Mehr als 200 Demonstranten stellen sich gegen Montagsspaziergänger

Warburg/Bad Driburg. Es war die erste Veranstaltung dieser Art in Warburg und die vierte in Bad Driburg: Mit Kundgebungen für Solidarität und Zusammenhalt in der Gesellschaft begegneten Menschen in beiden Städten den sogenannten Montagsspaziergängern, die sich gegen die Corona-Maßnahmen der Regierung und gegen Impfzwang aussprechen. Ihnen wollen sie nicht allein die Straßen überlassen, sondern appellieren für ein Miteinander im Kampf gegen die Pandemie. Bei allen angemeldeten Veranstaltungen blieb es laut Polizei ruhig. Warburg Ein ganz starkes Solidaritäts-Statement kam von den Warburgern: 130 Menschen zeigten sich auf Einladung des Bündnisses für Demokratie und Toleranz, um ein Zeichen für Solidarität, die als Klammer die Gesellschaft zusammenhalte, und gegen Egoismus zu setzen: So formulierte es Ricardo Blaszczyk vom Bündnis. Währenddessen gingen rund 150 Montagsspaziergänger, darunter viele Kinder, zum Teil mit Kerzen einmal durch die Innenstadt bis zur Tankstelle am Paderborner Tor und zurück zum Rathaus Zwischen den Städten. Das Bündnis hatte das Mikrofon auf dem Marktplatz für unterschiedliche Redebeiträge geöffnet, in denen immer das Wort Solidarität betont wurde. Das Grundrecht auf Freiheit und das auf Gesundheit träfen hier aufeinander: Doch wenn das Beharren auf das eine Recht dem anderen Menschen das Leben koste, dann sei das Egoismus, dann habe das nichts mehr mit Demokratie zu tun, so Bündnis-Sprecher Blaszczyk. &bdquo;Für Rechte – aber nicht mit Rechten“, so formulierte er unter Applaus einen weiteren Aspekt. Und machte deutlich, dass sich die Gesellschaft nicht spalten lassen dürfe. Deshalb sein eindringlicher Appell für einen Diskurs. Dem schloss sich spontan eine Teilnehmerin an, die mahnte, dass man nicht mehr miteinander spreche, dass Menschen sich unversöhnlich gegenüberständen zwischen Lüge und Wissenschaft, zwischen Parolen und Argumenten. Bündnis-Kollegin Nora Wieners betonte das Recht zu demonstrieren und das Recht auf Meinungsfreiheit für jeden, erinnerte aber auch daran, dass die Menschen auf den Intensivstationen am Ende seien mit ihrem Knochenjob auch für die, die nicht geimpft seien. Das Gesundheitssystem funktioniere nur, solange sich die Menschen solidarisch zeigten. Für Christian Holtgreve ist es unbegreiflich, dass Millionen Corona-Infektionen und hunderttausende Tote geleugnet werden könnten. Marcel Winkler sprach über seine vierjährige Tochter, die ihr halbes Leben ihre Umwelt nur mit Maske kenne. Er wolle sie nicht in eine gespaltene Gesellschaft entlassen, mahnte auch, &bdquo;nicht rechts abzubiegen, sondern den Weg geradeaus zu gehen“: &bdquo;Wir haben nur eine Chance, wenn wir zusammenhalten.“ Die 115.000 Toten seien 115.000 Gründe fürs Impfen.Ein Credo für die Meinungsfreiheit hatte Thomas Volmert dabei. &bdquo;Für Offenheit, Toleranz und ein buntes Warburg.“ Ihre Trauer zum Ausdruck brachte Lena Volmert, dass das kulturelle Leben darniederliege, sie manche Künstler nie wieder sehen werde, weil es Ensembles nicht mehr gebe oder die Künstler gestorben seien. Winnie Volmert brach eine Lanze für die Errungenschaften der Medizin. Er erinnerte an Impfungen gegen Tetanus, Masern, Polio, Pocken oder TBC. Und an die Impfung vor dem Afrika-Urlaub, die doch ganz selbstverständlich sei. Und Doris Hauck fasst in drei Worten auf ihrem Plakat das Ganze zusammen: &bdquo;Freiheit ist Verantwortung“. Bad Driburg Auch in Bad Driburg haben am Montagabend gegen 19 Uhr wieder rund 150 Coronagegner gegen die Schutzmaßnahmen protestiert. &bdquo;Die Montagabend-Demo ist fester Bestandteil im Wochenplan von Hunderttausenden. Auch wir gehen am Montag wieder auf die Straße, um gegen den Impfzwang und das Impfregister zu protestieren“, hatte der Kreisverband Höxter der AfD auf seinen Social-Media-Kanälen zur Teilnahme aufgerufen. Sie wehren sich insbesondere gegen die Pflicht zum Tragen einer Maske, auch im Freien. &bdquo;Wer glaubt, die Montagsspaziergänger ließen sich durch solch lächerliche Symbolpolitik beeindrucken, hat sich verkalkuliert. ,Jetzt erst recht’ lautet die Devise“, sagt die AfD. Auf dem Marsch durch Bad Driburg hielten sich die Gegner allerdings weitgehend an die vorgeschriebene Maskenpflicht. Wie Beobachter vor Ort berichten, ist es weitgehend ruhig geblieben. Für die kommende Woche kündigten die Organisatoren an, nicht mehr außen um die Innenstadt laufen zu wollen, sondern eine zentralere Route durch die City, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Wie in Warburg fand auch in Bad Driburg gleichzeitig eine Gegendemonstration für gesellschaftliche Solidarität mit rund 70 bis 80 Teilnehmern statt. Aufgerufen dazu hatte das Bündnis für Demokratie. Sie trafen sich am Leonardobrunnen. Für sie sprach die Grüne Landtagskandidatin Uta Lücking. &bdquo;Freiheit in der Gesellschaft braucht und baut auf Solidarität, nicht auf Egoismus“, erklärte Lücking. Die Mehrheit der Gesellschaft sei zwar nicht hier auf dem Platz versammelt, drücke sich im Kreis Höxter in der Impfquote aus. Sie liegt aktuell etwa bei 92 Prozent der Erwachsenen. &bdquo;Die Mehrheit der Menschen im Kreis Höxter trägt in Gemeinschaft die schwierige Zeit.“ Sie zeigten gegenseitige Rücksichtnahme, Vernunft und Verantwortung.

Meistgelesen