Bundestagswahl: Warburger Jugend nimmt Kandidaten ins Visier

Warburg. Der Wahlkampf im Kreis Höxter geht in die heißen Phase: Den sechs Kandidaten auf der Bühne standen im Publikum gut 550 Jugendliche gegenüber. Das Warburger Berufskolleg hatte zur Diskussion mit den Direktkandidaten der Bundestagswahl ins Pädagogische Zentrum (PZ) eingeladen. &bdquo;In Kooperation mit der Sekundarschule“, sagt Kollegleiter Matthias Gehle. Zum einen sollten die Schülerinnen und Schüler aus den beiden Bildungseinrichtungen und der beiden Warburger Gymnasien die Bewerber kennenlernen, zum anderen die Gelegenheit nutzen, ihnen auf den Zahn zu fühlen. Eine erste Podiumsrunde der Bewerber im Wahlkreis Höxter-Gütersloh III-Lippe II im kurzen Wahlkampf um das Bundestagsmandat. Bis zum Urnengang bleiben wenige Wochen: Am Sonntag, 23. Februar, wird abgestimmt. Sich nicht allein über Social-Media-Kanäle zu informieren, das findet Schulleiter Gehle wichtig. Den Auftrag einer politischen Erziehung zur Demokratie betont Sekundarschulleiterin Claudia Güthoff. Die jungen Menschen sollten um die Positionen der einzelnen Parteien wissen und lernen zu unterscheiden. Sechs Kandidaten aus dem Kreis Höxter stellen sich den Fragen Jonas Dick hatte im Team mit Birgit Dellwig von der Schulberatungsstelle Kreis Höxter die Moderation übernommen. Den Schülersprecher des Johann-Conrad-Schlaun-Berufskollegs wiederzusehen, freute Güthoff. Dick hatte bereits an der Sekundarschule die Schülerschaft als Sprecher vertreten. Christian Haase (CDU), Katrin Freiberger SPD), Anne Rehrmann (Grüne), Dennis Niedermark (FDP) sowie Petra Riedel (Linke) und Klaus Lange (AfD) stellten sich den Fragen. Die Vorstellungsrunde im Schnelldurchgang: Auch zwei Minuten sind nicht allzu viel Zeit, um sich mit Namen, Alter, Beruf, Werdegang und politischen Interessen zu präsentieren. Um bei den Parteien Ein- und Vorstellungen abzuklopfen, drehten sich die zuvor an die Bundestagskandidaten versandten Fragen um die Themenbereiche Wirtschaft, Energie und Energiewende, Innere Sicherheit, Rente, Verteidigung, Russland und Ukraine. Diesmal gab es eine Minute Mikrofonzeit für das halbe Dutzend Wahlkämpfer. Nicht viel, um umfassend zu antworten. Da blieb es oftmals bei den einen bei Stichworten und bei den anderen bei schlanken Parolen. Spannende Fragerunde in Warburg Die Jugend sei &bdquo;politischer, als viele denken“, hatte Petra Riedel (50) aus Lippe an der Eingangstür des PZ gesagt. Demokratie sei für sie eine Herzensangelegenheit, hielt sie später vor den Jugendlichen fest. Christdemokrat Christian Haase (58), haushaltspolitischer Sprecher seiner Fraktion im Bundestag, betonte in der Wirtschaftspolitik sein besonderes Eintreten für den Mittelstand und die ländlichen Räume. Dennis Niedermark (36) stellte sich als &bdquo;das Küken in der Runde“ vor. Ein Freund der Schuldenbremse zu sein, bekannte der Liberale aus Niesen. Katrin Freiberger (48), Sozialdemokratin aus Augustdorf, freute sich, in viele interessierte Gesichter zu blicken. Und zeigte sich kämpferisch. Wirtschafts- und Finanzpolitik müsse &bdquo;solidarischer werden“, so ein Credo. Dass die Grünen bei der Energie auf Sonne und Wind setzen, ist kein Geheimnis. Anne Rehrmann (61) asu Löwen, einst selbstständige Unternehmerin und jetzt beim Landesverband der Regionalbewegung tätig, forderte den Ausbau der Netze. Zackig die Worte von