Warburg: Seit Samstag volljährig - so erlebt ein Erstwähler die Wahl

Warburg. Ein wenig verschlafen ist er dann doch. Auf der Party ist es etwas später geworden. Da hat er mit Freunden kräftig gefeiert. Seinen 18. Geburtstag. Seit Samstag ist Jonas Dick volljährig. An diesem Sonntag geht er erstmals wählen. In der Wahlkabine, so sagt er, werde er hellwach sein. Demokratie sei ihm wichtig. Im Johann-Conrad-Schlaun-Berufskolleg in Warburg arbeitet er im Vorstand der Schülervertretung (SV) mit. Doch schon zu Sekundarschulzeiten hatte er sich gesellschaftspolitisch engagiert. Die Schule am Stiepenweg ist Mitglied im Netzwerk &bdquo;Schule gegen Rassismus - Schule mit Courage“. Damals habe ihm das Programm eine Menge Möglichkeiten eröffnet, sich über das Thema zu informieren, sagt er. Auch außerhalb des Unterrichts. Jeder, der es könne, solle sich in die Gemeinschaft einbringen, merkt Dick an. Dem jungen Warburger ist es bei Weitem nicht egal, was um ihn herum passiert. Die SV sei schon ein recht relevantes Gremium, in dem Themen angesprochen und vorangebracht werden könnten, sagt er. Mithilfe der Stimmen, die eingeholt werden. Über die Köpfe der Schülerschaft hinweg werde nichts entschieden, betont er. Aktuelles zur Wahl: Liveticker zur Bundestagswahl im Kreis Höxter Der junge Warburger moderierte Podiumsdiskussion vor der Wahl Auf der Bühne des Pädagogischen Zentrum hatten kurz nach den Weihnachtsferien die Direktkandidaten des Wahlkreises 135 gut 550 jungen Menschen aus den weiterführenden Schulen der Hansestadt Rede und Antwort gestanden. Dick hatte das Podium moderiert. &bdquo;Die Unterschiede zwischen den Parteien wurden deutlich“, sagt er. &bdquo;Deutlich wurde aber auch, dass zwischen ihnen zum Teil Welten liegen.“ Jede und jeder im Publikum habe sich eine eigene Meinung bilden können. Das möchte er heute betonen. Lesen Sie auch: Bundestagswahl: Warburger Jugend nimmt Kandidaten ins Visier Eine gute Vorbereitung für die Stimmabgabe. Den Statements und der anschließenden Fragerunde habe man gut folgen können. &bdquo;Insgesamt eine sehr aufschlussreiche Runde“, bewertet der SV-Vorstand. Dick ist auf dem Weg zum Abitur. Lehrer möchte er werden. &bdquo;Englisch und Geschichte“, nennt er die Fächer. Die hätten ihn immer schon interessiert und Spaß gemacht. Partei-Positionen zu kennen, helfe die Wahl zu treffen Die Beteiligung an der Diskussion mit den Direktkandidaten gebe ein gutes Beispiel dafür ab, &bdquo;dass junge Menschen der großen Politik auch Aufmerksamkeit schenken“. Und &bdquo;face to face“ seien Ansichten einzelner besser nachzuvollziehen. &bdquo;Man versteht vieles besser.“ Später wurde im Politikunterricht das von den Schülerinnen und Schülern Gefragte und das von den sechs Kandidatinnen und Kandidaten Gesagte gemeinsam analysiert, in Klassenzimmern und auf dem Pausenhof weiter diskutiert. &bdquo;Die Positionen der Parteien zu kennen, sich mit ihnen auseinanderzusetzen und sich eigene Gedanken zu machen, um eine echte Wahl treffen zu können“, sagt Dick und blickt im Foyer des Jugenddorfes, seinem Wahllokal, ins Rund. In den kurzen Wochen des Wahlkampfs seien die der Kanzlerkandidaten Scholz, Merz, Habeck und Weidel bei ihren medialen Auftritten &bdquo;mehr oder weniger überzeugend, mehr oder weniger überraschend rübergekommen“, zieht der junge Warburger ein weiteres Fazit. Der Freundeskreis, die Familie spielten bei der Entscheidung, an welcher Stelle das Kreuzchen machen, auch eine Rolle. Unterschiedliche Blickwinkel, auch wenn die eigene Meinung bereits feststehe: Der stete Blick aufs Handy, um die neuesten Nachrichten nicht zu verpassen. &bdquo;Wenn etwas in der Welt passiert, betrifft uns das alle“, ist Dick sicher. Klimawandel sei noch wichtiger als die Migrationsdebatte Ganz oben habe bei den Jugendlichen das Thema Migration gestanden. &bdquo;Und die Messerangriffe.“ Sympathie erweckten Parteien, &bdquo;die dies brandaktuelle Meldungen direkt ansprechen“. Das nehme er wahr. Untergegangen sei dagegen das Thema Klimawandel. &bdquo;Vielleicht doch noch wichtiger als die Migrationsdebatten“, sagt er nachdenklich. Jugendliche seien schon geneigt, die AfD zu wählen, gibt er dann ein Gefühl wieder. Die Skepsis gegenüber der rechtspopulistischen Partei schwinde auch, &bdquo;weil sie in den sozialen Medien, auf Instagram und TikTok mit lustigen Videos über ernste Themen viel mehr vertreten sind“. Er denke, dass es nicht auf alles eindeutige Antworten gebe. Allerdings wisse er auch, &bdquo;dass sich sehr viele mit einfachen und direkten Antworten zufriedengeben“. Lesen Sie auch: Diese Kandidaten treten für den Kreis Höxter bei der Bundestagswahl 2025 an Wer erstmals seine Stimme abgeben könne, habe nicht nur das Recht, &bdquo;sondern hat auch eine Verantwortung“, sagt er im Anschluss an den Urnengang. Jede Stimme werde benötigt, um die Demokratie zu stärken. Jonas Dick war einer von insgesamt 664 weiteren jungen Warburgerinnen und Warburgern, die im Stadtgebiet bei dieser Bundestagswahl unter die Kategorie Erstwähler fielen. Erstwählerin in Warburg: &bdquo;Es geht um meine Zukunft“ Hanna Lippe gehört auch dazu. &bdquo;Es geht um meine Zukunft“, sagt sie, den Stimmzettel in der Hand. Der 18-jährigen Studentin der Geowissenschaften sind die Fragen zum Klimawandel wichtig. Das Thema sei im Wahlkampf nicht so präsent gewesen, &bdquo;wie ich mir das gewünscht hätte“. Tausende andere Erstwählern fühlen sich dagegen um ihr Wahlrecht betrogen. Der Grund: Sie sind bei der vorgezogenen Bundestagswahl nach dem Ampel-Aus keine 18 Jahre alt und damit nicht wahlberechtigt. Hätte die Wahl wie geplant Ende September stattgefunden, hätten sie dagegen ihr Kreuz machen dürfen. &bdquo;Wir schätzen, dass rund 85.000 potenzielle Erstwähler in NRW durch die vorgezogene Neuwahl nun doch nicht an der Bundestagswahl 2025 teilnehmen dürfen“, antwortet der Landesbetrieb IT NRW auf eine Anfrage der &bdquo;NW“.

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