Warburg. Vom 10. Juli bis zum 21. August können Interessierte einen Blick in das Leben in der Warburger Börde vor rund 7.000 Jahren werfen. Unter Mitarbeit des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) zeigt die Ausstellung im Museum im „Stern“ mit dem Titel „5.000 v. Chr. – Das Gräberfeld von Warburg-Hohenwepel“ einzigartige Fundstücke, die die Ausgrabungen der LWL-Archäologie zwischen 2011 und 2018 erbracht haben.
„Die Grabungen am Gräberfeld Hohenwepel beschäftigen uns schon eine ganze Weile. Es ist toll, zu sehen, dass unsere Ergebnisse nun für alle Interessierten spannend aufbereitet werden und die Öffentlichkeit an ihnen teilhaben kann“, freut sich Michael Rind, Direktor der LWL-Archäologie. Schließlich sei es das erste Gräberfeld dieser besonderen jungsteinzeitlichen Kultur in Westfalen, der Fundplatz daher etwas ganz besonderes, so Rind weiter.
Vor 7.000 Jahren erreichte eine neue Lebens- und Wirtschaftsweise Mitteleuropa, weiß LWL-Archäologe Hans-Otto Pollmann: „Nicht mehr die Jagd auf Wildtiere, Fische und das Sammeln von Wildfrüchten bestimmte das Leben der Menschen. Ackerbau und Viehzucht, die Herstellung von Keramikgefäßen, Steinbeilen und die dauerhafte Niederlassung in dorfartigen Siedlungen begann das Leben der Menschen zu prägen.“ Diese neue Lebensweise wurde von Einwanderenden aus Südosteuropa bis in die Warburger Börde gebracht. Diese Kulturgruppe früher Bauern wird von Fachleuten aufgrund der typischen Verzierung ihrer der Gefäße als Menschen der Bandkeramik bezeichnet.
Das erste bekannte Gräberfeld der frühen Bauernkultur in Westfalen
Während einer Prospektion im Jahr 2011 entdeckte das Team der LWL-Archäologie-Außenstelle Bielefeld bei Hohenwepel ein Gräberfeld. In den nächsten sieben Jahren gruben Experten der LWL-Archäologie es fast vollständig aus. Es ist das erste bekannte Gräberfeld dieser frühen Bauernkultur in Westfalen und umfasst 134 Gräber mit zahlreichen Beigaben. Hier wurden die Bewohner der jungsteinzeitlichen Siedlung Großeneder bestattet.

Ausgewertet wird das Großprojekt durch den Ausgräber Pollmann: „Die mehr als zehn Hektar große Siedlung von Borgentreich-Großeneder zu beiden Seiten des Ederbaches war für die Menschen der Bandkeramik für etwa 400 Jahre eine der zentralen Siedlungen in der Warburger Börde.“ Hier kamen die Menschen in Kontakt und in Austausch mit der einheimischen Bevölkerung der mittelsteinzeitlichen Jäger und Sammler, so Pollmann weiter. Die Ausgrabungen in der Siedlung von Großeneder geben Auskunft über das Alltagsleben der frühen Bauern und Viehzüchter. Doch in ihre Glaubenswelten und Jenseitsvorstellungen erhalten die Forscher erst dank der Ausgrabungen des Gräberfeldes Hohenwepel tiefere Einblicke.
Höhepunkte der Ausstellung
„Die Ausstellung über das Gräberfeld von Warburg-Hohenwepel ist ein Ausstellungshighlight 2022 für das Museum im "Stern“, sagt Museumsleiter Alexander Schwerdtfeger-Klaus. „Erstmals werden die Funde und aktuellen Forschungsergebnisse der Grabungen präsentiert. Das Gräberfeld, das in Westfalen bislang einzigartig ist, verdeutlicht noch einmal eindrucksvoll die starken Einflüsse der bandkeramischen Kultur in der Warburger Börde.“
Die Auswertung der Funde durch den LWL-Archäologen Pollmann werden vom 10. Juli an in einer Ausstellung im Museum im „Stern“ in Warburg der Öffentlichkeit präsentiert. Zahlreiche Fundstücke wie Gefäße, Beile, Pfeilspitzen und andere Beigaben veranschaulichen das Leben und den Tod der Menschen dieser Kultur.
Eröffnung am kommenden Sonntag
Ein Vortrag von LWL-Archäologe Pollmann am Sonntag, 17. Juli, im Warburger Museum wird in Bildern und Rekonstruktionen das Leben dieser frühen Bauernkultur näher beleuchten. Auf die zugehörige Doppelsiedlung von Großeneder wird Fritz Jürgens von der Christian-Albrechts-Universität Kiel in einem weiteren Vortrag am 20. August eingehen. Die Ausstellung wird am 10. Juli um 11 Uhr im Museum im „Stern“ eröffnet, geöffnet ist täglich außer montags von 14.30 bis 17 Uhr.