Warburger entsetzt über Renaturierung: „Abwasser sprudelt samt Fäkalien aus den Deckeln“

Germete. Dass das südliche Diemelufer unterhalb des Heinbergs im Spätherbst weggebaggert wurde, stößt einigen Germetern sauer auf. Die extremen Regenfälle, die im Oktober, November und Dezember zu verzeichnen waren, hatten dazu geführt, dass die Wasser der Diemel anstiegen und in der neuen Aue weite Teile der Wiesen und Äcker überfluteten. Aber auch in der Straße Am Hainanger und in der Sankt-Georg-Straße staute sich in Germete das Wasser und drückte an den Weihnachtstagen in die Keller der Häuser. Die Anwohner fragen sich, was die Planer der Renaturierung denn da geplant haben. &bdquo;Wo bleibt der tatsächliche Hochwasserschutz?“, drückt es Thomas Hoppe gegenüber der &bdquo;NW“ aus. Für die vom Hochwasser betroffenen Anlieger am Hainanger ist die Baumaßnahme, die im Sinne des Artenschutzes zu einem natürlich mäandernden Flussverlauf führen und auch dem Hochwasserschutz dienen sollte, von den Verantwortlichen nicht &bdquo;zu Ende gedacht worden“. Es sei &bdquo;nur blinder Aktionismus betrieben“ worden, so der harsche Vorwurf. Selbst die ältesten Anwohner könnten sich an eine derartige Überschwemmung wie zum Jahresende erlebt nicht erinnern. Die Anlieger werfen der Stadt vor, nicht genügend über Ursache und Wirkung nachzudenken. Verantwortungen würden abgelehnt, die Betroffenen ohne Hilfen allein gelassen. &bdquo;Man muss sich fragen, warum hier so viel Steuergeld investiert wurde, ohne dass es zu Verbesserungen für die Menschen gekommen ist“, gibt Hoppe seine und die Ansicht seiner Nachbarn wieder. &bdquo;Das Abwasser sprudelt samt Fäkalien aus den Schachtdeckeln“ Die Renaturierung habe seit dem Beginn der Bauarbeiten Ende September überflutete Grundstücke im unteren Teil des Hainanger zur Folge, sagt Hoppe. Der Grundwasserspiegel sei derart gestiegen, &bdquo;dass unsere Keller allesamt unter Wasser stehen.“ Darüber hinaus dringe Fremdwasser in die Abwasserkanäle ein, wodurch es zu einem Rückstau komme. &bdquo;Das Abwasser sprudelt samt Fäkalien aus den Schachtdeckeln und verteilt sich auf den Grundstücken, in den Gräben und auf den Wegen“, beschreibt Hoppe und befürchtet, dass es bei größeren Niederschlagsereignissen in Zukunft immer wieder zu derartigen Situationen komme. &bdquo;Wer soll das ertragen?“ Gestiegener Grundwasserspiegel &bdquo;Seit dem Herbst Regenmassen ohne Ende“, schildert Ortsvorsteher Thomas Vonde die extreme Ausgangslage. Doch sei der Stand des Grundwassers im Bereich des Hainangers schon immer relativ hoch gewesen. Mit den anhaltenden Niederschlägen sei er dazu zunehmend gestiegen, sieht er das Problem. Und die Keller der Häuser an der Straße seien früher nicht mit wasserundurchlässigen Betonböden gebaut worden, weiß Vonde um ein weiteres. &bdquo;Das Hochwasser vor den Dämmen zu halten, hat nicht gereicht“, bemerkt er. Vor und hinter den Deichen, die seit Jahrzehnten den Luftkurort vor den Diemelfluten schützen, hatte das Bauamt nach dem Weihnachtshochwasser Messungen veranlasst. Ein Zusammenhang mit dem Wasser auf den Straßen und in den Kellern sei nicht zu erkennen, hieß es. Auf einer Länge von rund 840 Meter rollten die Bagger. Denn der Fluss entlang der Ortschaft Germete soll sein ursprünglich natürliches Bett wiederfinden. Geologen hatten die Wasserhöhen gemessen: Mit der Renaturierung hätten die Überflutungen an den Straßen nichts zu tun, hatte Ulrich Klare, Verbandstechniker des Diemel-Wasserverbandes gegenüber der &bdquo;NW“ bereits festgehalten und angekündigt, dass im Frühjahr Kameras durch das Kanalnetz fahren werden, um mögliche Schäden zu lokalisieren. Ein Anstieg des Grundwasserspiegels durch die Umgestaltung der Diemel sei nicht gegeben, bekräftigt Klare nochmals. Schäden am Schmutzwasserkanal? Aus dem Regenrückhaltebecken &bdquo;Teichmühle“ war über den Kälberbach gestautes Wasser durch den Ort abgeführt worden. Das Gewässer, das an der rückwärtigen Seite der Hainanger-Grundstücke mit mehr oder weniger Abstand zur Bebauung verläuft, vollgelaufen. Ebenso wie die Bleiche, der Bach, dessen Graben am Sportplatz entlang führt, und sich mit dem Kälberbach trifft. Am Ende sei das Fremdwasser in den Schmutzwasserkanälen das Problem, vermutet Ortsvorsteher Vonde. Dies betreffe wohl auch die Sankt-Georg-Straße. Bis zur Oberkante voll. Die Ursache unklar. Der Regenwasserkanal dagegen fast leer. Der Schmutzwasserkanal liege in der Regel gut zwei Meter tief unter der Erde, sagt Vonde, die Regenwasserrohre erheblich höher. Woher stammt das Fremdwasser? &bdquo;Unglücklich ist das zeitliche Zusammenkommen der laufenden Renaturierung, die als Grund der innerörtlichen Überflutungen genannt wird, und den gewaltigen Regenmengen“, nennt Ortsvorsteher Vonde die Gemengelage, die in der Bürgerschaft für Unmut sorgt. Woher stammt das Fremdwasser im Kanal: Carmen Niggemeyer, Teamleitung Wasser und Abwasser bei den Stadtwerken, kann sich den genauen Grund nicht erklären. &bdquo;Weil wir noch keine weiteren Erkenntnisse haben“, berichtet sie von der bisherigen Ursachenforschung. Doch stehe ein Ortstermin mit Bürgermeister, Vertretern des Bauamtes und der Stadtwerke an. Sollten sich Stellen finden, durch die Grund- oder Regenwasser in den Schmutzwasserkanal eindringe, werde ein Sanierungsplan erstellt und umgesetzt, hatte die Stadtverwaltung unlängst angekündigt.

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