Unerwarteter Verlust: Im Warburger Stadtparlament beginnt eine neue Ära

Warburg. Alles andere als langweilig und am Ende eine faustdicke Überraschung: die Kommunalwahl in Warburg. Verliererin ist sicherlich die CDU, die ihre Wahlziele weit verfehlte, Gewinnerin die AfD, so die Bilanz am Tag danach. Ein eindeutiges Ergebnis für den Amtsinhaber: Mit 55,3 Prozent der abgegebenen Stimmen setzte sich am Wahlsonntag Tobias Scherf bei der Bürgermeisterwahl gegen seine Kontrahenten durch. CDU-Kandidat Hubertus Kuhaupt musste eine krachende Niederlage hinnehmen. 24,4 Prozent sprechen eine deutliche Sprache. Abgeschlagen Einzelbewerber Christoph Humburg, der unterstützt von der SPD, nur neun Prozent holte. Gut zwei Prozent weniger als AfD-Mann Andreas Braunst. Im Stadtparlament waren in der Hansestadt 38 Sitze zu vergeben. Die CDU holte 17, die SPD zieht mit sieben ins neue Gremium ein, die Grünen behalten ihre fünf Sitze, die AfD wird ebenfalls mit fünf Mandatsträgern dabei sein. Der Wahlabend brachte gleich drei Sitze mehr für die Partei, die vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft ist, wogegen sie juristisch vorgeht. Die Bürger-Union bestätigte ihr Ergebnis und erhielt wiederum drei Sitze. Die Warburger Liberalen kehren mit einem Ratsherrn zurück. Von den 19 Wahlbezirken holt die CDU 17 direkt, in Calenberg, Herlinghausen, Dahlheim (Wahlbezirk 19) und Bonenburg wurde die SPD stärkste Kraft. Lesen Sie auch: Ein schwerer Abend für die Warburger CDU CDU Im Warburger Rat stellt die CDU seit 50 Jahren die Mehrheit. Felsenfest, so schien es. Doch sind diese Zeiten nun erstmals passé. Mit 46,4 Prozent der abgegeben Stimmen halten die Warburger Christdemokraten zwar noch immer eine satte Mehrheit, aber eben keine absolute mehr. Gegenüber der Stadtratswahl vor fünf Jahren verlieren sie drei Sitze. Auch der Bürgermeister, Vorsitzender des Gremiums, ist nicht mehr in ihren Reihen. .responsive23-Dezx695teWdKo2cj-bar-horizontal-gemeinderatswahl-wahl-complete { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-Dezx695teWdKo2cj-bar-horizontal-gemeinderatswahl-wahl-complete { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-Dezx695teWdKo2cj-bar-horizontal-gemeinderatswahl-wahl-complete { padding-top: 142.86%; } } Eine herbe Niederlage für Hubertus Kuhaupt und die Partei. Der Fraktionschef im bisherigen Stadtrat hat nicht nur die Wahl zum Bürgermeister verloren, er wird auch nicht mehr in den Rat einziehen. Als Direktkandidat in seinem Wohnort hatte die CDU Roberto Fiesseler nominiert. Der Wormelner gewann den Wahlbezirk Welda/Wormeln klar mit 54,8 Prozent der Stimmen. Auf Listenplatz eins abgesichert, der doch wohl ziehen sollte, reichte es am Ende für Kuhaupt nicht. Die neue christdemokratische Fraktion wird sich neu orientieren müssen. Hatte die CDU bei der Ratswahl 2020, damals mit Tobias Scherf als Kandidat an der Spitze, noch 51,8 Prozent errungen, rutschte die Partei in der Gunst der Wählerinnen und Wähler weit ab. Kandidat der Warburger CDU zu sein, ist kein Selbstläufer mehr. Die Stimmenverluste schmerzen. &bdquo;Wir werden das Ergebnis analysieren und über die Folgen diskutieren“, sagt Stadtverbandsvorsitzender Rainer Kobusch. Sicherlich sei die Enttäuschung groß. Mit seiner Kompetenz und Erfahrung sei Kuhaupt jemand, der fehlen werde. Doch