Radikaler Schritt für Hochwasserschutz: Am Warburger Diemeldamm muss die Begrünung weg

Warburg. Früher als erwartet sind die Bäume und das Buschwerk auf dem Damm entlang des Mineralbrunnenbetriebs und der Reitanlage gefallen. In Germete haben Landschaftspfleger Sascha Zyweck und Sven Richter vom Team des Garten- und Landschaftsbauunternehmens Raulf aus Külte ganze Arbeit geleistet. Ein erster Kahlschlag auf gut 600 Meter Länge zu beiden Seiten des Deichs, der die Ortschaft vor Hochwasser schützt. Auf Länge geschnittene Stämme und Kronenäste warten an die Seite gerückt auf den Abtransport. Manch Naturfreund wird sich fragen, ob denn die Aktion in diesem Ausmaß wirklich sein musste. &bdquo;Eine notwendige Maßnahme“, bekräftigt Ulrich Klare, stellvertretender Fachbereichsleiter im Warburger Bauamt. Auf den Deichen müsse der gesamte Bewuchs entfernt werden. Aus Gründen der Sicherheit nach Starkregenereignissen und Hochwasserfluten. 2016 im NRW-Landeswassergesetzes verankert, müssen Anlagen, die dem Hochwasserschutz dienen, regelmäßig &bdquo;auf Standsicherheit und Funktionstüchtigkeit“ geprüft, die Ergebnisse im sogenannten Statusbericht festgehalten, &bdquo;und Mängel beseitigt werden“, ergänzte Klare in der jüngsten Sitzung des Bau- und Planungsausschusses. Da hatten die Fachleute des Mindener Büros &bdquo;Sönnichsen und Weinert“ von der Sicherheitsüberprüfung berichtet. Der Statusbericht im Fachausschuss Im Stadtgebiet hatten Mitarbeitende des Fachbüros insgesamt sieben Hochwasserschutzanlagen unter die Lupe genommen. An fünf Standorten waren dies der Ost- und Westdamm an der Twiste in Welda, die Diemeldämme in der Warburger Altstadt, in Germete und in Scherfede entlang des Werkgrabens und am Sportplatz. Zudem wurde der Damm am Korintenteich in Hardehausen näher besehen. &bdquo;Alle Anlagen sind ausreichend hoch, standsicher und funktionieren“, hielt Ingenieur und Geschäftsführer Norbert Weinert Ergebnisse der Untersuchungstour im Ausschuss fest. Bestätigt vom Kreis Höxter als Aufsichtsbehörde. Trotz einiger Höhlengänge in den Dammwänden, die von Wühlmäusen und Nutrias stammen und sachgerecht verfüllt werden. Doch mahnte der Experte den üppigen Bewuchs auf den Wällen an. Sträucher seien kein größeres Problem, ein komplett bewuchsfreier Deich sei jedoch zu beiden Seiten wünschenswert. Vor allem dürften auf und an den Wällen keine Bäume stehen, wie seit Jahrzehnten an vielen Stellen entlang der Diemel gewohnt. Als technische Anlagen zum Hochwasserschutz, &bdquo;gehören Bäume da einfach nicht hin“, sagte Ingenieur Weinert. Umstürzende Bäume reißen Löcher in den schützenden Damm Seitens der Stadt werde mit dem Freistellen der Deiche zeitnah begonnen, versprach Klare. Allerdings würde es aufgrund der Länge aller Deichbauwerke bis zum Ende der Arbeiten einige Jahre dauern. Den Abschnitt in Germete terminierte Klare zunächst auf das kommende Jahr, um Synergien zu heben, da der Germeter Brunnenbetrieb, dessen Werksgelände unmittelbar hinter dem Diemeldamm beginnt, nach dem Hochwasser an den vergangenen Weihnachtstagen ebenfalls tätig werden wolle. Deiche schützen vor Überflutungen. Hauptsächlich sind aufgeweichte Deichkörper und hoher Wasserdruck die Ursachen, wenn Dämme brechen. Und wenn Bäume in unmittelbarer Umgebung des Bauwerks stehen, erhöht sich die Gefahr, wie Studien zeigen. Weil es zu Wirbeln kommen kann, die Baumwurzeln freilegen und damit die Standsicherheit des Baumes gefährden. Die schützende Grasnarbe wird aufgerissen und einer Erosion, die mehr und mehr fortschreiten wird, ein Eingang in den Deich geöffnet. Zudem wirken abgestorbene Baumwurzeln wie Dränagerohre und leiten Wasser in den Deichkörper, der aufgeweicht wird. Dabei können die Wurzeln von Pappeln, Weiden und Erlen bis zu 40 Meter weit reichen. Tiefe Krater im Deich Aber auch gesunde Wurzeln könnten den Deich destabilisieren, merkte der Fachmann an und nannte als Beispiel umstürzende Bäume beispielsweise aufgrund eines heftigen Sturmes oder eines durch Hochwasser durchweichten Erdbodens. &bdquo;Die herausgerissenen Wurzeln können tiefe Krater in den Deich reißen“, sah er die Gefahr. Bewegt der Wind das Wurzelwerk, klafft unter oder neben dem Geflecht der Boden auf. Die hohlen Räume laufen voll, Wasser wird bei Zurückschwingen des Baumes in den Damm gedrückt. Im Forst ist der Effekt bei Sturm und Regen als &bdquo;Pumpen“ bekannt. In der Folge wird der Windwurf immer wahrscheinlicher. Gründe, warum auch vier, fünf Meter neben dem Deichfuß keinerlei Bewuchs stehen sollte, betonte Weinert und schlug dem Ausschuss und der Stadt gleich das Fällen aller Bäume und das Beseitigen des gesamten Buschwerks auf den Deichen ebenso vor sowie das Ausbaggern der Wurzeln. Danach sollten die Löcher wieder verschlossen werden. Ohne Alternative, sagt der Fachmann Auch an anderen Deichabschnitten wie in der Altstadt, bei Welda oder in Scherfede werden Bäume gefällt, um die DIN-Norm für Deiche wieder zu erreichen. Mit erhöhten Kosten für die Arbeiten sei in den Haushalten ab 2026 zu rechnen, merkte Klare an. Ein radikaler Schritt, den viele, die sich aktuell am Germeter Ortseingang umschauen, für deutlich überzogen halten. Doch gibt es nach Deich-Fachmann Weinert keine Alternative.

Meistgelesen