Kirchen

Pfarrhaus in Borgentreich: Caritas-Pflegedienst wird neuer Mieter

Ein ambulanter Pflegedienst zieht von Warburg nach Borgentreich und koordiniert von dort aus den Einsatz. Dagegen stehen weitere Immobilien der evangelischen Kirche kurz vor dem Verkauf.

Das ehemalige Pfarrhaus am Lehmberg in Borgentreich. | © Dieter Scholz

Dieter Scholz
12.06.2025 | 12.06.2025, 12:00

Borgentreich. Ins leer stehende Borgentreicher Pfarrhaus zieht schon bald neues Leben ein. Der Mietvertrag beginnt in der kommenden Woche, sagt Kirchmeister Josef Schrader auf Anfrage. Mit einem ambulanten Pflegedienst habe die evangelische Kirchengemeinde eine passende Nachnutzung gefunden. Und auch für die Immobilien, die im Warburger Land veräußert werden sollen, scheint es ernsthafte Interessenten zu geben.

Rund 150 Quadratmeter umfassen die beiden Etagen des Gebäudes am Lehmberg in der Orgelstadt. Dazu die Kellerräume. Angedockt sind seine Mauern an das „Katharina-von-Bora-Haus“, das Gemeindezentrum der evangelischen Kirche in Borgentreich. Zuletzt hatten in dem Haus Pfarrer Kai-Uwe Schroeter mit seiner Frau und Pfarrerin Melanie Hellmers gewohnt. Die Schroeters waren 2021 ausgezogen, nachdem der Geistliche nach vier Jahren des Dienstes in der Börde eine neue Stelle im Ruhrgebiet angetreten hatte. Melanie Hellmers hatte die Gemeinde im November 2023 nach zwei Jahren wieder verlassen. Seitdem stand das evangelische Pfarrhaus zwischen dem „Katharina-von Bora-Haus“ und der Martin-Luther-Kirche gegenüber der Schützenhalle leer.

Zeitweise war das Haus für ein Kirchenasyl genutzt worden. „Doch eine längere Folgenutzung war für uns als Eigentümer nicht zu sehen“, sagt Schrader. Das Presbyterium suchte nach Lösungen.

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Jetzt zieht die Caritas in die Warburger Börde

Jetzt zieht die Caritas Pflegestationen (CPS) im Verbund der Katholischen Hospitalvereinigung Weser-Egge (KHWE) ein. Sie werde das Gebäude für die Pflegestation und für Büros nutzen. „Für uns ein großer Gewinn“, schreibt Kirchmeister Schrader im neuen Gemeindebrief. Zum einen sei der Leerstand beseitigt, „und zum anderen haben wir einen professionellen Partner in Sachen Pflege und Versorgung in Borgentreich und Umgebung an der Seite gewonnen“. Doch bevor der Dienst in den Räumlichkeiten beginne, solle renoviert werden, bemerkt Schrader.

„Schmerzhaft“: Hier will eine Kirchengemeinde im Kreis Höxter den Rotstift ansetzen

Aktuell befinden sich die Büroräume des ambulanten Pflegedienstes im Altkreis Warburg, von denen aus die Hilfe organisiert wird, in Warburg am Paderborner Tor. Aufgrund von Eigenbedarf des Vermieters sei ein Umzug notwendig geworden, auch seien die Räumlichkeiten „für unsere Zwecke insgesamt zu groß gewesen“; Isabell Waschkies, Sprecherin der KHWE. Der Umzug sei für Ende Juli geplant.

Mehr als 1.300 Klientinnen und Klienten

Nach ihrem Selbstverständnis sind die Caritas Pflegestationen seit mehr als 20 Jahren „ein verlässlicher Partner in der häuslichen Versorgung von Menschen“ im gesamten Kreis Höxter und darüber hinaus. „Unser oberstes Ziel ist es, unseren Klienten ein selbstbestimmtes Leben in ihrem gewohnten häuslichen Umfeld zu ermöglichen“, sagt Isabell Waschkies, Sprecherin der KHWE. CPS-Stationen sind in Bad Driburg, Beverungen, Höxter und Steinheim zu finden. Aktuell werden kreisweit und auch in angrenzenden Ortschaften über die Kreis- und Landesgrenze hinaus mehr als 1.300 Klientinnen und Klienten versorgt.

Das ehemalige Pfarrhaus am Lehmberg in Borgentreich teilt sich mit dem Gemeindezentrum "Katharina von Bora" eine Mauer. - © Dieter Scholz
Das ehemalige Pfarrhaus am Lehmberg in Borgentreich teilt sich mit dem Gemeindezentrum "Katharina von Bora" eine Mauer. | © Dieter Scholz

Mit dem Umzug von Warburg nach Borgentreich werde sich das Einzugsgebiet nicht verändern, sagt Waschkies. Der ambulante Pflegedienst biete auch weiterhin ein umfassendes Leistungsspektrum, das individuell auf die Bedürfnisse der Klientinnen und Klienten zugeschnitten sei. Feste Ansprechpartner, qualifiziertes und spezialisiertes Fachpersonal von der Grundpflege über die medizinische Behandlungspflege bis zur Palliativpflege für Menschen in der letzten Lebensphase. Dazu beraten die Mitarbeitenden zu allen Aspekten der Pflegesituation, einschließlich Antragsstellung, Finanzierung und Pflegeeinstufung und unterstützen bei alltäglichen Aufgaben wie dem Einkauf oder der Hilfe im Haushalt. Zudem stellt der Caritas-Pflegedienst einen 24/7-Hausnotruf bereit.

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Ein Interessent für das Rimbecker Kirchhaus

Auch in den Verkaufsbemühungen für die Gemeindehäuser in Willebadessen und Rimbeck sowie das dortige Kirchhaus sind die Verantwortlichen einen Schritt weiter. Einige Interessenten haben sich gemeldet, sagt Schrader. Der Kirchmeister und Baukirchmeister Holger Wilhelm aus dem Presbyterium haben Bewerbungen ausgewertet und führen derzeit Verhandlungen, die bei den Rimbecker Liegenschaften schon recht weit gediehen sind. Ein Interessent möchte Kirchhaus und alte Schule als Ensemble erwerben. Im Presbyterium ist beschlossen, am Sonntag, 29. Juni, noch vor den Sommerferien den Kirchsaal zu entwidmen, der Verkauf solle im Sommer dann per Vertrag abgewickelt werden, sagt Schrader. Weitere Einzelheiten wollte er nicht nennen.

Für viele der Gläubigen sicherlich ein schmerzhafter Abschied, sagt Pfarrerin Patrizia Müller. Ende Mai hatte in Rimbeck eine Gemeindeversammlung stattgefunden, bei der Prozess thematisiert worden sei. Der Abschied von einem denkmalgeschützten Gebäude, „in dessen Mauern und Ritzen so viele Erinnerungen, prägende biografische Ereignisse, fröhliche Stunden und emotionale Trauerfeiern hängen“.