Der „Alt-68er“ aus der Warburger Altstadt, der die Kunst liebte

Warburg. Er war der Mann, der schon Mitte der 80er-Jahre als einer der ersten Grünen im Rat der Stadt Warburg saß. Er war der Mann, der den Begriff und die Werte der Erd-Charta von vor eineinhalb Jahrzehnten an die Diemel brachte. Der Mann, der Nachhaltigkeit, Ökologie und den Erhalt der Geschichte seiner Heimat auf die Fahne geschrieben hatte, unter anderem im Denkmalverein. Er war der Mann mit Engagement für die Kunst, das er im Kulturforum oder zwölf Jahre als Vorsitzender des Warburger Museumsvereins für seine Heimatstadt einbrachte. Der neben der Kunst die Literatur liebte und selbst Haikus – die traditionellen japanischen Gedichte – schrieb. Christian Holtgreve ist am Abend des 3. Januar noch kurzer, schwerer Krankheit im Krankenhaus Warburg gestorben. Im Alter von 78 Jahren. Holtgreve, der Name ist besonders verbunden mit der Warburger Altstadt. Christian Holtgreve stammte aus einer Künstlerfamilie: Vater Heinrich Holtgreve, der Maler, der 1997 im Alter von 84 Jahren starb und Warburg eine ganze Reihe an Bildern hinterließ. Bruder Alfons Holtgreve, der vor allem durch seine Scherenschnittkunst überregional bekannt ist und sich einen Namen als renommierter Künstler und Grafiker gemacht. Engagiert im Kulturforum, Museums- und Denkmalverein Und er, Christian Holtgreve, der ältere Bruder, dessen Antrieb es war, &bdquo;dass Warburg eine lebens- und liebenswerte Stadt bleibt“: So hatte er es vor zehn Jahren erklärt, als er den Vorsitz des Museumsvereins abgab. Ein Jahr zuvor hatte er noch die Ausstellung zum 100. Geburtstag seines Vaters im Museum im Stern mit konzipiert. Oftmals sei es ein Spagat gewesen zwischen der Lehrtätigkeit im Ruhrgebiet in der Erwachsenenbildung und dem Engagement in Warburg, erklärte er einmal. Holtgreve war Gründungsmitglied des Kulturforums in der geliebten Altstadt. Mitbegründer der Grünen Er gründete die Grünen mit, für die er als streitbarer Abgeordneter ab 1984 zusammen mit dem im September 2023 gestorbenen Anwalt Reinhard Humburg im Rat der Stadt Warburg saß. Wie lange er im Rat war? &bdquo;Ich weiß es nicht mehr“, sagte Holtgreve an seinem 75. Geburtstag im Oktober 2021, um dann schmunzelnd hinzuzufügen: &bdquo;Aber ich habe irgendwann die silberne Ehrennadel der Stadt bekommen.“ 2010 Jedenfalls hatte er den Antrag in den Rat eingebracht, dass Warburg Erd-Charta-Stadt werden solle und sich zu den Werten bekenne. Neben München und Heidelberg die dritte Stadt in Deutschland. 2021 war es so weit: Das Schild am Schützenplatz erinnert die Menschen daran. Zehn Jahre später war Holtgreve beim Erd-Charta-Festival mittendrin. Job bei der Friedrich-Ebert-Stiftung 1966 hatte er Abitur am Gymnasium Marianum gemacht, schätzte besonders den Dichter Heinrich Heine. &bdquo;Eine gewisse Provokation zu der Zeit“, sagte er. Die Nächste folgte, als er bei der Bundeswehr in Zivil in Höxter die Waffenübergabe verweigerte und abgeführt worden sei, so erzählte er es einmal. 1967 begann er sein Studium an der Ruhr-Universität in Bochum – Sozialwissenschaft – und knallte voll rein in die 68er-Studentenbewegung. &bdquo;Ich habe viel Hochschulpolitik gemacht“, erinnerte er sich zum 75. Geburtstag und nannte sich selbst &bdquo;Alt-68er“. In Paris war Daniel Cohn-Bendit eine für ihn wichtige Persönlichkeit. Politik, Geschichte, Wirtschaft, Recht – das waren seine Themenfelder. Nach dem Examen bekam er einen Job bei der Friedrich-Ebert-Stiftung. Als Referent für politische Bildung im Landesverband. Ende der 1970er-Jahre kam er nach Warburg zurück. Als Linker ökologisch interessierter Mensch. Beisetzung auf dem Altstadtfriedhof So vielfältig sein Leben war: Die Liebe zur Warburg, der Altstadt und &bdquo;diesem wunderbaren Haus“ am Marktplatz war sein Ankerpunkt. Dort war er groß geworden, dort lebte er bis zum Schluss. Zwischen Bildern, Plakaten, Büchern, Marionetten und Erinnerungen bis unter die Decke. Die Beisetzung des Verstorbenen beginnt am Samstag, 25. Januar, um 10 Uhr mit einem Gottesdienst in der Marien-Kirche in der Warburger Altstadt, anschließend ist der Urnenbeisetzung auf dem Antoniusfriedhof.

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