Pop-up-Büro: Warburger Bürgermeister-Kandidaten machen Politik im Schaufenster

Warburg. Mit Gesprächsangeboten wenden sich die Kandidaten für das Warburger Bürgermeisteramt direkt an die Bürgerinnen und Bürger. Um sich für die Kommunalwahl vorzubereiten, eröffnete Bewerber Christoph Humburg bereits im vergangenen Herbst eigens ein Wahlkampfbüro inmitten der Stadt. Am Neustadtmarktplatz zeigt er Präsenz. Jetzt zieht Amtsinhaber Tobias Scherf nach. In einem ehemaligen Ladenlokal an der Marktstraße stellte er fast vis-à-vis sein Programm vor. Bei Wahlkämpfen wird selten etwas dem Zufall überlassen. Pop-up-Büros: Was verspricht diese Werbestrategie? Als unabhängiger und parteiloser Kandidat warf Wuppertals Caritasdirektor Christoph Humburg schon frühzeitig seinen Hut in den Ring. In der Hansestadt geboren und aufgewachsen, hegt er für die Zeit nach seinem Eintritt in den Ruhestand politische Ambitionen und tritt ebenso wie Hubertus Kuhaupt von der CDU und Andreas Braunst von der AfD als Herausforderer des Amtsinhabers bei der Kommunalwahl am 14. September an. Ende Oktober scheidet der dann 66-Jährige aus dem Dienst des Caritasverbandes aus. &bdquo;Ich habe mich für Warburg entschieden“, sagt er. In herausfordernden Zeiten wolle er sich in den Dienst seiner Heimatstadt stellen. Dabei wird er von den Warburger Sozialdemokraten, die keine eigenen Bewerber aufstellten, unterstützt. In einer politisch herausfordernden Situation mit einem Rechtsruck in der Gesellschaft, Krieg in Europa, knappen Ressourcen und deutlichen Auswirkungen des Klimawandels brauche es Lösungen vor Ort, sagt Humburg. Es gehe ihm um konkrete lokale Entscheidungen und Maßnahmen, die praktikabel, sinnvoll und sozial ausgewogen seien. Seine Kandidatur hat in der Stadt Aufmerksamkeit erzeugt. Nicht zuletzt wegen seines Wahlkampfbüros, das der Kandidat für das Spitzenamt in der Warburger Verwaltung an der Hauptstraße 50 eröffnete. Lernen Sie den Bewerber kennen: Seit November lädt Humburg jeweils samstags für ein paar Stunden ein. In der Regel von 11 bis 14 Uhr. Jetzt ist auch der Warburger Bürgermeister mit einer Wahlkampfzentrale dabei Jetzt ist auch Tobias Scherf mit einer Wahlkampfzentrale am Marktplatz präsent. Das Format &bdquo;Auf einen Kaffee mit unserem Bürgermeister“, mit dem Scherf seit einigen Wochen über die Dörfer tourt, sei er &bdquo;recht erfolgreich“, wie er sagt. Von einem guten Dutzend Interessierten bis zu 70 Wählerinnen und Wählern, die sich beim Termin in Bonenburg einfanden, reichten die Besucherzahlen bisher. Ein wenig komme es auch auf die Uhrzeit an, merkt Scherf an. Für Dienstag hatte Scherf, der vor fünf Jahren von den Warburger Christdemokraten ins Rennen geschickt wurde und sich jetzt als unabhängiger Kandidat der Wiederwahl stellt, erstmals in das ehemalige Ladengeschäft von Porzellan Wiegand an der Marktstraße 8 eingeladen. Hinter der Schaufensterfront füllen die leerstehende Fläche Luftballons in den Farben der Stadt, blau und weiß, sowie Biergarnituren, Banner, Plakate und eine Videosäule. Die kurzen Clips, die über den Flatscreen hochkantig flimmern, sollen bei Passantinnen und Passanten mit ihren kernigen Botschaften Aufmerksamkeit erregen. Lesen Sie auch: Warburgs CDU wirft Bürgermeister Verletzung der Neutralitätspflicht vor Für alle Warburger Ortschaften ein spezieller Videoclip Im Gegensatz zum Büro Humburgs bleibe seine Wahlkampfzentrale ohne feste Öffnungszeiten, sagt der Kandidat. Doch wer möchte, könne ihn treffen, verweist Scherf auf die Möglichkeit und den Kontakt über die Webseite tobias-scherf.org. Um mit ihm ins Gespräch zu kommen, biete er Termine an, die per E-Mail oder über den in Flyern aufgedruckten QR-Code