mehr als zwei Kandidaten. Wie groß hier der Wählerbonus für den Amtsinhaber ist, lässt sich schwer abschätzen. Bei der letzten Wahl im Jahr 2015 hatte Vidal keinen Gegenkandidaten, bekam nach schwierigen Steuerentscheidungen aber nur 68,8 Prozent Zustimmung. Marienmünster Während in Nieheim viel Unabhängigkeit im Bürgermeisterwahlkampf herrscht, steht in Marienmünster die Verwaltung im Fokus. Denn mit dem Allgemeinen Vertreter Josef Suermann und dem erst im vergangenen Jahr eingeführten Kämmerer Kai Schöttler wollen gleich zwei Mitarbeiter der Verwaltungsspitze den scheidenden Amtsinhaber Robert Klocke beerben. Ihnen gegenüber steht mit der Sozialdemokratin Sybille Mocker-Schmidt nur eine von vier weiblichen Kandidaten. Die junge Mutter engagiert sich seit einigen Jahren im Stadtrat Marienmünsters. Bad Driburg Würde Amtsinhaber Burkhard Deppe nach 2004 (58, 4 Prozent), 2009 (72,7) und 2014 (78,4) zum vierten Mal wiedergewählt, wäre er der dienstälteste Verwaltungschef im Kreis Höxter. Bei jeder Wahl hatte er Gegenkandidaten – diesmal allerdings gleich drei, worunter mit Wilk Spieker (früher Piratenpartei) nur ein unabhängiger Bewerber ist. Spannend ist hier, wie sehr die anderen Parteien den von politisch links nach rechts außen gewechselten AfD-Kandidaten Peter Eichenseher in Schach halten können. Als ehemaliger grüner Landtagsabgeordneter gilt der Bewerber als politisch sehr erfahren. Mögliche Abwahl Wird einer der fünf zur Wiederwahl antretenden Amtsinhaber abgewählt, hat er sofort Anspruch auf ein Ruhegehalt. Das regelt das Landesbeamtenversorgungsgesetz. Die Höhe ist allerdings abhängig von der Dienstzeit, wobei sowohl alle Jahre als Beamter aber beispielsweise auch als Rechtsanwalt angerechnet werden. Letztere Regelung wurde 2016 zwar geändert, aber nur für Bürgermeister, die danach ihr Amt angetreten haben.

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