Diese Warburger machen Kleinkunst ganz groß

Warburg. Lena Volmert breitet die Arme aus und nimmt sie alle mit in die Umarmung: die Flyer und Faltblätter, die vor ihr liegen. Aus den Jahren, in denen die 62-Jährige Vorsitzende des Warburger Kulturforums war. Erinnerungen, die sie nach zwölf Jahren im Vorsitz und 39 Jahren im Verein nicht hergeben möchte – und die ihr keiner nimmt. Daneben: zwei Bücher. Gästebücher mit noch mehr Erinnerungen, Zitaten, Unterschriften, Bildern und Zeitungsberichten, die sie gesammelt hat. &bdquo;Unbezahlbar“. Neben ihr am Tisch sitzt Michael Schwarzwald. Ihr Nachfolger in diesem Vorsitzenden-Amt, 67 Jahre alt, pensionierter Lehrer. &bdquo;Theaterlehrer“, wie er sagt. Weil er unter anderem Schüler und Lehrer in Sachen Kunst, Kultur und Theater fit gemacht hat: &bdquo;Ungewöhnliche Dinge haben wir gemacht. Ein buntes Leben.“ Seit acht Jahren ist Warburg sein Zuhause. Ein Haus zwischen Alt- und Neustadt. Sofort sei er begeistert gewesen von dem &bdquo;Kleinod mit Atmosphäre“ direkt vor der Haustür, dem Kulturforum mit dem Keller. &bdquo;Kleinkunst ganz groß.“ Er lacht und scherzt: Vom Tellerwäscher zum Vorsitzenden habe er es nun gebracht. Thekendienst und Plakate austragen inklusive. Und sei dabei subtil mit der neuen Aufgabe ein bisschen überrascht worden. Ganz nach dem Motto: &bdquo;Michael, den Schlüssel kannste jetzt behalten.“ Die Wahl dann, ein großer Vertrauensbeweis, ergänzt er. Vorsitzender von 345 Mitgliedern – &bdquo;eine mächtige Aufgabe und Verantwortung für im Durchschnitt 14 Abend-Events sowie Veranstaltungen wie die Musiknacht und das Neujahrskonzert. Das reizt mich, das ist eine Herausforderung.“ Dazu zwei Jahre Pandemie, in denen vieles abgesagt wurde. &bdquo;Kreative Denkpause“ nennt es der pensionierte Lehrer. Ein Nachdenken auch darüber, ob alles so fortgesetzt werden, anderes wieder aufleben oder neu angedacht werden sollte. &bdquo;Das Publikum zurückgewinnen“, das sei die größte Herausforderung, ergänzt Lena Volmert. Sie bedauert, dass der Wechsel gerade in eine Corona-Phase falle – aber: &bdquo;Eine Dekade im Ehrenamt ist genau richtig.“ Schon bei der Kommunalwahl, als sie in den Kreistag gewählt und zudem zweite stellvertretende Landrätin wurde, habe sie angekündigt, nach zwölf Jahren als Vorsitzende nicht weiter zu kandidieren. Und sie sagt mit Blick auf ihren Nachfolger: &bdquo;Ich weiß, dass das Amt in neue gute Hände mit kreativen Ansätzen gekommen ist. Und ich bin nicht weit weg.“ Sie übernimmt als Kassiererin im Vorstand die Finanzen. &bdquo;Das Kufo ist ein großer Teil meines Lebens“ &bdquo;Das Kufo ist ein großer Teil meines Lebens. Ich bin in der Woche nach der Gründung 1983 Mitglied geworden. Im nächsten Jahr werden wir 40.“ Der Ansatz des Vereins: &bdquo;Kleinkunst in die Stadt Warburg zu holen. Da gab es ein Vakuum.“ Mit der Kabarettgruppe &bdquo;Bleifrei“ stand sie auch auf der Bühne, die gesamte Gage floss in das Kufo. Für die Lichtanlage, für Stoffe, Vorhänge, Ausstattung. 1985 zogen sie in den Keller, eine ehemalige Garage, deren Umbau die Mitglieder selbst von Hand übernahmen. &bdquo;Das ist schon ein Kind von mir“, sagt sie. Und erinnert sich an das allererste Kufo-Konzert: &bdquo;Des Tänzers Traum – mit Harfe und Flöte im Arnoldihaus.“ Sie lacht. &bdquo;Damals waren wir sehr experimentell. Sehr mutige Vorstellungen. Irre.“ Erster Vorsitzender war damals Manfred Zepf. Nach Rainer Mues, Vera Wedekind und Lena Volmert ist Michael Schwarzwald nun der fünfte in knapp 40 Jahren. Mit rund 700 Veranstaltungen. Wie sie in das Vorsitzenden-Amt kam? &bdquo;Ich war zwei Jahre stellvertretende Vorsitzende. Vera Wedekind wollte aufhören. Ich habe Interesse bekundet. Seitdem mache ich das.“ Punkt. Fertig. Und das Kulturforum habe einen guten Ruf in der Branche Und das Kulturforum habe einen richtig guten Ruf in der Branche: &bdquo;Es hat sich rumgesprochen, einige Agenturen wollen ihre Künstler explizit nach Warburg schicken. Wir haben so viele und so vielfältige Bewerbungen auch aus dem europäischen Ausland, dass wir auswählen können, um die richtige Mischung hinzubekommen.“ Von Reinhold Beckmann schwärmt sie, er sei der einzige Künstler, der mit ihr ein Interview gemacht habe: über Warburg, den Kreis, die Sportarten, die es in Warburg gebe. Tobias Regner sei ein &bdquo;toller Mensch“, Roger Stein habe eine &bdquo;Aura und Ausstrahlung, die suchen Ihresgleichen“. Frieda Braun sorge stets für ein volles Haus. Und das Neujahrskonzert, das moderne und klassische Musik mit Tanzen verbinde, das sei eine so tolle Idee. Das wünscht sie sich auch weiterhin im Programm. &bdquo;Weil ich eine leidenschaftliche Tänzerin bin.“ Übrigens: Den Flyer vom ersten Halbjahresprogramm unter ihrem Vorsitz hat Lena Volmert gern zur Hand: &bdquo;Den habe ich mit Kathrin Helg zusammen gemacht. Seitdem ist diese Form – gedruckt in einer Auflage von 1.000 Stück – unser Aushängeschild.“

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