Ein weiteres Dorf im Warburger Land bleibt ohne frische Brötchen

Warburg. Die Bäckerei Reineke hat die Regale und Körbe in ihrer Verkaufsstelle in Welda geräumt. Brot- und Backwaren wird es im Musikhaus an der Straße &bdquo;Zur alten Mühle“ nicht mehr geben. Am Samstagmorgen hatte die Filiale im Musikhaus ein letztes Mal für die Kundinnen und Kunden aus dem Warburger Stadtteil geöffnet. Hintergrund ist die Auflösung des Mietvertrages. Denn der örtliche Musikverein hatte auf einer Mitgliederversammlung im November vergangenen Jahres beschlossen, das Gebäude in Nachbarschaft zum Feuerwehrgerätehaus an die Stadt zurückzugeben. Die Unterhaltungskosten auf der einen und die Einnahmesituation des Vereins auf der anderen Seite &bdquo;hatten die Weldaer Musiker zu dieser Entscheidung gezwungen“, sagt Ortsvorsteher Hubertus Kuhaupt. Mit dem gefällten Beschluss endete auch das Mietverhältnis mit der Daseburger Back-Stube Reineke. &bdquo;Wir werden Bäckermeister Guido Reineke vermissen“, bedauert Hubertus Kuhaupt gegenüber der &bdquo;NW“. Dabei hat der Ortsvorsteher nicht nur das Verkaufsgeschäft im Blick. Die Begegnung an der Theke werde fehlen, spricht Kuhaupt Zeit und Gelegenheit für den kurzen Plausch im rund 820 Einwohner zählenden Ort an. Die waren zuletzt jeweils mittwochs und samstags ab 6.30 Uhr für gut dreienhalb Stunden im Musikhaus gegeben. In dieser Woche wird ausgeräumt Zwar hatte die Ortsgemeinschaft über ihren Ortsvorsteher nach der Entscheidung der knapp 50 Musiker, das Haus aufzugeben, einen Umzug angeboten. Doch so richtig wirtschaftlich habe sich der Betrieb im Dorf nicht mehr gerechnet, sagt Bäckermeister Guido Reineke. An der Bäckertheke sei kaum noch etwas zu verdienen gewesen. Da mache es auch keinerlei Sinn in neue Räume, Mobiliar oder notwendig werdenden Umbauten aufgrund von Auflagen zu investieren, sagt Reineke. &bdquo;Deswegen haben wir uns jetzt zu einem Schnitt entschieden und das Engagement in Welda beendet.“ In dieser Woche wird er ausräumen und das Mobiliar zurück an den Stammsitz nach Daseburg bringen. Seit gut fünf Jahren hatte der Daseburger Handwerksbäcker auch im Iberg-Dorf seine Waren angeboten. Brot, Brötchen, Gebäck und Kuchen. Dazu eine kleine Auswahl an Wurst, an Eiern und Honig. Das Weizenbrötchen zu 40 Cent, in die Fünfer-Tüte wird eins gratis hinzugesteckt. Auch Reineke hat zu kämpfen: Nach der Corona-Krise haben in ganz Deutschland viele der selbstständigen Handwerksbäcker wegen den steigenden Energie- und Rohstoffpreise den Betrieb schließen müssen. Auch mangelt es in den Verkaufsstellen an Personal. Neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen, &bdquo;schwierig“, sagt Reineke. Sonderangebote aus den Supermärkten Mit den Sonderangeboten aus den Supermärkten und Discounter könnten viele Bäcker in dieser Situation einfach nicht mithalten. Besonders die enorm gestiegenen Kosten für Energie und entsprechend hohe Fahrkosten machen den Bäckereien neben den explodierenden Rohstoffpreisen zu schaffen. Seine Bäckerei, seit 20 Jahren in Daseburg ansässig, müsse sich konzentrieren, sagt Reineke: Mit dem &bdquo;Drive-in“ an der Kasseler Straße in Warburg, dem Laden der Produktionsstätte in Daseburg und einem Geschäft in Großeneder, die beide jeweils vormittags öffnen. Dagegen hat die Filiale an der Emmerkertorstraße in Borgentreich aktuell noch an den Nachmittagen geöffnet. &bdquo;Der Kunde muss bereit sein, für ein Handwerksbrötchen mehr auszugeben“, sagt Reineke. Sei er aber heute kaum noch. Angesichts der angestiegenen Lebenshaltungskosten werde allzu gern zum preiswerten Industriebbrötchen gegriffen. &bdquo;Investieren können wir schon lang nicht mehr“, sagt der Daseburger Bäcker. Bis vor Kurzem beschäftigte Reineke insgesamt noch knapp 40 Mitarbeiter. Bäckermeister in dritter Generation In Körbecke war es zum Jahresende Bäckermeister Egon Götte gewesen, der das Geschäft mit den Teigwaren aufgegeben hatte und Mitte Dezember die Türen schloss. Ein schwerer Schritt für den 54-jährigen Bäckermeister in dritter Generation. Der Laden lief, doch dem &bdquo;KörBäcker“ ging im Traditionsbetrieb an der Liebenauer Straße das Personal aus. Und mit einer arg dünnen Mitarbeiterdecke sei ein erfolgreiches Betreiben der Bäckerei nicht zu stemmen, hatte Götte den Schritt begründet. Unter Mitarbeitermangel leidet die Branche seit Jahren. Der anhaltende Fachkräftemangel ist im ganzen Land für viele existenzbedrohlich. Da verwundert es nicht, dass die Gesamtzahl der Betriebe rückläufig ist. Im vergangenen Jahr sind nach Angaben der Branchenverbände mehr Bäckereien verschwunden als neue hinzugekommen. Auch die Ortschaft Germete hatte unlängst ihre Back-Filiale verloren. Alexander Höllrigl und Ehefrau Anja hatten in Rhoden ihre Bäckerei aufgegeben, nachdem der Absatz infolge von Bauarbeiten, der Corona-Pandemie und der stark gestiegenen Betriebskosten im Zuge des Ukraine-Krieges geschwunden war und den Betrieb an den Rand der Wirtschaftlichkeit gebracht hatten. Auch sie Bäckermeister mit Leib und Seele. Doch bleibt &bdquo;Paulines Backstube“ seit Anfang des Monats kalt und in Germete duftet es daher nicht mehr nach frischen Börtchen. So ganz gibt der Ortsvorsteher die Hoffnung noch nicht auf &bdquo;In Zukunft werden auch die Weldaerinnen und Weldaer nach Warburg oder Volkmarsen fahren müssen, um Brot und Backwaren einzukaufen“, sagt Ortsvorsteher Kuhaupt. Doch so ganz gibt er die Hoffnung nicht auf, dass sich im Dorf für das wegfallende Angebot noch Alternativen auftun werden. Das Musikhaus werde von der Stadt übernommen. &bdquo;Die benachbarte Feuerwehr soll im Gebäude einen Schulungsraum bekommen“, nennt Kuhaupt eine Möglichkeit der Nutzung. Es werde geplant: &bdquo;Die Gespräche für eine derartige mögliche Weiternutzung laufen“.

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