Der Erste seit fast 200 Jahren: Biber in Warburg-Hardehausen gesichtet

Warburg. Naturfreunde spekulieren immer wieder: Wird der Biber in der Region heimisch? &bdquo;Es sieht so aus“, sagt jetzt Jan Preller. Der Leiter des Waldinformationszentrum Hammerhof in Scherfede hatte unlängst einen Tipp bekommen. An einem der Gewässer im Hardehausener Forst hatte ein Spaziergänger einen Biber gesichtet. Auch Preller schaute daraufhin genauer hin. Und fand Spuren des Nagers zunächst an einer Erle. Nach und nach entdeckte der Förster weitere. Das Geschlecht unbekannt, aber eindeutig ein Biber, sagt Preller. Der Erste seit 180 Jahren. Ein Bisam wiegt gut zweieinhalb Kilo, ein Nutria, der ursprünglich aus Südamerika stamme, gut zehn Kilo. &bdquo;Ein ausgewachsener Biber bringt 30 Kilo und mehr auf die Waage“, sagt der Förster. Die Unterschiede seien schon deutlich. &bdquo;Hardy“, wie der Hammerhof-Leiter ihn liebevoll nennt, sei wohl aus dem Diemel-Fluss den Hammerbach hochgewandert. &bdquo;Das Eggegebirge ist nicht nur eine Wasserscheide“, merkt Preller an. Westlich des Kamms fließe das Wasser in Richtung des Rheins, östlich des Kamms zur Weserseite ab. &bdquo;Hardy“ stamme aus der Diemel-Population, da ist sich Preller sicher. &bdquo;Dass der Biber in den vergangenen Wochen uns im Wisentgehege gefunden hat, freut mich ungemein“, hält er fest. Weil er mit ihm etwas anzufangen weiß. Tieren waren wegen Bejagung verschwunden Die Aussterbegeschichte von Biber und Wisent sei ziemlich ähnlich, bemerkt der Experte. Beide seien aufgrund ihrer Bejagung verschwunden. Man stellte Wisent und Biber nicht nur aufgrund ihres Fleisches nach. Die Felle waren begehrt. Und so manch anderes, wie beispielsweise das Horn des Urtiers. Oder im Falle des Bibers das Sekret aus den Castorbeuteln unter dem Schambein, &bdquo;mit dem er sein Revier markiert“, erklärt Preller. Zu Pulver verarbeitet, galt es in alten Zeiten als Aphrodisiakum und potenzsteigernd. &bdquo;Bibergeil genannt“, nennt Preller den Namen. &bdquo;Vor gut 200 Jahren sind die Biber aus unserem Gewässersystem verschwunden.“ Wie aus fast allen Teilen Europas, &bdquo;bis auf einen kleinen Restbestand an der Elbe“. Biber lag ganz ruhig, als das Foto entstand Ende der 1960er Jahre habe es ein erstes Wiederansiedlungsprojekt in Bayern gegeben. Vor gut vier Jahrzehnten aber auch im Rheinland, verweist der Forstexperte zudem auf eine positive Entwicklung der Populationen in den Kreisen Lippe und Paderborn. In den Wäldern, Bächen und Teichen rund um die ehemalige Klosterabtei der Zisterzienser-Mönche in Hardehausen sei Biber &bdquo;Hardy“ vermutlich der erste Biber seit 180 Jahren, sagt Preller. Er zeigt das erste Foto überhaupt, das von einem Exemplar in dem Gebiet geschossen worden sei. Eine schnelle Aufnahme mit dem Smartphone. &bdquo;Der Biber lag ganz ruhig. Ich dachte, es wäre ihm etwas zugestoßen“, schildert Preller die Begegnung. &bdquo;Er pennt halt sehr tief.