Kulturpreis: Warburg würdigt das Engagement eines Chronisten

Warburg. Heiko Bewermeyer ist der Kulturpreisträger 2024 der Hansestadt. Die Urkunde überreichten am Donnerstag Ute Schlinker von der Stifterfamilie und Bürgermeister Tobias Scherf. Durch sein &bdquo;unermüdliches Wirken“ als Autor sei die Stadt &bdquo;um eine Vielzahl an Büchern und Publikationen reicher, die Zeugnis für junge und nachfolgende Generationen sind“, hielt Schlinker in ihrer Laudatio fest. Nach dem Tod des Vaters war Bewermeyers Mutter 1942 mit ihren beiden Söhnen aus Neustrelitz, der Stadt in der der Preisträger zwei Jahre zuvor das Licht der Welt erblickt hatte, zurück ins mütterliche Elternhaus an der Menner Straße, der heutigen Papenheimer Straße, gezogen. In den jungen Jahren des späteren Professors für Neurologie und Psychiatrie der Uni Köln wird der Großvater, Franz König, zu einer prägenden Figur. König gehörte zur Warburger Verwaltungsspitze. Nach dem Einmarsch machten die amerikanischen Eroberer am Karsamstag 1945 den Beamten zusammen mit Robert Peters zum Bürgermeister der Stadt. Bis 1947 hat er das Amt inne. Bewermeyer werden die Kindheits- und Jugenderlebnisse aus der Börde nie loslassen. 1960 legt der Preisträger am Gymnasium Marianum die Reifeprüfung ab, geht ins Medizin-Studium, das er 1967 mit dem Staatsexamen abschließt nach München, Wien und Hamburg. Es folgten Assistenzarztzeiten in den Hansestädten an der Elbe und an der Diemel im damaligen Kreiskrankenhaus. 1970 Heirat mit Eveline, einer Schweizerin. Zur Familie gehören zwei Kinder und drei Enkelkinder. Das nächste Buch ist schon lang im Werden Dissertation und Habilitation: Bewermeyer wird Doktor und Professor, arbeitet als Chefarzt an den Neurologischen Kliniken in Leverkusen und für mehr als zwölf Jahre am Klinikum Köln-Merheim. 2005 folgt beruflich der Ruhestand. Nicht so ganz, denn zwischen 2015 und 2022 ist Bewermeyer in Warburg als Beratungsarzt am Helios-Klinikum tätig. Heute lebt der Urheber von insgesamt mehr als 160 Veröffentlichungen in Köln am Rhein und in der Stadt an der Diemel. &bdquo;2007 erscheint das erste Buch mit Warburg-Bezug“, nannte Laudatorin Schlinker ein weiteres Datum. Ein essayistisches Werk mit sechs weiteren Autoren über den Neurologen Hermann Oppenheim (1858-1919), den er herausgab. Tochter Katrin hatte Oppenheim zum Thema ihrer Dissertationen gemacht. Bewermeyers eigenes Interesse an der Person und an der wissenschaftlichen Leistung des aus Warburg stammenden Wegbereiters der modernen Neurologie sei von der gemeinsamen Heimat und dem Beruf geprägt, hatte der Autor und Herausgeber erklärt. Vielschichtige Themenpalette Zuletzt war ein Werk über Hans Kohlschein erschienen, das sich kritisch mit der Nähe des Warburger Malers zum Nationalismus auseinandersetzt. Dazwischen waren vom engagierten Autor die &bdquo;Warburger Wörter“, Aquarelle des Malers Siegfried Lohr mit Warburg-Motiven, die Petri-Stiege und mehrere Publikationen über Warburger Persönlichkeiten der jüngeren Geschichte erschienen. Bewerteter berichtet über die Nazi-Zeit und jüdisches Leben in der Stadt, beschäftigt sich in &bdquo;Warburg Stunde null“ mit dem Kriegsende und dem Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit Rudolf Bialas als Co-Autor erzählt er vom Schicksal der Familie Cohn und die Vernichtung der traditionsreichen Jüdischen Gemeinde Warburg, deren letzter Rabbiner Julius Cohn war. Mit der Biografie Hans von Geisaus würdigt er das Leben und die Arbeit des ehemaligen Rektors des Marianum, vom Widerstand gegen das Nazi-Regime bis hin zu Geisaus wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Für die Kultur eine äußerst schwierige Zeit 14 seiner mittlerweile 17 Bücher handeln Warburger Themen ab. Aktuell arbeitet der 83-Jährige an einer Sammlung unbekannter Geschichten und Anekdoten aus der Stadt, die urkundlich erstmals 1036 erwähnt worden war. &bdquo;Eine der vielfältigen Geschichten wird auf Plattdeutsch geschrieben“, wusste Schlinker. &bdquo;Ihre Bücher bringen Sie unter großem persönlichen Engagement im Eigenverlag heraus“, bekräftigte die Laudatorin. &bdquo;Vier ihrer Bücher sind in der deutschen digitalen Bibliothek veröffentlicht.“ Der Preis mache die kulturellen Schätze der Stadt sichtbar, merkte Bürgermeister Scherf bei der Übergabe der Urkunde an. Der Preis stelle das Wirken Einzelner und von Gruppen in den Mittelpunkt. Kenngelernt habe man sich in den Corona-Jahren. &bdquo;Für die Kultur eine äußerst schwierige Zeit“, erinnerte Scherf in seiner Gratulation ebenso an Abstandsregeln, Maskenpflicht und Versammlungsverbote wie auch an die die Rast- und Ruhelosigkeit des Preisträgers. &bdquo;Das eine Buch ist fertig, das nächste schon im Werden“, brachte er es auf ein griffige Formel. Bewermeyer stecke voller Ideen, fühle sich den Menschen in seiner Heimatstadt verbunden. Für Kulturpreis-Stifter Heribert Schlinker sei die Verleihung an den Mediziner und kenntnisreichen Buchautor eine Herzensangelegenheit gewesen. Der Kulturpreis und seine Preisträger 2015 hatte die Kino-Familie Schlinker den jährlich ausgelobten Kulturpreis der Stadt Warburg mit einer Stiftung initiiert. Preisträger sollten jeweils Personen werden, die in ihrem kulturellen Bereich Herausragendes leisten und sich in Kreativität und Gestaltungskraft weit über das übliche Maß hinausheben. Über die Vergabe des Preises entscheidet ein Dreiergremium mit dem Bürgermeister, dem Vorsitzenden des Ausschusses für Kultur und einem Mitglied der Familie Schlinker. Der Kulturpreis ist mit 2.000 Euro dotiert. Bisherige Preisträger sind Künstler Bernd Heidenreich, Autor Walter Strümper, Drehbuchautor Heinrich Hadding, das Kulturforum Warburg, Gitarrist Peter Ernst, Bildhauer Heiner Stiene, Museumsleiter Franz-Josef Dubbi, Pädagoge Rudolf Bialas und Künstler Alfons Holtgreve.

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