Mit Video: Komplizierte Baumaßnahme in der Gütersloher Innenstadt sorgt für Aufsehen

Gütersloh. Sie sind die Relikte eines Zeitalters ohne massentaugliche Smartphones: alte, öffentliche Telefone. In Gütersloh hängen die Apparate an verschiedenen Stellen seit etlichen Monaten funktionslos herum. Denn schon seit 2023, so erklärt die Telekom, hat sie den Dienst an verbliebenen Stelen und Basis-Häuschen eingestellt. Jetzt verschwinden die Geräte im Gütersloher Stadtzentrum ganz. &bdquo;Wir sind damit beauftragt, an insgesamt elf Stellen im Bereich der Innenstadt die Telefonsäulen komplett abzubauen“, erklärt Simon Dean (52). Der früher in Gütersloh stationierte, ehemalige Angehörige des britischen Militärs arbeitet bei der Versmolder Müller GmbH. Das Tiefbauunternehmen entfernt im Auftrag der Deutschen Telekom AG die alten Telefonsäulen und läutet somit in Gütersloh das Ende einer 130 Jahre währenden Ära ein. &bdquo;In Gütersloh wird es dann kein öffentliches Telefon mehr geben“, bestätigt Telekom-Sprecherin Julia Handschuhmacher. Seit Wochenbeginn haben Arbeiter an den verschiedenen Standorten Baugruben ausgehoben, wie etwa auf dem Konrad-Adenauer-Platz am Gütersloher Rathaus. &bdquo;Das sind vorbereitende Maßnahmen für die Stromtrennung“, erläutert der kräftige Mann in der neongelben Arbeitsmontur. Schon am Mittwoch rückten dort und an anderen Örtlichkeiten die Gütersloher Stadtwerke an. Der Stromnetzbetreiber ist dafür verantwortlich, die Kabel zu den Verteilerkästen zu kappen. &bdquo;Danach können wir mit unserem Kran zur Tat schreiten und die Säulen auf den Lkw verladen“, sagt Simon Dean. Lesen Sie dazu: Nutzung in Gütersloh unmöglich: Was passiert mit den Telefonsäulen in der Innenstadt? An diesen Orten in Gütersloh werden die Geräte abgebaut Der Abschied ist kein leichtes Unterfangen: Die insgesamt 3,20 Meter hohe Telekom-Säule neben dem Bücherschrank am Gütersloher Rathaus etwa, ist an einem 400-Kilo-Sockel in den Boden eingelassen und muss zunächst gelöst werden. &bdquo;Stück für Stück werden die Fragmente verladen und dann zu unserer Lagerstätte in Hilter am Teutoburger Wald gebracht“, erklärt der Bauarbeiter. Die Altgeräte werden fachgerecht recycelt. Der Beton wird zerkleinert und wiederverwertet, Edelstahl und Kupferkabel separat gelagert. In ganz Deutschland will die Telekom den Abbau-Prozess bis Ende 2025 abschließen. Von ehemals 160.000 öffentlichen Telefonen wurden in den vergangenen Jahren bereits mehr als 90 Prozent abgebaut, hieß es schon vor Monaten. Aktuelle Zahlen teilt der Bonner Konzern nicht mit. In Gütersloh wie auch andernorts war der Bedarf schon in den letzten Jahren der möglichen Nutzung stark rückläufig. Die Stelen sind selbst für Notrufe nicht mehr relevant, stattdessen oft von Vandalismus gezeichnet. Da zusätzlich seit Änderung des Telekommunikationsgesetzes Ende 2021 keine Verpflichtung mehr zum Betrieb öffentlicher Telefone besteht, werden die Überbleibsel des einstigen öffentlichen Kommunikationsnetzes in Gütersloh nun an elf Stellen zurückgebaut. Vor dem WC am Hauptbahnhof, gegenüber der SB-Bäckerei &bdquo;Backfactory“ in der Fußgängerzone, in der Vennstraße, der Königstraße und weiteren Orten verschwinden zehn Stelen. Ein verbliebenes Häuschen wird an der Marienstraße entfernt. Bis wann der Rückbau in Gütersloh beendet sein soll &bdquo;Zehn Geräte befinden sich in Gütersloh auf öffentlichem Grund, ein Apparat auf Boden der Deutschen Bahn. Da dauert der Prozess vermutlich etwas länger“, weiß Julia Handschuhmacher. Die Telekom-Sprecherin äußert sich zum Verfahren des Abbaus und zum Zeitplan. Für die Demontage der Geräte sind generell viele Gewerke notwendig. In Gütersloh seien aktuell das städtische Bauamt, der Tiefbauer und der örtliche Stromnetzbetreiber zunächst einmal mit der Stromtrennung beschäftigt. Bis Ende nächster Woche sollen alle Stromtrennungen erfolgt sein, erklärt Julia Handschuhmacher am Mittwoch, 8. Oktober. Einige Geräte könnten nach Aussagen der Bauarbeiter schon in den kommenden Tagen komplett verschwinden. &bdquo;Der vollständige Rückbau der verbleibenden elf Telefonhäuschen in Gütersloh wird voraussichtlich im November dieses Jahres erfolgen“, sagt die Sprecherin der Telekom, die in der Dalkestadt nach eigenen Angaben keine Sondernutzungsgebühren für die Flächen zahle. Lesen Sie auch: Ungewöhnlicher Platz im Kreis Gütersloh: Telekom-Tochter entfernt schweres Nest Ein konkretes Datum, wann die letzte Säule endgültig aus Deutschland verschwunden sein wird, kann die Telekom-Sprecherin nicht nennen. Gleichwohl steht Gütersloh in naher Zukunft die Zeitenwende bevor: Dort wurde nach Angaben des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe im Jahr 1895 die erste Stadtfernsprecheinrichtung in Betrieb genommen. Mehr als 130 Jahre danach endet die Epoche, und die öffentlichen Telefon verschwinden aus Gütersloh.

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