nehme die Partei den Wählerauftrag ernst und schaue, &bdquo;dass es Warburg gut geht“, blickt Kobusch vor allem auf die Rechtspartei, die ihren Stimmenanteil verdreifachte. Auch interessant: Wird in Warburg der Bürgermeister das Parteibuch abgeben müssen? SPD Mit dem Ergebnis der SPD zeigt sich Partei-Chef Patrick Engelbracht zufrieden. In den Ortschaften zwei Direktmandate geholt zu haben, sei ein Erfolg, auf den die SPD lange habe warten müssen. Und erneut mit sieben Frauen und Männern in den Stadtrat einzuziehen und dort vertreten zu sein, spreche für eine lebendige Sozialdemokratie in Warburg. Doch in den Wahlbezirken der Kernstadt gegenüber der Kommunalwahl 2020 an Stimmen und Prozentpunkten verloren zu haben, nerve, merkt er selbstkritisch an. Damals hatte Eric Volmert für die SPD als Bewerber im Ringen um den Chefsessel im Rathaus stattliche 38 Prozent errungen. Für den neuen Rat kündigt Engelbracht den Willen zur &bdquo;konstruktiven Zusammenarbeit mit allen demokratischen Parteien“ an. Grüne Entgegen dem landesweiten Trend behaupteten sich im Stadtrat die Warburger Grünen. Sie verlieren bei der Wahl mit nur einem Prozentpunkt gering und behalten nach dem Erfolg 2020 ihre fünf Sitze. Dabei hatten sie nach den landesweiten Prognosen anderes befürchtet. Sprecherin Doris Hauck verweist auf die engagierte Arbeit in Rat und Ausschüssen, die von den Wählenden guttiert wurden. Mittlerweile habe sich die Partei ein Stammwähler-Potenzial erarbeitet. Doch auf diesen Lorbeeren wolle sich im Team der Bündnisgrünen niemand ausruhen. Bürger-Union &bdquo;Unsere drei Ratsplätze haben wir gehalten“, freut sich Detlef Schlaß, Vorsitzender der Bürger-Union (BU), über die 6,8 Prozent. Die BU hatte bei der Bürgermeisterwahl Tobias Scherf favorisiert. &bdquo;Und das hat funktioniert“, blickt Schlaß auf das Ergebnis. Jetzt freue man sich auf eine gute Zusammenarbeit, auch um Mehrheiten zu suchen, &bdquo;die etwas für Warburg bewegen“. Besonders viele junge Menschen hätten sich der BU zugewandt, hält er fest. FDP Die Warburger Liberalen stellen mit Christian Menke wieder ein Ratsmitglied. In der abgelaufenen Wahlperiode hatte Melanie Eichert, die 2020 als Vorsitzende des Ortsverbandes für die FDP ins Gremium gewählt wurde, nach innerparteilichen Querelen das Parteibuch gewechselt und war der SPD-Fraktion beigetreten. AfD Mit einem Stimmenanteil von 13,0 Prozent gehört die AfD in Warburg wie auch landesweit zu den Gewinnerinnen. In absoluten Zahlen waren es 1.537 Frauen und Männer über 16 Jahre, die in der Stadt und den Dörfern das Kreuzchen bei einer Partei setzten, die als gesichert rechtsextrem gilt. Sie wehrt sich dagegen und profitiert vom wachsenden Zuspruch. Da lief auch der Wahlkampf in Warburg fast von allein. Aufmerksamkeit war den rechten Ratskandidaten der Partei, in der brandgefährliche Menschen an Einfluss gewinnen, gewiss. Bisher zwei Sitze, jetzt fünf, so das Ergebnis. &bdquo;Wir hatten mit ein, zwei Prozent mehr gerechnet“, sagt Spitzenkandidat Andreas Braunst selbstbewusst. Das primäre Ziel, die Mehrheit der CDU zu brechen, sei aber erreicht. Braunst kündigt für die Ratsarbeit in Warburg &bdquo;fünf turbulente Jahre“ an. Liveticker zur Wahl: Alle Entscheidungen und Stichwahlen im Kreis Höxter

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