Bluttat an Pfingsten: Gericht spricht Urteil im Warburger Totschlagsprozess

Warburg. Es waren 97 Messerstiche, mit denen Paul H. (Namen geändert) in seinem eigenen Bett getötet wurde. Das Landgericht Paderborn hat die beiden Angeklagten, denen der ehemalige Erzieher, wie berichtet, in seiner Wohnung ein Obdach geboten hatte, schuldig gesprochen und Haftstrafen verhängt. &bdquo;Es war eine Untat“, bilanziert Rechtsanwalt Klemens Wirth am vierten und letzten Verhandlungstag vor der Schwurgerichtskammer. Er hat den Geschwistern von Paul H. als Nebenklagevertreter zur Seite gestanden. Die beiden haben anhören müssen, wie ihr Bruder am Abend des Pfingstsamstags in seinem eigenen Bett starb - getötet von Olaf I. Hilfe war dem Warburger nicht zuteilgeworden, obschon Josy P. kurz nach der Messerattacke in sein Schlafzimmer kam, wo er mit dem Tod rang. Und so richtet der Nebenklagevertreter in seinem Plädoyer den Fokus auf den 58-Jährigen, der seinen Beruf als Erzieher noch ernst nahm, als es ihm nach einem schweren Schicksalsschlag selbst schlecht ging. Paul H., gleichfalls unter schwierigen Bedingungen ohne Eltern aufgewachsen, habe seinen Weg gemacht und &bdquo;gezeigt, dass man sich für das Gute entscheiden kann“, sagt der Nebenklagevertreter. Dass dieser Mann mit 97 Messerstichen getötet wurde, &bdquo;fordert den Rechtsstaat heraus“, sagt Wirth. Das war die gesamte Bandbreite des Strafgesetzbuches Tatsächlich loten die Schlussvorträge schließlich die gesamte Bandbreite des Strafgesetzbuches aus, wenn die Verteidiger der Angeklagten jeweils einen Freispruch für ihre Mandanten fordern, während sich Ankläger und Nebenklagevertreter für empfindliche Haftstrafen aussprechen. Verteidiger Sven Karsten ist nämlich der Ansicht, dass der am Tatabend hochgradig alkoholisierten Josy P. ein strafbares Verhalten nicht nachgewiesen werden konnte. Sein Kollege Thomas Heils indes mag das Geständnis seines Mandanten, der im Verlauf der Verhandlung die volle Verantwortung für die Tat übernommen hat, nicht so recht glauben. Lesen Sie auch: Tötungsdelikt an Pfingsten in Warburg: Gericht lässt Mordvorwurf fallen Olaf I.s Persönlichkeit sei geprägt von einem &bdquo;übersteigertem Beschützerinstinkt“, erklärt er. Deshalb bestehe durchaus die Möglichkeit, dass die Angeklagten gemeinsam Paul I. töteten oder sogar nur Josy P. das Messer führte. Schließlich habe es entsprechende Äußerungen kurz nach der Tat in Telefonaten, Whatsapp-Nachrichten sowie bei der Polizei gegeben, sagt Heils. &bdquo;Es verbleiben drei Alternativen, die wahrscheinlich sind.“ Deshalb sei die Tat nicht zweifelsfrei seinem Mandanten zuzuordnen. Warum die Richter nicht den Anträgen der Verteidiger folgen Den Verteidigeranträgen folgen die Richter nicht. Die Geständnisse beider Angeklagter &bdquo;passen hervorragend zusammen“, sagt der Vorsitzende Richter Eric Schülke. Diese haben im Verlauf der Verhandlung berichtet, dass Olaf I. an dem Abend des Pfingstsamstags beobachtete, wie Paul H. - ebenso wie seine Gäste stark betrunken - Josy P. streichelte und ihr aufs Ohr küsste, und diesem schließlich ins Schlafzimmer folgte, um ihn dort zu töten. Deshalb sei der 33-Jährige wegen Totschlags zu verurteilen, so die Richter. Passend zum Thema: Bluttat an Pfingsten: Warburger hatte nicht den Hauch einer Chance Sie verhängen eine Freiheitsstrafe in Höhe von neun Jahren und drei Monaten. Trotz der starken Alkoholisierung sei Olaf I. in der Lage gewesen, sein Verhalten zu steuern, folgen sie den Ausführungen des Sachverständigen, der beiden Angeklagten Schuldfähigkeit bescheinigt hatte. Welches Urteil sie für Josy P. fällten Josy P. muss gleichfalls eine Freiheitsstrafe verbüßen. Sie habe ihren Lebensgefährten in seinem Entschluss, Paul H. wegen des angeblichen Übergriffs zu maßregeln, psychisch unterstützt, so die Überzeugung des Schwurgerichts. Schließlich hatte sie mit einem deutlichen &bdquo;Ja“ geantwortet, als Olaf I. fragte, ob er dem 58-Jährigen &bdquo;eine reinhauen“ solle. Allerdings habe die Angeklagte nicht damit rechnen können, dass ihr Freund ihren Gastgeber töten werde, erklärt der Vorsitzende Richter. Die Hintergründe: &bdquo;Geisel der Drogen“: Mutmaßlicher Warburger Totschläger erzählt aus seinem Leben Bedeutend schwerer wiegt aber, dass die Angeklagte keinen Rettungswagen rief, nachdem sie Paul H. kurz nach der Attacke durch ihren Freund schwer verletzt im Bett vorgefunden hatte. &bdquo;Sie war psychisch und physisch in der Lage, den Notarzt rufen“, so die Richter. Weil letztlich nicht sicher feststellbar sei, ob das Leben des Warburgers tatsächlich noch hätte gerettet werden können, sei Josy P. wegen versuchten Totschlags durch Unterlassen zu verurteilen. Das Gericht verhängt gegen die 31-Jährige, die bislang noch niemals mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist, eine 31-monatige Freiheitsstrafe.

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