Kiesbänke und Totholz in Volkmarsen sollen Warburger Ortschaften vor Hochwasser schützen

Volkmarsen/Welda. Auf nordhessischer Seite wird am Hochwasserschutz gearbeitet. Die Twiste bei Volkmarsen mäandert nun optimiert. Im Bereich der Nordhessenhalle wurden Überschwemmungsflächen und Nebenarme angelegt. Eine Renaturierung, die auf ostwestfälischer Seite den Warburger Ortschaften Welda und Wormeln bei Starkregenereignissen zu Gute kommen wird. In Volkmarsen wurde in den vergangenen Monaten der Bachlauf der Twiste im Bereich des Stadtbruchs deutlich verbreitert. Die Kosten rund 530.000 Euro. Geschaffen wurden Retentionsflächen für erwartete Wassermengen, die bei Starkregen die Altstadt von Volkmarsen bedrohen. Insgesamt entstand bei der Renaturierung rund 11.000 Kubikmeter zusätzlicher Auenraum. Die Arbeiten seien jetzt weitgehend beendet, meldet der Hessische Wasserverband Diemel und lud zu einem Ortstermin ein. Konkret wurden Bachbett und Überschwemmungsflächen auf einer Länge von rund 900 Metern um das zwei- bis dreifache der ehemaligen Breite aufgeweitet. Sohlanhebungen verbessern die Strömungsdynamik im Fließgewässer. An mehreren Stellen wurden im verbreiterten Gewässerlauf der Twiste und in den neuen Seitenarmen Kiesbänke eingebaut, die das durch den Bau der Twistetalsperre verringerte Geschiebe im Bachlauf ersetzen sollen, erklärten die Experten des beauftragten Planungsbüros Weber-Ingenieure. Die Kiesbänke dienen künftigen Fischgenrationen, Forellen, Äschen und Groppen als Laichraum und Kinderstube. Totholz bietet Fischen und Kleintieren Verstecke. Lesen Sie auch: Diemel-Renaturierung: Neues Flussbett in Warburg schützt Artenvielfalt Eichen, Erlen, Weiden im Volkmarser Stadtbruch Doch ist die Renaturierung nicht überall gleich zu erkennen. Am augenfälligsten ist der naturnahe Umbau wohl im Bereich zwischen Hundeschule und der Nordhessenhalle. Flutmulde, Hochflutrinnen und Nebengerinne wurden im Bereich des Stadtbruchs unterhalb des Brausewehrs angelegt. Standortgerechte Gehölze wie Eichen, Schwarzerlen und Weiden wurden dort nachgepflanzt. Sie ersetzen die mächtigen Hybridpappeln, die zu Beginn der Renaturierungsarbeiten gefällt worden waren. Bürgermeister Hendrik Vahle regte an, Infotafeln aufzustellen, die Sinn und Zweck des gewaltigen Eingriffs in die Natur mit Baumaschinen erläutern. Unvergessen seien die Szenen vom letzten Sommerhochwasser, als auf der einen Seite Hauseigentümer mit Sandsäcken gegen eindringendes Wasser in ihren Kellern kämpften und auf der anderen Seite Unbeteiligte ganz gelassen ihren Cappuccino in der Eisdiele genossen hätten. Moderne Drohnenaufnahmen hätten das ganze Ausmaß der Überschwemmungen zwischen Twiste und Mühlengraben gezeigt, so Vahle. Neugestaltung hilft, Hochwasserwellen abzuflachen Die neu geschaffenen Retentionsflächen stellen allerdings keinen 100-prozentigen Schutz gegen überflutete Altstadtstraßen dar, merkten die Fachleute an. Sie helfen, die Lastspitzen bei Hochwasserwellen abzufangen. Die Renaturierung werde auch dafür sorgen, dass die Hochwasserlast im weiteren Verlauf des Baches, in Welda, Wormeln und auch in der Warburger Altstadt zukünftig geringer ist. Bei dem Starkregenereignis im Juni 2021 drohte das Twiste-Hochwasser Feuerwehrhaus und Nordhessenhalle, in deren Keller das Volkmarser Stadtarchiv untergebracht ist, zu überschwemmen. Auf dem Sportplatz und im Sportheim stand bereits die Flut, die auch in Privathäusern Schäden hinterließ. Auch 2023 habe der Starkregen gezeigt, dass auch der Twistestaudamm und das Trockenstaubecken nicht verhindern könnten, dass Wasser aus der Aar bei Wetterburg nachfließe. Wenn jedoch die Spitzen gekappt würden, sei den Anliegern schon sehr geholfen. Aus Sicht des Hessischen Wasserbands gelte, dass jede Rückhaltemaßnahme am Oberlauf automatischen den Anliegern am Unterlauf der Diemel helfe, hielt Verbandsvorsitzender Thomas Ackermann fest. Warburger Gemeinde sucht neue Ideen für Hochwasserschutz: Was jetzt geplant ist Wasser aus der Twistetalsperre: Ein Testlauf zeigt den Erfolg Dass die neu geschaffenen Nebenarme und Retentionsflächen funktionieren, habe jüngst ein Probelauf bewiesen, wie die technische Betriebsleiterin des Twistestaudamms, Judith Graef, berichtete. Zur Herstellung des Winterstaus habe die Talsperre eine größere Welle Wasser abgelassen. Dabei habe man in Volkmarsen sehr schön beobachten können, wie das Wasser in die neuen Überlaufflächen geflossen sei. Die derzeit noch verbliebenen Pfützen dienten nun als Lebensraum für Flora und Fauna. Das Projekt &bdquo;Ökologischer Hochwasserschutz an der Twiste“ finanziert sich aus Fördermitteln des Landes Hessen. Etwa 80 Prozent der Kosten deckt das Klimaschutzprogramm des Landes, weitere 20 Prozent stammen aus sogenannten naturschutzrechtlichen Ersatzzahlungen bei Neubauten ohne Ausgleichsmöglichkeiten.

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