Zwei Pole sollen Warburgs Verkehr neu ordnen

Warburg. Die wichtigsten Aussagen fielen ganz zum Schluss der Diskussion im Zusammenhang mit der barrierefreien Innenstadt: Es gehe nicht ums Neu-Machen, sondern ums Weiter-Entwickeln. Und es gehe um ein Mehr statt Entweder – Oder, es geht ums Grau statt Schwarz und Weiß: Zum Abschluss eines zweijährigen Prozesses ist es fertig, das fast 140 Seiten starke Werk mit dem Titel &bdquo;Lebendige Innenstadt Warburg“. Zur zukünftigen Entwicklung von Alt- und Neustadt als &bdquo;das pulsierende Herz und die Seele unserer Hansestadt Warburg“, so Bürgermeister Tobias Scherf. Er spricht von &bdquo;ständigen Herausforderungen der Gegenwart“. Grundsätzliches Lars Bölling vom Büro Umbau Stadt in Berlin machte in der Einleitung deutlich, dass es darum gehe, die beiden Stadtbereiche &bdquo;sorgfältig an die sich ändernden Rahmenbedingungen anzupassen“. Dafür bedürfe es des Engagements, aber auch erheblicher finanzieller Mittel. Und um die überhaupt als Förderung beantragen zu können, bedürfe es auch eines solchen ISEK, eines Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzeptes. In vier räumliche Bereiche hat sein Büro die Stadt Warburg unterteilt und jeweils Maßnahmen dazu entwickelt – die Neustadt, die nördliche Neustadt, die Zwischenstadt und Diemelaue sowie die Altstadt. Dazu kommen weitere übergeordnete Maßnahmen – insgesamt 46 an der Zahl. Wobei es vor allem um bauliche und wirtschaftsfördernde Maßnahmen geht. Im Fokus der Bürger – rund 60 waren bei der Vorstellung des Konzeptes dabei: der Marktplatz und die Verkehrssituation in der Neustadt. Ein integriertes Mobilitätskonzept ist vonnöten, betonte der Planer, um die Verkehre zu leiten. Pole und Göringsgraben Im Konzept spricht er von zwei Polen – dem Paderborner Tor und dem Kasseler Tor, wo sich die Verkehre sammeln und andere Bereiche von ruhendem Verkehr, aber auch Parkplatzsuchverkehr entlasten sollen. Auch die Bürger hatten diese beiden Bereiche per Votum priorisiert. Der Göringsraben sei ein dabei ein &bdquo;wichtiger Ankunftsort“ in der Stadt, den man ausbauen solle zu einem &bdquo;Multimodialplatz“ und Umstiegsplatz auf andere Verkehre wie Carsharing, Bikesharing, Fahrradparksystem oder für Ladeinfrastruktur. Einbahnstraßen Das Einbahnstraßensystem in der Innenstadt bezeichnete Bölling als &bdquo;Neustadt-Loop“, der in den vergangenen Jahren mit den Phasen des barrierefreien Ausbaus hochwertig gestaltet worden sei. Dennoch seien Aufenthalts-, Bewegungs- oder Erlebnisqualität durch die &bdquo;ungewöhnliche Verkehrsbelastung“ sowie die &bdquo;nahezu flächendeckende Möglichkeit straßenbegleitenden Parkens erheblich eingeschränkt“. Punktuell und hochwertig sollen sowohl Straßengrün wie auch Möblierung in diesem Bereich sein – &bdquo;ohne die Durchfahrbarkeit infrage zu stellen“, wie er betonte. Auch dabei, so der Planer, setze man bewusst auf &bdquo;Grau statt Schwarz und Weiß“, denke Mobilität in 10, 15 oder 20 Jahren: &bdquo;Das verhindert aber nichts von beiden, um die Innenstadt besser zu machen. Das Konzept fängt damit an und blockiert nicht weitere zehn Jahre.“ Marktplatz Daran schließt sich der Marktplatz als zentraler Punkt an – auch da von den Bürgern deutlich priorisiert. Vor allem geht es den Planern um eine Neuordnung des ruhenden und fließenden Verkehrs und eine ganzjährige Gastronomie auf dem Marktplatz selbst. Um ihn zu &bdquo;beleben“, wie er sagt. Dafür schlägt er vor, die Parkplatzreihe zum Platz hin wegzunehmen. &bdquo;Die generelle Befahrbarkeit des Marktplatzes wird nicht in Frage gestellt“, die wegfallenden Parkplätze sollten an den Polen aufgefangen werden. Es gehe insgesamt um Entsiegelung, Ordnung und Begrünung von Baulücken oder Hinterhofflächen. Zwischenstadt/Diemelaue In der Zwischenstadt und der Diemelaue sehen die Planer besonderes touristische Potenzial – vom Grün unten bis zur Hanglage – und im Rathaus Zwischen den Städten den &bdquo;identitätsstiftenden Ort“, in den eine Nutzung reinmüsse und dessen Vorplatz mit Sitzmöglichkeiten und Gastronomie bespielt werden könne. Die Sackstraße und auch der Schwarze Weg sollten als Verbindung barrierefrei werden, die Hanglage als &bdquo;Frischluft-Schneise“ mit Terrassen-Gärten inszeniert werden. In der Aue sehen sie einen Wohnmobilstellplatz, auf dem Parkplatz an der Brücke Sharing-Angebote und E-Bike-Infrastruktur. Und im Sackturm als ein Wahrzeichen möglicherweise ein Museum. Altstadt Die Altstadt mit ihren Straßenachsen (&bdquo;ohne Verbot der Durchfahrt“) solle entsiegelt und freundlicher gestaltet werden. Der Marktplatz dort sei &bdquo;sanierungsbedürftig“, wobei man punktuell mit Beleuchtungswechsel, anderer Pflasteroberfläche oder Tempo 30-Signalen auf dem Asphalt viel erreichen könne. Eine &bdquo;Perle“ nannte Bölling das Arnoldihaus, das einer neuen Nutzung mit verschiedenen Wohnformen, Kunst, Kultur oder Ferienwohnung bedürfe. Als übergeordnete Maßnahmen bezeichnete Bölling beispielsweise das &bdquo;Anreizprogramm“ für Privatleute, das Wohnen/Arbeiten im Kern der Stadt, Gastronomie oder Co-Working in privaten Räumlichkeiten fördere. Wichtig seien gemeinschaftliche Quartierskonzepte, Start-ups und Pop-up-Stores, Leerstand-, Gebäude- und Instandsetzungsmanagement. Vor allem für die Stadtmauer, die ein großes Pfund für Warburg sei. Wie geht es weiter? Der Planungsausschuss diskutierte das Konzept in seiner Sitzung direkt im Anschluss an das Forum. Der Rat soll in seiner Sitzung am Dienstag, 29. August, (17 Uhr, Dorftreff Alte Schule Dössel) dann die Priorisierung von Maßnahmen festlegen. Adressat für Förderprojekte ist dann die Bezirksregierung.

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