“ An diesem Morgen versteckt unter einem Busch. Lesen Sie auch: Eine Zukunft mit dem Biber im Kreis Höxter – Experte will Konflikte vermeiden Ein großes Stück Kulturgeschichte im klosterreichen Hochstift: &bdquo;Nach päpstlichem Edikt galt das Tier wegen seines beschuppten Schwanzes als Fisch“, und war damit eine Speise, die von den christlichen Mönchen auch in der langen Fastenzeit vor Ostern gegessen werden durfte. Die Biber-Kelle ist mit hornartigen Hautplättchen besetzt. Der Biber hilft bei der Renaturierung von Flüssen Ökologisch gesehen arbeite der Biber an der Renaturierung der Flüsse mit. &bdquo;Ein wunderbarer Gehilfe“, hebt Preller hervor. &bdquo;Dort, wo man ihm den Raum lässt, treffen sich Biodiversität und Klimaschutz“, fasst Preller zusammen. Moderne Konzepte auch zum Hochwasserschutz. Wo er sich etabliert habe, gestalte er die Landschaft, sagt Preller. Doch werde er immer noch von einigen Menschen als Problem gesehen. Eines der möglichen Konfliktfelder: Der Biber neigt dazu, Burgen und Dämme zu bauen. Dafür trägt er eine Menge Holz in die Gewässer, verbaut es so, dass es das Wasser anstaut. Nicht zur Freude aller Anlieger. Dabei sei eine Biberburg relativ selten, sagt Preller. In den meisten Fällen lege er Erdröhren an. Der Biber bewege sich zwanzig Meter rechts und links der Gewässersysteme. &bdquo;Ein sehr begrenzter Bereich“, bemerkt Preller. Im Wasser ein Weltmeister: Beim Schwimmen und Tauchen ist der breite und flache Schwanz ein ideales Höhen- und Seitenruder. An Land nutzt der Biber die Kelle zum Balancieren und als Stütze. Sie ist Fettspeicher für den Winter, dient aber auch der Kommunikation. Ein kräftiger Schlag auf die Wasseroberfläche warnt Artgenossen vor möglichen Gefahren. Ein reiner Vegetarier: &bdquo;Er frisst, was ihm schmeckt.“ Obstgehölze. Kirsche möge er besonders gern, weiß Preller. Neben den Erlen nage auch schon mal eine Eiche an oder tue sich im Maisfeld um. Menschen können im Tal kleine Holzbiber suchen Ein Glücksfall für das Waldinfozentrum: &bdquo;Für die Umweltbildung ist der Nager ein absolutes Geschenk“, freut sich Preller. &bdquo;Weil man am Biber wahnsinnig viele Geschichten aufhängen kann.“ Das Biber-Spiel: An den fünf Brücken, die in Hardehausen zwischen dem Hammerhof und der Seebrücke am Teich über dem Hammerbach führen, sind die Besucherinnen und Besucher des Tales aufgerufen, kleine Holzbiber zu suchen. 500 habe er angeschafft, erklärt Preller. Sie werden nach und nach nachgelegt. Wer ein Exemplar der kleinen Figur findet, ein Selfie macht und an die Adresse hammerhof@wald-und-holz.nrw.de schickt, hat die Chance, etwas zu gewinnen. &bdquo;Ich freue mich auf eure Fotos und würde sie gern auch veröffentlichen dürfen“, schreibt Jan Preller in den Sozialen Medien. Wer dies nicht wünsche, sollte es dazuschreiben. Besonders gut versteckt sei der &bdquo;Gold-Biber“, steigert der Hammerhofleiter nochmals die Motivation. Das Spiel, das ihm daheim beim Rasenmähen einfiel, mache Spaß und schule den Blick. Verlost werden die Gewinne bei einem Themenabend im Waldinfozentrum am Freitag, 25. Oktober, kündigt der Hammerhofleiter an. Dann wird der Herforder Biologe und Naturschutzexperte Klaus Nottmeyer zu Gast sein und alte und neue Geschichten über den Biber erzählen. Unter dem Titel &bdquo;Biber, Bison, Biodiversität“ geht es dann einen Tag später auf eine Wanderung.

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