Was sich Archäologen im Kreis Höxter von Windradbaustellen und Rhein-Main-Link erhoffen

Warburg/Kreis Höxter. Im gelben Lössboden seien die mehr als 2.000 Jahre alten Hausgrundrisse gut zu erkennbar gewesen, meldeten unlängst die Archäologen des Landschaftsverbandes. Da hatte ein Grabungsteam bei Borgentreich eine eisenzeitliche Siedlung entdeckt. Auf dem Bauplatz eines Windrades. Angesichts des geplant kräftigen Ausbaus der Windenenergie in der Region werden die Altertumsforscher in den kommenden Jahren wohl einiges zu tun bekommen. Und auch der Boden, in dem die Kabel des Rhein-Main-Link verlegt werden, lässt die Fachleute einiges an Funden und Befunden erwarten. Archäologen werden die Arbeiten für den Trassenbau begleiten. &bdquo;Dann wird es Fundstellen geben“, da ist sich Sven Spiong sicher. Das Unternehmen habe eigens eine Fachfirma beauftragt, blickt der Leiter der Bielefelder LWL-Archäologie-Außenstelle auf den Netzbetreiber Amprion. Der Rhein-Main-Link wird vier Gleichstrom-Kabel zum Transport von bis zu acht Gigawatt Offshore-Windenergie von Niedersachsen nach Hessen bündeln. Der Energiekorridor soll ab 2033 die Wirtschaftsregion Rhein-Main stärken und das stark beanspruchte Übertragungsnetz als eine Art Bypass zum bestehenden Netz entlasten. Dabei wird die Trasse auch rund 60 Kilometer längs durch den Kreis Höxter führen. Das Geheimnis um die Warburger Wallburg: Was Archäologen kürzlich entdeckten Derzeit sind im Kreis Höxter Geologen und Archäologen unterwegs Zum Bau gehört es, den Boden zu untersuchen. Bevor die Trasse gegraben wird. Nach derzeitigem Stand wird sie im Süden des Kreises aus Richtung Schweckhausen, Eissen, Großeneder und Nörde kommend unter der B7 und der Diemel hindurch in Richtung Wethen verlegt. Die Planfeststellungsunterlagen sollen 2026 eingereicht werden, Erörterungstermine sind im Jahr 2027 geplant. Derzeit stehen geologische und archäologische Voruntersuchungen auf der Agenda. Spuren der Siedlungsgeschichte: In den vergangenen Jahren hatte es zahlreiche Ausgrabungen in den Kreisen Höxter und Paderborn gegeben. Im Vorfeld neuer Wohn- und Gewerbegebiete und zahlreicher Windräder entdeckten Grabungsteams Siedlungen aus vielen Jahrhunderten. &bdquo;Seit den ersten sesshaften Bauern vor mehr als 7.000 Jahren in der Region“, sagt Spiong. Im Vorfeld der riesigen Bauprojekte sind die Experten gefragt, genauer hinzuschauen, Entdecktes aus vergangenen Jahrhunderten und Jahrtausenden zu bewerten, zu dokumentieren und zu sichern. &bdquo;Bodendenkmal“, so das Stichwort. Welche Geheimnisse stecken im Warburger Bördeboden Die Altertumsforschung habe bestimmte Erwartungen und Vorstellungen, was zu finden sei, bemerkte Spiong vor Kurzem bei einem Vortrag im Warburger Museum im &bdquo;Stern“. Schon vor 7.000 Jahren habe der Desenberg in der Jungsteinzeit als Landmarke die Menschen angezogen. Der fruchtbare Lössboden hatte sie sesshaft werden lassen. &bdquo;Die Dorfgemeinschaften der frühen Bauern siedelten sich in der Nähe von Gewässern an“, hielt der Archäologe aus Bielefeld fest. Siedlungsspuren lassen sich häufig an Quellmulden finden. Es muss nicht der Sensationsfund sein, für die Archäologen sind Keramikreste und kleine, dunkelbraune Verfärbungen genauso interessant. Rückstände hölzerner Pfähle und Pfosten, die in den Boden gerammt, Häuser und Dächer trugen. Um das genaue Alter zu bestimmen, &bdquo;bedarf es weiterer wissenschaftlicher Untersuchungen“, erklärte Spiong. Nach der Grabung beginne die Forschungsarbeit erst richtig. Baustellen für grünen Strom sorgen für Funde Aus der Bronzezeit stammen in der Region nur wenig Funde. Dagegen wurden in den Großsteingräbern Gegenstände aus Kupfer gefunden. Wie die Häuser der Menschen damals aussahen, weiß man nicht so richtig. Auch für die Eisenzeit sind in der Umgebung die Funde spärlich. &bdquo;Aber beim Querschnitt, den die zukünftige Stromtrasse durch die Region ziehen wird, werden wir schon etwas erwischen“, da ist sich der Experte sicher. Scherben, Feuersteine und Metallrückstände geben erste Hinweise. Außergewöhnliches Hobby: Sondengänger aus Warburg zieht Geschichte aus der Erde Dort, wo Amprion den Erdboden untersuchen lässt, Infos zur Bodenbeschaffenheit sammelt, werde später aber nicht automatisch gebaut, betont eine Sprecherin des Dortmunder Unternehmens. Die geotechnischen und archäologischen Untersuchungen seien keine konkrete Bauvorbereitung, sondern würden der Aufklärung der generellen Gegebenheiten wie Topographie, Gewässer, Boden oder Grundwasser, die für die Vorbereitung und Detaillierung der Planung notwendig sei, dienen. Alle archäologischen Arbeiten dienten dazu, die Denkmalsubstanz &bdquo;bestmöglich einzuschätzen“. Das archäologische Erbe bleibe so weit wie möglich im Boden erhalten, &bdquo;während wir wichtige Erkenntnisse für unsere Trassenplanung gewinnen“, heißt es seitens Amprion. Wer weiß, vielleicht ist auch der ein oder andere Sensationsfund dabei, bevor oder wenn die Bagger rollen. Man wird schauen.

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