Warburger Altstadt-Friseur sucht Nachfolger

Warburg. Seit Mitte Juni steht die Annonce in einem Kleinanzeigen-Portal im Internet: Friseurmeister Heinrich Aßmuth sucht für seinen Salon in Westheim einen Nachfolger, eine Nachfolgerin. Auch aus Warburg möchte er sich zurückziehen, den Salon in der Altstadt in andere Hände legen. Die Tür bleibe bis zu einer Übernahme aber geöffnet, verspricht Aßmuth. Wann das sein wird? Einen Termin kann der 68-Jährige nicht nennen. Noch ist er auf der Suche. &bdquo;Der bestehende Mietvertrag kann übernommen werden“, wirbt Aßmuth für den Westheimer Salon, den er an der Kasseler Straße in der Ortsmitte seit 1980 betreibt. Erst vor vier Jahren hatte Aßmuth die Räume aufgefrischt und neu gestaltet. Fünf Damen- und zwei Herrenplätze. Da ist der Salon an der Lange Straße 12 in der Warburger Altstadt weitaus geräumiger. Im August 1993 stieg Aßmuth ins Geschäft ein, übernahm den Salon von Geldmachers Hänschen. &bdquo;Eine Institution“, blickt er anerkennend zurück. Vielen Warburgerinnen und Warburgern hatte Geldmacher schon in jungen Jahren einen ersten Haarschnitt verpasst. &bdquo;Selbst aus Bad Driburg kamen die Kunden angefahren“, sagt Aßmuth. &bdquo;Der Herrensalon auf der rechten, der Damensalon auf der linken Seite“, beschreibt er. Schneiden, waschen, ondulieren, legen, föhnen: &bdquo;25 Mitarbeiterinnen und ein Mitarbeiter kümmerten sich damals um die Kundschaft, die morgens oftmals in ebensolcher Stärke vor der Ladentür stand“, bemerkt Aßmuth. Ein erstes &bdquo;Studio für Hairdesign“ Nach 40-jähriger Tätigkeit, 1961 hatte Meister Geldmacher den Salon in der Altstadt übernommen, hatte er sich als selbstständiger Friseurmeisterin den Ruhestand verabschiedet und Aßmuth als Nachfolger im Laden begrüßt. Der war damals 37 und betrieb im heimischen Westheim ein erstes &bdquo;Studio für Hairdesign“. &bdquo;Eigentlich bin ich seit zwei Jahren Rentner“, sagt Aßmuth. Mit 15 hatte er 1971 mit der Ausbildung im Handwerk begonnen. Bei Johann Hofmann im sauerländischen Marsberg. Dann die Zeit als Geselle in Paderborn. Ein Meister seines Fachs ist er seit 1979. Im Juli des Jahres hält er den Meisterbrief in den Händen. Sechs Monate später übernimmt er den Salon Garbes in Westheim. Zwei Friseursalons in der Hansestadt Seine Kunst ist begehrt, der Meister fleißig. Nach und nach eröffnet Aßmuth Salons in Paderborn, Salzkotten, Schlangen, Borchen, in Bruchhaus und in Marsberg. &bdquo;Insgesamt neun“, sagt Aßmuth. In Warburg sind es gleich zwei. Im &bdquo;Salon Aßmuth, vormals Geldmacher“ in der Altstadt und dem Salon im Warburger Krankenhaus, dem ehemaligen St. Petri geht er den Geschäften nach. Insgesamt beschäftigt er in den Jahren bis zu 40 Mitarbeiter. Über das Haus an der Langen Straße läuft der zentrale Einkauf, &bdquo;von hier aus wurden die Waren, die mitunter palettenweise angeliefert wurden, verteilt“, sagt er. Westheim und die Altstadt seien nun die beiden letzten Salons, sagt der Unternehmer, der sich in den vergangenen Jahren mehr und mehr aus dem Business zurückzog. &bdquo;Und irgendwann muss man ja ganz aufhören“, hält er fest. Jetzt möchte er &bdquo;die Freizeit genießen“. Tennis war schon immer eine sportliche Leidenschaft, das Golfen kam hinzu. Der Laden läuft Die große Werbung hat Aßmuth in der Hansestadt nie gesucht. Im Schaufenster hängen zwei großformatige Plakate, ein Schild oberhalb der Scheibe an der Fassade weist auf die Dienste des Friseurmeisters und seines verbliebenen vierköpfigen Teams im Innern des Gebäudes aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert hin. &bdquo;Ein Friseurgeschäft seit 63 Jahren“, öffnet der Ladeninhaber lächelnd die Tür. Nach 31 Jahren möchte nun auch Aßmuth, der nach einem Trümmerbruch des linken Handgelenks vor gut zwölf Jahren Schere und Kamm zunächst aus der Hand legte, die wohlverdiente Rente genießen. Mit Heike Moliterni, Inge Wolf, Kerstin Noack und Natalie Feller arbeitet ein erfahrenes Team an den Frisier-und Waschtischen. Aßmuth wünscht sich, das sie übernommen werden. Als Nachfolger Geldmachers hatte auch Aßmuth damals das gesamte Personal übernommen, davon hatte Geldmachers Hänschen die Übernahme abhängig gemacht. Treuer Kundenstamm &bdquo;Die Anzahl der Haarsalons schwindet, sie werden immer kleiner, ebenso wie Größe der Teams“, blickt Aßmuth in die Zukunft der Branche. Von den großen mit ehemals vielen Mitarbeitenden gebe es immer weniger, sagt Aßmuth. Dazu kaum noch Auszubildende. Das Handwerk, der Beruf: &bdquo;Schlecht bezahlt, die Kundschaft übt Zurückhaltung, die Schwarzarbeit blüht“. Faktoren, hinter denen kaum jemand hinterherschaue. &bdquo;Auf der anderen Seite sprießen Baber-Shops aus dem Boden.“ Doch ab der Kotellete aufwärts sei Schluss mit der Kunst. &bdquo;Der Meisterbrief im Friseurhandwerk fehlt“, merkt Aßmuth an. Auch wenn sich unter gewissen Vorraussetzung der Geselle, die Gesellin selbstständig machen könne. &bdquo;Unser Kundstamm ist richtig gut, sehr gut“, weist Aßmuth auf den Erfolg hin und ist optimistisch, eine Nachfolge für den Altstadt-Salon zu finden. &bdquo;Das will ich doch hoffen“, sagt er. Und bis es soweit sei, laufe der Betrieb weiter wie bisher. &bdquo;Ein vorzeitiges Aus kann ich meinen Mädels doch nicht antun“, sagt er bestimmt. Die Öffnungszeiten: dienstags bis freitags von 9 bis 18 Uhr, samstags von 8 bis 13 Uhr. Terminvereinbarungen unter Tel. 05641 2109.

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