angefragt werden könnten. Für jede Ortschaft wurde eigens Videoclips produziert und als Impuls fürs Kaffeegespräch in Social-Media-Kanäle wie Instagram und Facebook eingestellt. Auch einen Youtube-Kanal kündigt Scherf an. Bis zur Wahlanalyse werde die Wahlkampfzentrale am Marktplatz vom Team genutzt. In der Räumlichkeit werde um Stimmen geworben, der Wahlkampf und die Bürgergespräche organisiert. Ein Pop-up in der Innenstadt für die Zeit bis zum Urnengang. Aktuell spüre er die Wertschätzung, die ihm und seiner Arbeit entgegengebracht werde, sagt der Amtsinhaber. Vieles, das in den vergangenen Jahren angestoßen worden sei, stecke in der Umsetzung. Er wolle dabei sein, wenn Erfolge konkret und sichtbar werden. Da seien fünf Jahre zu kurz. &bdquo;Ich möchte weitermachen“, bittet er um die Gunst der Wählenden. &bdquo;Motiviert bis in die Fußspitzen.“ Parteilos oder unabhängig: Ein Trend bei Bürgermeisterkandidaten im Kreis Höxter Der Warburger Bürgermeister zieht Bilanz In der kleinen Zentrale, wie Scherf sie nennt, stellt er jetzt sein Wahlprogramm, das Kernaussagen transportiert, vor. &bdquo;Gemeinsam wurde viel erreicht“, betont Scherf die positive Entwicklung von Stadt und Dörfern. Spricht als Beispiele den Schwimmbadbau, die Quartiersprojekte Laurentiushöhe und Zuckerfabrik-Gelände oder den Ausbau des Radwegenetzes an. &bdquo;In finanzpolitisch schwierigen Zeiten“, fügt der studierte Diplom-Ökonom hinzu. Die Summe der Förderungen, die die Stadt in den vergangenen Jahren für ihre Projekte zugewiesen bekam, nennt er &bdquo;rekordverdächtig“. Besonders das Ehrenamt, das es zu fördern und zu wahren gelte, sei ihm ein Herzensanliegen, sagt er. Denn Warburg lebe davon, &bdquo;dass sich viele ihrer Bürgerinnen und Bürger engagieren“. Die Stadt müsse dafür sorgen, dass daraus ein Mehrwert für alle entstehe. Wie beim Programm &bdquo;Demokratie leben!“ Zehn Zukunftsthemen und Ziele hat Kandidat Scherf mit seinem Team ausgemacht und zum Kern seines Wahlprogramms gemacht. Eine Kurzversion präsentiert er im Internet, die Langversion schicke er, wenn gewünscht, gern zu. Kommunalwahl 2025: Christoph Humburg will Bürgermeister von Warburg werden Die Öffnungstermine hängen im Schaufenster &bdquo;Frühzeitig mit den Menschen ins Gespräch kommen, nicht erst sechs oder acht Wochen vor dem Wahltag“, nennt Christoph Humburg die Idee seines Büros gegenüber der Neustadtkirche. Die Räume für Begegnungen und Veranstaltungen habe er gesucht und gefunden. Bis Ende September stehen sie ihm zur Verfügung. &bdquo;Dann gebe ich sie wieder ab, sagt Humburg. &bdquo;Die Menschen kommen mit unterschiedlichsten Themen“, bemerkt er eine &bdquo;mitunter fast schon klassische Sozialarbeit“. Fragen nach der Grundsteuer, dem Café auf dem Neustadtmarktplatz, auch das Pflaster in der Innenstadt ist immer noch ein Thema. &bdquo;Was die Menschen bewegt, nehme ich auf“, sagt Humburg. Die Sprechzeiten im Wahlkampfbüro geben ihm die Gelegenheit. Er spüre ein hohes Maß an Vertrauen, gibt er seine Erfahrung wieder. Allein die Tatsache des Angebotes, beim Kaffee oder einer Brause miteinander zu sprechen, sei viel wert, fühlen sich sowohl Humburg als auch Scherf &bdquo;nah bei den Menschen“. Schreibtisch und Flipchart im hinteren, Sessel, Stuhl und Tisch im vorderen Bereich, eine weiße Bank, die bei Sonnenschein vor der Tür steht: Die Öffnungstermine hängen im Schaufenster. An den Samstagen schauten manchmal nur zwei, manchmal aber auch 15 und mehr Gäste hinein, manch einer blicke aber auch nur durchs Fenster. Dennoch könne er diese Form des Wahlkampfes als Chance für Kandidierende und Wählende empfehlen, hält er fest.

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