Eisenbahnerfamilie der ersten Stunde

Glückwünsche für eine Frau, die 100 Jahre Geschichte in Rimbeck erlebt hat

Ein Leben für Familie, Kirche und die Eisenbahn: Elisabeth Wegner aus Rimbeck hat eine Menge erlebt - und feiert am Wochenende ihren Geburtstag.

Ortsvorsteherin Annette Lages, Bürgermeister Tobias Scherf, Jubilarin Elisabeth Wegner und ihre Söhne Reinhard und Berthold Wegner. | © Burkhard Battran

Burkhard Battran
03.12.2023 | 03.12.2023, 18:31

Warburg. Auch mit 100 Jahren ist Elisabeth Wegner noch ziemlich fit unterwegs. „Ich kann alles noch sehr gut alleine machen und versorge mich auch noch selbst und halte das Haus in Ordnung“, sagt Elisabeth Wegner, die am Samstag im Kreise von Familie und Freunden im Gasthof Luis in Scherfede ihren 100. Geburtstag gefeiert hat.

Auch Bezirksverwaltungsstellenleiterin Annette Lages und Bürgermeister Tobias Scherf waren gekommen, um der zierlichen aber rüstigen alten Dame zum 100. Geburtstag zu gratulieren. „Da hab ich aber Glück, dass dieser Geburtstag auf einen Samstag fällt und alle Zeit haben“, freute sich die Jubilarin. „Bis vor wenigen Jahren ist Elisabeth Wegner auch noch regelmäßig jede Woche in die Kirche gegangen und ich habe mich immer gefreut, sie zu treffen“, sagte Ortsvorsteherin Lages. „Ich freue mich immer sehr, wenn ich zu einem 100. Geburtstag gratulieren kann, denn Menschen wie Elisabeth Wegner sind wichtige Zeitzeugen, die uns die Geschichte vor Augen halten“, sagte Bürgermeister Scherf.

Elisabeth Wegner ist eine Zeitzeugin der 130-jährigen Rimbecker Eisenbahngeschichte. Im Jahr 1872 passierte der erste Zug der Oberen Ruhrtalbahn auf der Bahnstrecke Hagen–Warburg–Kassel den im Rimbecker Ortsteil liegenden Bahnhof Scherfede. 1876 wurde zusätzlich die Verbindung nach Holzminden in Betrieb genommen. Durch die Eröffnung dieser weiteren Strecke wurde Rimbeck zur Abzweigstation, was die Einrichtung eines selbstständigen Bahnbetriebswerkes zur Folge hatte. Bis 1984 wurde auf dieser Linie der Personenverkehr betrieben, seit 2001 ruht auch der Güterverkehr.

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Schon ihr Großvater arbeitete im Bahnbetriebswerk

Elisabeth Wegner ist eine gebürtige Bost, die Familie war eine Rimbecker Eisenbahnerfamilie der ersten Stunde. Schon ihr Großvater und ihr Vater hatten im Bahnbetriebswerk gearbeitet. Und auch ihr drei Jahre jüngerer Ehemann Horst Wegner war als Elektriker im Bahnbetriebswerk tätig. Allerdings hat er auch die Schließung miterlebt. „Nach der Schließung hat mein Mann noch 30 Jahre lang im Betriebswerk in Hagen gearbeitet und ist nur am Wochenende zu Hause gewesen“, erzählt Elisabeth Wegner.

Die Wochenenden waren darum besonders heilig. „Wenn die ganze Familie gemeinsam am Tisch saß, und das Essen schmeckte, das waren die schönsten Momente“, sagt sie Jubilarin. Als Eisenbahnbediensteter hätte Horst Wegner mit seiner Familie umsonst in den Urlaub reisen können. Aber das war den Wegners nicht wichtig. „Mein Vater war am glücklichsten, wenn er in Rimbeck sein durfte, Rimbeck war seine Heimat und hier wollte er seine Zeit verbringen, mit der Familie im Garten sitzen oder an der Diemel spazieren gehen“, erzählen die Söhne Reinhard (70) und Berthold Wegner (72).

Horst Wegner kam nach dem Krieg aus Schlesien nach Rimbeck. Als neuer Bahnbediensteter lernte er auch die Familie Bost kennen und zwischen Elisabeth und Horst hatte es sofort gefunkt. 1949 wurde geheiratet und bald wurden die beiden Söhne geboren. Die Familie lebte mit im Hause Bost in der Bühlstraße, das der Großvater gebaut hatte. Als die eigenen Kinder groß waren, widmete sich Elisabeth Wegner der Pflege ihrer Eltern und später ihres Mannes. Horst Wegner ist 2016 im Alter von fast 90 Jahren gestorben. „Die Familie war unserer Mutter immer das allerwichtigste“, betonen die Söhne.

Auch die Kirchengemeinde war ihr wichtig

Aber auch die Kirchengemeinde ist Elisabeth Wegner immer wichtig gewesen, die sich zeitlebens in der Kfd-Frauengemeinschaft engagiert hat. Hier fand sie auch Trost und Abwechslung, denn auch wenn sie all ihre Kraft und Energie für die Familie aufgebracht hat, war sie doch auch oft allein. Elisabeth Wegner: „Ich kann nicht mehr gut sehen und gehe auch nur noch wenig aus dem Haus, aber ich freue mich jedes Mal, wenn ich die Glocken unserer Kirche höre, die genauso heißt, wie ich.“