AfDler Klaus Lange (63), der seine Antworten, die er sich als Punkte notiert hatte, vom Blatt ablas und markig vortrug. Innerhalb der vorgegebenen Minute zu bleiben, das war für den ehemaligen Zeitsoldaten und heutigen Berufskraftfahrer aus Neuenheerse kein Problem. &bdquo;Richtig spannend wurde es erst, als sich die Fragerunde öffnete“, sagt Moderator Dick. Besorgte Fragen zu häuslicher Gewalt Die Schüler erweiterten den Horizont um Debatten, die aktuell in der Politik geführt werden. Wie geht es weiter mit Syrien und den Fragen um Migration und Rückführung, der Krieg im Nahen Osten, die Meinung zu Russland und der Ukraine, Mindestlohn, Vermögenssteuer. Abtreibung, Gewalt gegen Frauen, Todesstrafe die weiteren Themen. Spaß habe es gemacht, sagt der Bundestagsabgeordnete aus Beverungen. Zu sehen, wie junge Menschen unterschiedliche Positionen unterschiedlich wahrnehmen. Zu hören, was sie beschäftige. Ihnen sei der gesellschaftliche Zusammenhalt im Staat wichtig, bilanziert Haase. Aber auch ihre besorgten Fragen zu häuslicher Gewalt sollten ernst genommen werden. Die Skepsis ist groß Zu Beginn sei er mächtig nervös gewesen, bekennt Moderator Jonas Dick. Doch habe ihn im Verlauf das &bdquo;selbstbewusste Auftreten der Politiker“ immer sicherer gemacht. Und die offene Fragerunde habe Dynamik ins Podium gebracht. &bdquo;Die Unterschiede zwischen den Parteien wurden deutlich, dazwischen liegen zum Teil Welten“, sagt der 17-Jährige. Jeder und jede habe tiefere Einblicke gewinnen und sich eine Meinung bilden können. Davon ist der Schülersprecher überzeugt. Auch wenn die AfD den ein oder anderem fetten Applaus bekommen habe, die Skepsis gegenüber der rechtspopulistischen Partei überwiege, schließt Dick aus dem mannigfachen Kopfschütteln in den Reihen der Zuhörenden, das er von der Bühne aus gut habe wahrnehmen können. &bdquo;Die Skepsis ist groß“, schließt er allein aus der die Anzahl der Fragen, die sich an die Partei richteten. Vom Team der Schülervertretung bewertet Felix (18) die Veranstaltung als &bdquo;informativ“. Celina (17), die mit auf der Bühne stand, fand besonders das Getuschel der Kandidaten an den Stehtischen untereinander spannend. &bdquo;Es geht um meine Zukunft, die unserer Eltern und Kinder“, sagt sie. Und um die Freiheit, sich über Grenzen hinweg weiterhin frei in der Welt bewegen zu können. Wail Medi (19) war 2016 aus dem Nordirak nach Warburg gekommen. Freiheit, Toleranz, die Sorge um das Zusammenleben, das bedeute für ihn Demokratie, sagt er. Das sich Populisten wie die die AfD in ihren Äußerungen oftmals selbst widersprechen, das hat der Schüler auch diesmal entdeckt. Mit Blick auf Migration und Geflüchtete meint er: &bdquo;Was sie am Anfang sagen, hört sich am Ende ganz anders an.“ Mona Schmitz, Berufsschülerin aus Daseburg, würde gern wählen. Mit 17 darf sie aber noch nicht. Sie habe gehört, &bdquo;wie die Kandidaten zu den Dingen, die uns interessieren, stehen“. Demokratieförderung In den Klassenräten und im Politikunterricht werden sicherlich weiterdiskutiert, sagt Schulleiterin Güthoff. Um die Positionen der Parteien zu wissen, sich mit ihnen auseinanderzusetzen und sich eigene Gedanken machen, um die Wahl treffen zu können. Eine gelungene Veranstaltung, sagt auch Birgit Dellwig. Demokratie zu fördern, sei &bdquo;heute so notwendig wie noch nie“.

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