Warburger Bluttat: Angeklagtes Pärchen führte „toxische“ Beziehung

Warburg. Es sind schwere Vorwürfe, denen sich Olaf I. (Namen geändert) und Josy P. vor dem Schwurgericht Paderborn stellen müssen. Sie sollen – wenn auch in verschiedener Weise – für den Tod von Paul H. verantwortlich sein. Der 58 Jahre alte Warburger verblutete in seinem eigenen Bett – infolge von 97 Messerstichen. Olaf I. hat gestanden, dass er auf den gelernten Erzieher einstach in diesem Abend im Mai. Und auch Josy P. hat zugegeben, dass sie keine Hilfe holte, obschon Paul H. noch lebte, als sie an das Bett jenes Mannes trat, der ihr und ihrem Lebensgefährten nach dem Abbruch einer Therapie Obdach gewährt hatte. Am vierten Verhandlungstag ist der psychiatrische Gutachter am Zug, der sich zu der Schuldfähigkeit der beiden Angeklagten äußern soll. Von ihren schweren Problemen vor allem mit Alkohol haben Josy P. und Olaf I. vor Gericht bereits offen gesprochen, sie haben auch beschrieben, dass sie an diesem Pfingstsamstag mächtig viel getrunken hatten. Der Experte soll nun beurteilen, ob beide Herrschaft über ihr Handeln hatten. Gutachter: Warburger Pärchen führte &bdquo;toxische“ Beziehung Sieben Stunden lang habe er Josy P. exploriert, berichtet Gutachter Bernhard Bätz. Die 32-Jährige, die niemals zuvor trotz schlechter Voraussetzungen straffällig geworden ist, habe ihm hochemotional und sehr ausführlich von ihrem Leben und Empfinden berichtet. &bdquo;Sie ist sehr ans Eingemachte gegangen“, sagt der Psychiater. Dass sich die Angeklagte als sehr junger Mensch aus der Obdachlosigkeit zu einer eigenen Wohnung und in den Arbeitsmarkt kämpfte, sei &bdquo;bemerkenswert“. Mit ihrer überdurchschnittlich hohen Intelligenz habe Josy P. &bdquo;eine Menge auf die Reihe bekommen“. Die Beziehung zu ihrem Mitangeklagten aber bezeichnet Bätz als &bdquo;toxisch“. Zahlreiche Therapie- und Klinikaufenthalte In der Tatnacht sei die 32-Jährige &bdquo;nur eingeschränkt in der Lage gewesen, vernünftig zu handeln“. Der Experte ist überzeugt, dass Josy P. von einem Aufenthalt im Maßregelvollzug profitieren könnte. Man müsse der Angeklagten die Möglichkeit geben, &bdquo;sich therapeutisch einzubringen“. Lesen Sie auch: 97 Messerstiche: Wie starb ein 58-jähriger Warburger an Pfingsten? Olaf I. hat mit dem Experten nur ein kurzes Gespräch geführt, aber diesem Zugang zu seinen kompletten medizinischen Unterlagen ermöglicht, die bei vielen Klinikaufenthalten und Therapieversuchen zusammengekommen sind. Eine psychische Störung von &bdquo;forensischer Relevanz“ kann Bernhard Bätz nicht feststellen. Zwar attestiert er dem 33-Jährigen, der gleichfalls mit einem hohen Intelligenzquotienten ausgestattet ist, ein beträchtliches Suchtproblem und ist überzeugt, dass vor allem der am Tattag reichlich konsumierte Alkohol die Hemmschwelle von Olaf I. beträchtlich herabsetzte. Fatal, denn dieser hat ohnehin mit einem hohen Aggressionspotenzial zu kämpfen. Doch schuldunfähig sei er deshalb nicht, so Bätz. Was die Bluttat in Warburg wohl ausgelöst hat Eine günstige Prognose kann er dem 33-Jährigen, der sich nach belastender Kinder- und Jugendzeit für einige Jahre mit viel Fleiß und Ausdauer ein bürgerliches Leben erkämpft hat, aber nicht stellen. Zwar gebe es aufgrund der &bdquo;hochspezifischen Täter-Opfer-Beziehung“ keine Gefahr, dass sich Olaf I. erneut eines Tötungsdeliktes schuldig machen könnte. Schließlich hatte der 33-Jährige beobachtet, wie sich sein Gastgeber Paul H. über die schlafende Josy P. beugte, diese aufs Ohr küsste und ihre Schulter streichelte. Es sei diese Situation gewesen, die Olaf I. &bdquo;getriggert“ habe, erklärt der Gutachter dem Schwurgericht. Doch andererseits sei &bdquo;Delinquenz ein Verhaltensmuster“ des Angeklagten und damit seien künftig erneute Gewalttaten nicht unwahrscheinlich. Und so geht es nun am Landgericht Paderborn weiter Zum Schluss stellt Verteidiger Thomas Heils nach einem leisen Wortwechsel mit seinem Mandanten dem Gutachter noch eine Frage. Er möchte wissen, ob Bätz sich wohl nach einer eingehenden Untersuchung von Olaf I. für dessen Unterbringung in der Psychiatrie ausgesprochen hätte. Da gibt der Experte Entwarnung: Er sehe keinerlei Hinweise, dass der Angeklagte an einer andauernden Störung leide, deshalb komme auch keine dauerhafte Unterbringung in der Psychiatrie infrage. Worte, die Olaf I. mit Erleichterung gehört haben wird. Der 33-Jährige, der als Kind immer wieder wegen Verhaltensauffälligkeiten in die Psychiatrie eingewiesen wurde, hat nämlich eine große Angst davor, womöglich dauerhaft in einer Einrichtung zu verschwinden. &bdquo;Hauptsache keine Sicherungsverwahrung“, sagte er schon bei seiner Festnahme, wie Polizeibeamten ein gutes halbes Jahr später noch erinnern. Die Verhandlung wird am Freitag, 13. Dezember, fortgesetzt. Dann werden zunächst die Schlussvorträge gehalten werden, bevor wahrscheinlich noch am selben Tag die Richter ihr Urteil sprechen werden. Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Höxter.

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