Film über Höxteranerin Anja Niedringhaus: Was Kriege mit Menschen machen

Höxter/Warburg. Dieser Film kann beides: Eine Persönlichkeit aus der Region menschlich und filmisch näherbringen. Denn: &bdquo;Viele kannten Anja Niedringhaus.“ Und ihn in das ganz große Kino einordnen. Aber angesichts der aktuellen Entwicklung mit dem Krieg in Europa habe er noch einmal eine ganz andere Relevanz: Das sagt Ute Schlinker vom Cineplex Warburg über &bdquo;Die Bilderkriegerin Anja Niedringhaus“, die Geschichte der vor acht Jahren in Afghanistan erschossene Fotografin und Pulitzerpreisträgerin aus Höxter. In Berlin war in einem kleinen Kino diese Woche Premiere der Regina-Ziegler-Kinoproduktion in Zusammenarbeit mit dem ZDF. Mit dabei die Schwestern Elke und Gide Niedringhaus, bei der Anja in Kaufungen auf dem Hof eine Wohnung und einen Rückzugsort hatte. An diesem Wochenende läuft der Film am Samstag, 28. Mai, um 20 Uhr und Sonntag, 29. Mai um 17 Uhr im Warburger Cineplex und im Kino in Bad Driburg am Montag und Dienstag, 30. und 31. Mai, jeweils um 20 Uhr. Am Mittwoch, 1. Juni, kommen Regisseur Roman Kuhn und die Produzentin auf Einladung der Kinofamilie Schlinker nach Warburg, um mit den Gästen der Vorführung (ab 19 Uhr) über den Film zu sprechen und zur Diskussion einladen. Mit dabei: Anja Niedringhaus’ Mutter Heide-Ute Niedringhaus aus Höxter. &bdquo;Sie wird dann den Film bei uns zum ersten Mal sehen“, sagt Ute Schlinker. &bdquo;Ich hatte ihr angeboten, ihn allein anzuschauen. Aber sie möchte ihn in Gemeinschaft sehen.“ &bdquo;Ihr Mut, ihr Instinkt und ihr Talent waren herausragend“ Ein zweites Mal zwei Tage später werden die persönlichen Erinnerungen an die Höxteranerin, die mit 48 Jahren 2014 in Afghanistan erschossen wurde, erneut im Mittelpunkt stehen: Wenn die Mitglieder des Höxteraner Forums Anja Niedringhaus (FAN) sowie Offizielle aus Höxter im Cineplex sind. Das Forum will in erinerung an die Fotografin in Höxter im Tillyhaus einen Ort der Kultur und Diskussion einrichten. &bdquo;Durch Veranstaltungen, die zur künstlerischen und wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Ursachen und Folgen von Krisen, Konflikten und Kriegen, von Flucht und Migration anregen, soll Bewusstsein geweckt werden für die Themen, die Anja Niedringhaus am Herzen lagen“, heißt es beim Forum. Für Ute Schlinker ist es immer etwas Besonderes, wenn die regionale Nähe zu dem gezeigten Film da ist – in diesem Fall ist es ein 90-minütiger Kinofilm der Produzentin Regina Ziegler, eine der renommiertesten ihres Faches in Deutschland. &bdquo;Die Fotografin Anja Niedringhaus war ohne Frage eine besondere Frau und ein außergewöhnlicher Mensch“, sagt Regisseur Roman Kuhn, der Spielfilmszenen mit Interviewaufnahmen von Menschen, die Niedringhaus (gespielt von Antje Traue) kannten, vermischt. &bdquo;Ihr Mut, ihr Instinkt und ihr Talent waren herausragend.“ Eine Kollegin habe über sie gesagt: &bdquo;Sie sah in die Seele der Menschen“, ein Wegbegleiter konstatierte: &bdquo;Sie konnte mit ihren Bildern die Welt verändern.“ Und Anja Niedringhaus selbst sagte einmal: "Wenn ich es nicht fotografiere, wird es nicht bekannt.“ "Was treibt einen jungen Menschen wie Anja in den Krieg?" Roman Kuhn spricht von den Fotos als &bdquo;Dokumenten des menschlichen Wahnsinns“, die &bdquo;unverhohlen die Grausamkeiten des Krieges, aber auch die unglaubliche Kraft, den Stolz und die Würde der Menschen, die keine Wahl haben und dies alles ertragen müssen“, zeigten. Er fragt aber auch, was all das in 20 Jahren mit der Fotografin, mit dem Menschen gemacht habe: &bdquo;Was verbarg sich wirklich hinter dieser immer freundlichen Fassade? Die unzähligen körperlichen Verwundungen kennen wir, doch wie schwer wurde ihre Seele getroffen? Wie erging es ihr, wenn die Tür zu war, es dunkel und einsam wurde? Was treibt einen jungen Menschen wie Anja in den Krieg – und warum hielt sie das so lange aus?“ Für den Film, sagt Kuhn, habe man &bdquo;zwischen den Zeilen gelesen, auf die Untertöne ihrer Interviews gehört und versucht, die Aussagen ihrer Familie und Kollegen ins richtige Bild zu setzen.“ Herausgekommen sei &bdquo;das Psychogramm einer bewundernswerten Frau, die trotz allen Erfolges immer wieder an der Wirkung und dem richtigen Einsatz ihrer Bilder gezweifelt hat. Gelangweilt von einem normalen Leben und doch zerrissen von der Sehnsucht, irgendwo anzukommen, war sie bis zuletzt getrieben, der Welt zu zeigen, was Kriege mit uns machen“, so der Regisseur. &bdquo;Vielleicht hat sie auch nur keinen Weg gefunden, aus diesem Leben wieder herauszukommen. Somit war sie bis zuletzt zur richtigen Zeit am richtigen Ort.“

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