Die Letzten ihrer Art im Kreis Höxter: Das stille Ende der Telefonzelle

Kreis Höxter. Früher waren sie leuchtend gelb und man konnte darin beim Sprechen die Welt aussperren. Danach waren sie noch eine Zeit lang aus Edelstahl mit einem magentafarbenen Zusatz an der Säule und man war mittendrin während der Gespräche: Telefonzellen, wie man sie landläufig immer nannte. Offiziell hießen und heißen sie öffentliche Fernsprecher. Doch sie sind aus dem öffentlichen Raum verschwunden. Smartphones und Co. übernahmen. Und doch ist die Überraschung groß: Es gibt tatsächlich noch mindestens eine im Kreis Höxter. Im Süden. Mit komplettem Zubehör. Aber mal zurück zum Offiziellen: &bdquo;Von den ehemals über 160.000 öffentlichen Telefonen in Deutschland wurden in den zurückliegenden Jahren bereits über 90 Prozent abgebaut – weil sie niemand mehr nutzte“, erklärt eine Sprecherin der Telekom in Bonn auf Anfrage der Neuen Westfälischen. Der Bedarf an öffentlichen Telefonen sei seit Jahren &bdquo;stark rückläufig“. Lesen Sie auch: Blick in die Gelben Seiten: Unglaubliches aus dem Höxteraner Telefonbuch So viele Telefonzellen gab es Ende 2022 deutschlandweit noch Öffentliche Telefonstellen würden dementsprechend bereits seit Längerem einvernehmlich mit den Kommunen zurückgebaut. &bdquo;Verblieben waren bis Ende 2022 in ganz Deutschland noch rund 12.000 öffentliche Telefone, welche mittlerweile alle abgeschaltet wurden“, erklärt die Sprecherin. In Warburg am Altstädter Marktplatz ist tatsächlich noch eine Edelstahl-Säule stehengeblieben. Mit den Hinweisen: Standort &bdquo;Am Markt“, Standortnummer 564107472704. Und oben an der Säule steht &bdquo;Hot-Spot“. Ein bisschen gammlig mit den Zeichen der Zeit und der Nicht-Nutzung, aber immerhin noch mit Tastenfeld, sogar der abnehmbare Hörer ist noch dran. Aber stumm. Und die Tasten lassen sich drücken. Münz- und Kartenschlitze für Kredit- oder Telefonkarte – ja, so etwas gab es mal gar nicht lange zurück – sind noch da. Ebenso der Hinweis: &bdquo;Notruf kostenfrei“ in Weiß auf Magenta. Der berühmte Spruch der Dame mit dem &bdquo;Blubb“ Und die berühmte Nummer, die jahrelang die meisten wohl hätten im Schlaf aufsagen können, weil die Dame mit dem &bdquo;Blubb“ sie uns in den Kopf gehämmert hatte: die 11833 – genau: Da wurden sie geholfen. Zudem sind die Funktionshinweise zur Geldrückgabe interessant: &bdquo;Kein Münzwechsel“, heißt es dort. &bdquo;Keine Rückgabe des Restbetrages von 0,20 ; 0,50 ; 1 oder 2 -Münzen.“ Stattdessen: &bdquo;Restbetrag nutzen“. Und für Quasselstrippen: &bdquo;Nach kurzem Einhängen des Hörers zweites Gespräch führen oder verbrauchten Betrag nachträglich passend einwerfen. Nicht verbrauchte Münzen werden nach Einhängen des Hörers zurückgegeben.“ Na, wer erinnert sich noch, wie’s geht? Warum das so lange mit dem Abbau dauert Und dann war binnen weniger Jahre alles zu Ende: &bdquo;Die Außerbetriebnahme und der Abbau der öffentlichen Telefone erfolgen schrittweise“, erklärt die Sprecherin der Telekom. &bdquo;Im ersten Schritt wurden Ende November 2022 zunächst die Münzzahlung an den Fernsprechern bundesweit deaktiviert. Ende Januar 2023 wurde auch die Zahlungsfunktion mittels Telefonkarten und somit der gesamte Telekommunikationsdienst an den öffentlichen Telefonen eingestellt.“ Aktuell erfolge der schrittweise Abbau der verbliebenen Geräte. Allerdings würden für den Abbau viele verschiedene Gewerke benötigt: Vom regionalen Energieversorger – welcher zum Teil bis zu einem Jahr von der Beauftragung bis zur Stromlosschaltung des Standortes benötigt – über die Bauämter – welche für jeden Tiefbau eine eigene verkehrsrechtliche Anordnung erstellen müssen – , Baufirmen – die die Stromlosschaltung und Genehmigungen abwarten müssen – und Recycling-Unternehmen sind viele Menschen, Firmen und Ämter am Rückbau beteiligt. Wann Warburg konkret an der Reihe sein wird Die Koordination der Gewerke für Tausende Baustellen sei für alle Beteiligten aufwendig und werde daher noch etwas Zeit in Anspruch nehmen. &bdquo;Wir gehen Stand heute davon aus, dass die letzten öffentlichen Telefone bis zum Ende des Jahres abgebaut sind – alle Stromtrennungen sowie der Abbau sind bereits beauftragt“, erklärt die Sprecherin. Und ergänzt: Wann das Telefon in Warburg konkret an der Reihe sei und wie viele es aktuell im Kreis Höxter noch seien, &bdquo;kann ich jedoch nicht sagen“. In welchem Zeitraum der Abbau der jeweiligen Standorte erfolge, teile die Telekom allen Kommunen rechtzeitig vorab mit. Die Planungen würden fortlaufend an die tatsächlichen Fortschritte angepasst. &bdquo;Wir sind bemüht, den Abbau – auch in Warburg – so schnell es geht abzuschließen“, sagt sie. Dort gibt’s Kultiges rund um die telefonie Noch einen Tipp aus Bonn: Nostalgiker könnten sich in Frankfurt am Main im Museum für Kommunikation weit mehr als 50 Objekte rund um die öffentliche Telefonie ansehen. Gemeinsam mit den Museen für Kommunikation Berlin und Nürnberg gehört es zur Museumsstiftung für Post und Telekommunikation. Infos online unter: www.sammlungen.museumsstiftung.de/oeffentliche-telefonie/

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