Warburger Musikschule stellt sich neu auf

Warburg. Unbestritten ist er das Gesicht der Warburger Musikschule. Nach vier Jahrzehnten tritt Thomas Drunkemühle nun ein wenig kürzer. Für ihn stehe der Ruhestand an, sagt er. Und damit gibt der 68-Jährige die Leitung der Bildungseinrichtung am Paderborner Tor in junge Hände: Samira Hördemann wird zum 1. April als Leiterin den organisatorischen und betriebswirtschaftlichen Part verantworten, Wolfram Boder als stellvertretender Leiter den musikalischen übernehmen. Doch so ganz kann sich Vollblutmusiker Drunkemühle nicht von Institution und Unterricht trennen. &bdquo;Ohne Musik kein Leben“, sagt er. In der Corona-Zeit habe die Musikschule arg gelitten, beschreibt Drunkemühle. &bdquo;Rund 100 Schülerinnen und Schüler gingen verloren“, blickt der studierte Kirchenmusiker und Instrumentalpädagoge zurück. Die Stunden hatten in den Lockdowns nur online stattfinden können, Gruppenangebote waren lange Zeit gänzlich ausgefallen. &bdquo;Finanziell eine schwierige Zeit für Musikschulen“, weiß Drunkemühle. Trotz der Unterstützung der Stadt, die als Gesellschafter an der gemeinnützigen GmbH beteiligt ist, mussten die Preise angehoben werden. Zum Unmut des Leiters. Diese Erfahrung blieb hängen Denn gerade Kindern aus sozial schwächeren Familien habe er den Zugang zur Musik ermöglichen wollen, sagt Drunkemühle. In seiner Jugendzeit in den 1960er Jahren habe ihn &bdquo;als sogenanntes Arbeiterkind“ das Programm &bdquo;Musicum Curriculum“ von Carl Orff gefördert und ihm den Weg ins Musikstudium ermöglicht. Die Erfahrung blieb hängen, sie wollte der spätere Musikschulleiter und Kirchenkantor weitergeben. Musik spiele in der Kinder- und Jugendzeit quer durch alle gesellschaftlichen Schichten eine große Rolle, sagt Drunkemühle. Um eine Nachfolge bemühe er sich schon länger. Mit möglichen Bewerbern, die er ins Auge gefasst hatte und das Institut in seinem Sinne weiterführen sollten, sei man sich am Ende nicht einig geworden. Bei Samira Hördemann weiß der Musikpädagoge nun Schule, Dozenten und Schülerschaft in guten Händen. Sie werde die Einrichtung weiterführen und neu beleben. Sie sei ein Kind der Warburger Musikschule, betont Drunkemühle. Elf Jahre hatte Hördemann in den Räumen das Spiel auf der Querflöte kennengelernt, Einzelunterricht genommen und im Ensemble gespielt. Nach dem Abi am Hüffertgymnasium war die Großenederin nach Kassel zum Studium der Wirtschaftswissenschaften gezogen, hatte als Werksstudentin am Fraunhofer-Institut mitgearbeitet und nebenbei Nachhilfe in Deutsch und Mathe gegeben. Ab und an kam das Flöten-Ensemble unter Leitung Drunkemühles in dieser Zeit noch zusammen. Adventskonzerte wurden bestritten, eine Video-Aufnahme für die Warburger evangelische Kirchengemeinde, in der Drunkemühle Kantor ist, entstand. Musik und Lernen beim Älterwerden Zu Kindern und Jugendlichen habe sie einen guten Zugang, bemerkt die 23-Jährige. Der neue Job biete die Möglichkeit, &bdquo;meine Leidenschaft für Musik und Pädagogik zusammenzubringen“, sagt Hördemann. Unterrichten werde sie aber nicht. Die musikalische Leitung der Musikschule wird Wolfram Boder aus Kassel übernehmen. Seit zehn Jahren unterrichtet der promovierte Musikwissenschaftler in Warburg die Instrumente Klarinette, Saxofon und Klavier. Der Kurator bei der Kasseler Louis-Spohr-Stiftung möchte zukünftig Musikbegeisterten auch Vorträge anbieten. Auch Hördemann kündigt neue Projekte, deren Planungen derzeit anstünden, an. Viele Ideen bewege sie im Kopf, sagt sie. Die Bereiche Erwachsene und Senioren nennt Drunkemühle beispielsweise und als Stichwort den Begriff Geragogik. Bildung und Lernen beim Älterwerden. Mit 75 Jahren halte der derzeit älteste Schüler der Musikschule auf den Tasten des Klaviers &bdquo;Kopf und Finger jung“. Musik mache eben mehr Gehirn, bringt der Musikpädagoge wissenschaftliche Erkenntnisse in seiner lockeren Art auf den Punkt. Musik stärkt Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren &bdquo;Das Erlernen eines Instruments unterstützt Kinder in der Entwicklung“, nimmt Hördemann den Faden auf. Von der musikalischen Früherziehung bis zum großen konzertanten Auftritt: Die Beschäftigung mit Akkorden und Rhythmen stärkt Konzentration und Koordination, Kreativität und Selbstbewusstsein. Hördemann und Boder möchten Kooperationen mit Kitas und Schulen weiter ausbauen. Die Nachfrage nach den vielfältigen Angeboten der Musikschule steige wieder, meldet Hördemann. Sie möchte die derzeitigen Preise für den Unterricht gerne halten und Geschwisterkindern weiterhin vergünstigte anbieten. Ganz im Sinne ihres Vorgängers. Auch Thomas Drunkemühle wird weiter lernen. &bdquo;Das Loslassen“, sagt er. Die Entscheidung, die Leitung abzugeben, &bdquo;gärte lang in mir“. Ebenso wie die Suche nach jemandem, &bdquo;der ähnlich denkt wie ich“. Zurzeit werden in der Musikschule Warburg rund 330 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Drunkemühle wird sich ins Team der 16 Honorarkräfte einreihen.

Meistgelesen