Wie Zeitzeugen aus dem Kreis Gütersloh das Ende des Zweiten Weltkriegs erlebt haben

Schloß Holte-Stukenbrock. Am 8. Mai 1945 jährt sich zum 80. Mal das Kriegsende. Einschneidender für die Bürgerinnen und Bürger in Schloß Holte-Stukenbrock und den meisten Regionen in OWL waren die Tage Anfang April. Die US-Truppen näherten sich in einer Zangenbewegung und kamen in Schloß Holte und Stukenbrock am 1. und 2. April 1945, Ostersonntag und -montag, an. Anlässlich des 80. Jahrestags erinnert die &bdquo;Neue Westfälische“ anhand von Zeitzeugenberichten daran. Die Berichte stammen überwiegend aus dem Buch &bdquo;Aus der Geschichte des Nationalsozialismus in der Gemeinde Liemke“ von Heimatforscher Günter Potthoff. Der Nachfolgeband über Stukenbrock ist gerade in Arbeit und kann bei ihm schon vorbestellt werden. Lesen Sie auch: Das Kriegsende am Karfreitag 1945 in Wiedenbrück - zwei Historiker erinnern Der Ruhrkessel Grund der Zange war das Vorhaben des US-Militärs, das Ruhrgebiet, eines der wichtigsten Industrie- und Rüstungsgebiete des Dritten Reichs, in eine Kessellage zu versetzen. Den Ruhrkessel. Nördlich des Ruhrgebietes drangen die Truppen von Wesel, dem Münsterland und Gütersloh vor, sagt Josef Artmann von der Stukenbrocker Geschichtswerkstatt. Die südliche Zangenbewegung erfolgte vom Brückenkopf Remagen, der einzig intakten Brücke in US-Hand über den Rhein. Von dort weiter über Siegen in Richtung OWL. Die Stalag-Gefangenen haben am 31. März das Lager unter ihre Kontrolle gebracht, die deutschen Wachmänner verschanzten sich auf den Türmen ringsum mit Nahrungsvorräten, bis die Amerikaner eintrafen. Pastor Anton Bangen Ostersonntag 1945, der 1. April. In Stukenbrock-Senne waren die Menschen auf dem Weg zur Kirche, als ihnen Pastor Anton Bangen entgegenlief, um zu erzählen, dass die Amerikaner kommen. Der Ostergottesdienst fiel aus. Die Soldaten kamen von Nordwesten nach Stukenbrock, das beobachtet der 14-jährige Heinz Tölke. Seine Familie lebte schon damals im Haus an der Hauptstraße. Heute befindet sich ganz in der Nähe ein Kreisel mit dem markanten Safariland-Elefanten. Heinz Tölke hatte am 27. März 1945 begonnen, die Kriegsereignisse in einem Tagebuch zu notieren. An diesem Tag wurde Paderborn von den Bombern der britischen Armee zu 85 Prozent zerstört. Selbst in Stukenbrock habe die Erde gebebt. Weitere Zeitzeugen haben die vielen Flugzeuge am Nachmittag nach Paderborn fliegen sehen. Auch hier sollen einige Bomben abgeworfen worden sein. Am Ostermontag beobachtete Pastor Bangen die Geschehnisse vom Kirchturm der St.-Achatius-Kirche aus. Weitere Amerikaner kamen, diesmal von Süden, aus Richtung Paderborn. Die Wachsoldaten des Stalag ergaben sich ihnen kampflos. Werner Dresselhaus, Jahrgang 1932 Werner Dresselhaus berichtet unter anderem, dass der Fahrer eines SS-Mannes ihn öfter mit dem Auto mitnahm. Die SS-Leute trafen sich häufig in der Gaststätte Dresselhaus. &bdquo;Karfreitag, 30. März 1945, fuhren wir, der Fahrer, der SS-Mann und ich auf der Sender Straße. Und da kamen russische Kriegsgefangene über die Straße. Sie gingen in Blocks, immer so 20 Stück und dazwischen waren deutsche Posten.“ Als ein Gefangener zum Landerbach hinunter sprang, um Wasser zu holen, stieß ihm ein Wachposten mit dem Gewehrkolben den Kopf blutig. Der SS-Mann sagte zu dem 12-jährigen Werner Dresselhaus: &bdquo;Pass mal auf, was ich mit dem mache.“ Er nahm den Jungen an die Hand, ging mit ihm zum Bach und schoss dem Gefangenen zweimal in den Kopf. Den ängstlichen Blick des Gefangenen konnte Werner Dresselhaus nie vergessen. Herta Bröckling, geb. Brüelheide Herta Bröckling lebte von 1934 bis 1956 in einem Nebengebäude des Schlosses. Sie erinnert sich gut daran, dass Ende 44 und im Frühjahr 45 oft Bombenalarm gegeben wurde und die Bewohner dann in den Schlosskeller flohen. &bdquo;Die Amerikaner kamen am 1. April 1945 von Kaunitz durch den Holter Wald und fuhren bis zum Holter Bahnhof durch. Dann kamen sie zurück. (Die Amerikaner wollten weiter nach Oerlinghausen, trafen dort aber auf Widerstand, kehrten um und verschanzten sich im Holter Wald, Anmerkung der Redaktion). Da auf dem Schloss und den Nebengebäuden keine weiße Fahne gehisst worden war, stellten die Amerikaner rund um das Schloss Maschinengewehre auf.“ Am Ostermontag durchbrach ein Panzer das abgeschlossene Eingangstor, berichtet Herta Bröckling, und sechs weitere Panzer fuhren auf den Schlosshof. Soldaten stürmten ihre Wohnung, alle Bewohner mussten sich mit dem Gesicht zur Wand stellen, während die Wohnung durchsucht wurde. Das Bild ihres Bruders in Luftwaffenuniform zerstörten die Soldaten. Innerhalb von zwei Stunden musste die Familie die Wohnung räumen. &bdquo;Wir zogen mit ein paar Habseligkeiten in ein an der Holter Hütte stehendes altes Backhaus, in dem Kunstdünger gelagert wurde.“ Nach zwei Tagen durften sie zurück und mussten zwei weitere Familien aufnehmen. Olga Tenge-Rietberg und das Ehepaar Thoma kamen in der Scheune unter, weil die Amerikaner im Schloss eine Kommandantur einrichteten. Ferdinand Brok, damals acht Jahre alt &bdquo;Als 1945 die amerikanische Panzerspitze schon kurz vorm Schloss war, standen mein Vater und ich an der Straße (Rosenstraße) und beobachteten zwei große Lkw voller deutscher Soldaten, die von der Schule kamen und beim Schloss auf die Straße nach Oerlinghausen wollten, um den Gegnern zu entkommen.“ Der Vater warnte, dass sie direkt auf die Amerikaner treffen würden. Lesen Sie auch: Wie der 2. Weltkrieg in Gütersloh endete - eine Chronik Sie sollten lieber den Postweg über den Holzplatz am Sammelteich nehmen. Das taten sie. &bdquo;So hat mein Vater eine mögliche Katastrophe verhindert.“ Als die Broks eine Dachlatte aus dem Sägewerk zum Hissen einer weißen Fahne holen wollten, schossen die US-Truppen mit Maschinengewehren über die Wiesen vom Schlosskrug aus. &bdquo;Wir warfen uns zu Boden, die Einschläge waren in der Wand deutlich zu sehen.“

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