Warburg

Denkmal des Monats: Hier trifft Kirche auf Gesundheitswesen

Die Petri-Kapelle in Warburg ist Denkmal des Monats – was aus der bis in die karolingische Zeit zurückreichende Geschichte des Baus bekannt ist.

Petri-Kapelle auf der Hüffert in Warburg strahlt in der Abendsonne. | © Simone Flörke

03.06.2022 | 03.06.2022, 09:00

Warburg. Der Vorstand des Denkmalvereins Warburg hatte die Kapelle des Helios Klinikum Warburg, Hüffertstraße 3 als Denkmal des Monats Mai ausgewählt. Und zwar aus mehreren Gründen. Das Patrozinium der Kapelle verweist auf eine schon vor der Gründung der Stadt Warburg bestehende Ur-Pfarrei St. Peter, deren am Bittkreuz gelegene Pfarrkirche archäologisch nachgewiesen wurde und die bis 1622 bestand, heißt es dazu.

Die Kapelle ist der letzte verbliebene Rest des 1923 bis 1926 errichteten ehemaligen und von der Denkmalfachbehörde als denkmalwürdig erkannten St.-Petri-Hospitals Warburg. Sie erinnert zugleich an die damals sehr enge Verbindung des Warburger Gesundheitswesens mit der katholischen Kirche und dem Orden der damals im Krankenhaus beschäftigten Vinzentinerinnen.

Der Vorgängerbau

Grabungsbefunde belegen eine frühe Besiedlung und die frühere Existenz einer Saalkirche von 17,70 Meter Länge und 8,30 Meter Breite aus karolingischer Zeit im Bereich eines östlich des Hügelplateaus heute noch stehenden Bittkreuzes. Es wird angenommen, dass es sich hierbei um die 1287 erwähnte Peterskirche handelt.

1287 verfügte der Paderborner Bischof Otto von Rietberg eine Zusammenlegung der Peterspfarre mit der Warburg-Altstädter Kirchengemeinde, nachdem er deren ehemalige Pfarrkirche St. Maria in Vinea dem Dominikanerorden übereignet hatte, gestattete aber den Altstädtern, sich eine neue Kirche zu bauen. Nach Einweihung der neuen Altstadtkirche Mariä Heimsuchung wurde die Peterskirche wieder zur selbstständigen Pfarrkirche erhoben.

Während des Dreißigjährigen Krieges ließ Oberst Otto von Blankhart 1622 alle Bäume und Hecken im Umkreis der Stadt abholzen und die noch erhaltenen restlichen Gebäude der Hüffert, darunter die Peterskirche und das Hospital, abbrechen. Die Hüffertbewohner wurden nicht in die Stadt aufgenommen, sondern mussten sich ein Unterkommen in der weiteren Umgebung suchen. Ein Wiederaufbau der Hüffert erfolgte aufgrund der kriegsbedingten Bevölkerungsverluste zunächst nicht. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die Flächen ausschließlich gärtnerisch und landwirtschaftlich genutzt.

Der Neubau 1923 bis 1926

Erst ab 1920 erfolgte eine erneute Erschließung und städtebauliche Entwicklung. Entlang des vom Sacktor ausgehenden historischen Stiepenweges und der hierzu rechtwinklig angelegten Hüffertstraße entstand auf Betreiben des damaligen Bürgermeisters August Dissen ab 1923 ein neues St.-Petri-Hospital, zu dem auch die von innen und außen zugängliche St.-Petri-Kapelle gehörte.

Nach Durchführung eines Architektenwettbewerbes erfolgte die Planung durch den Architekten Franz Vogt aus Elberfeld. Es entstand eine Anlage im schlichten neobarocken Stil mit einem jedoch relativ freien und funktionalen Grundriss und einer bewegten Dachlandschaft.

Der Baukomplex

Dabei wurde die in den Baukomplex teilweise integrierte Kapelle durch große, über zwei Etagen führende Rundbogenfenster, an römischen Barock orientierten Fassadenschmuck im Chorbereich, einem großen, pyramidenförmigen Mansarddach und einem als Glockenturm dienenden Dachreiter mit geschweifter Haube gestalterisch besonders hervorgehoben.

Am 19. November 1926 wurde der drei- bis viergeschossige, mehrflügelige und 92 Meter lange Gebäudekomplex feierlich eingeweiht und in Wiederaufnahme des Patroziniums der 1622 zerstörten Peterskirche St.-Petri-Hospital Warburg genannt. Die Kapelle überstand auch den Zweiten Weltkrieg und den durchgreifenden Erweiterungsumbau des Krankenhauskomplexes 1973.

Die Privatisierung

Im Mai 2008 verkaufte der Krankenhauszweckverband Warburg seine Geschäftsanteile an die Rhön-Klinikum AG mit Sitz in Bad Neustadt. Die Käuferin versprach, den Erweiterungsbau von 1973 aufgrund zurückgegangenen Bedarfs und seiner gravierenden funktionalen und städtebaulichen Mängel vollständig abzubrechen und durch einen städtebaulich angepassteren Neubau zu ersetzen, den Altbau von 1926 jedoch zu erhalten und zu sanieren.

Am 1. September 2011 erfolgte der symbolische Spatenstich für einen Neubau des Hospitals. Zum 18. April 2014 wurde das Krankenhaus von der Helios-Kliniken GmbH übernommen. Der Altbau von 1926 und der ehemalige Erweiterungsbau von 1973 wurden im Herbst 2014 abgerissen. Lediglich die Petri-Kapelle blieb erhalten und wurde als frei stehendes Gebäude erneuert. Danach wurde sie am 10. Februar 2016 in die Liste der Baudenkmäler in Warburg eingetragen.