Besondere Herausforderung: Wochenlang ohne Auto im Kreis Höxter

Warburg. Die versprochene Gepäcktasche als anerkennende Belohnung bekam sie spät: Erst in der jüngsten Sitzung des Mobilitätsausschusses im April gratulierte die Stadt ihrer &bdquo;Star-Radlerin". Ausschussvorsitzende Doris Hauck war bei der &bdquo;Stadtradeln"-Aktion im vergangenen Sommer als einzige im Kreis Höxter in dieser Kategorie angetreten und hatte sich damit einer besonderen Aufgabe gestellt. &bdquo;Drei Wochen ganz ohne Auto", sagt Hauck. Bus und Bahn waren allerdings erlaubt. &bdquo;Vielleicht werden es diesmal mehr", hofft die 63-Jährige aus der Warburger Altstadt. Maximal sind fünf zugelassen. Mit Ehemann Wilfried Bott hat sich Doris Hauck bereits angemeldet. Wer es sich zutraut: &bdquo;Drei wären also noch frei", wirbt sie um Mitstreiter. Zum zweiten Mal nimmt der Kreis Höxter mit allen zehn Städten an der Kampagne &bdquo;Stadtradeln" des Klima-Bündnisses teil. Vom 28. Mai bis 17. Juni werden dann fahrradbegeisterte Bürgerinnen und Bürger wieder für mehr Klimaschutz und mehr Radverkehr kräftig in die Pedale treten. Innerhalb des dreiwöchigen Aktionszeitraumes gilt es, möglichst viele Kilometer mit dem Rad zurückzulegen. Beruflich oder privat. Gesucht werden Deutschlands fahrradaktivste Kommunen sowie die fleißigsten Radler und Teams einer Region. Mitmachen und ein Team gründen kann jeder, der im Kreis Höxter wohnt, arbeitet, einem Verein angehört oder eine Schule besucht. Alle gefahrenen Kilometer werden online, per App oder ganz klassisch über einen Erfassungsbogen gesammelt und ausgewertet. "Es gibt Etliche, die fast alles mit dem Rad bewältigen" In ihrem Stadtradeln-Blog hatte Doris Hauck im vergangenen Jahr einmal die Woche über die Anstrengungen der täglichen Wegeplanung und über die schönen Momente ihrer 829 Kilometer in den drei Wochen berichtet. &bdquo;Leider kaum gelesen", sagt sie. Enttäuscht ist sie dennoch nicht. Denn Rad fährt sie nicht für andere. Die ehemalige Sozialpädagogin, zuletzt angestellt beim Landkreis Kassel, fuhr im Job 20 Jahre lang immer mit dem Rad zur Arbeit. &bdquo;Schon im Studium", fügt die gebürtige Bambergerin, die seit 28 Jahren in Warburg lebt, an. Radfahren im Alltag eben. Aus Überzeugung. Doch auch größere Radtouren sind ihr nicht fremd. &bdquo;Im Urlaub immer", sagt sie. Touren durch das Baltikum, in Rumänien, Polen und Marokko oder entlang der Ostseeufer. Zwischen vier und sechs Wochen habe sie sich die Familie dafür Zeit genommen. Ihre beiden Jungs zunächst im Kindersitz auf dem Gepäckträger im Rücken, dann im Hänger, bald saßen sie selbst auf eigenen Rädern. Vier Monate hatte sie vor einem Jahr für den meilenweiten Radweg in den Norden Afrikas eingeplant. Daraus wurde nichts. Als der Starttag näher rückte, begann der Lockdown. Die Grenzen waren dicht. Das Aus für die Fahrt durch fremde Länder. Von Warburg bis Ottbergen mit dem Rad Die Faszination: &bdquo;Man ist beweglich", sagt Hauck sofort. Sie schätze den direkten Kontakt zu Menschen am Wegesrand. Das Winken hinter den Fensterscheiben im Blechkleid des Autos ist ihr zu wenig. &bdquo;Anhalten und absteigen auf einen kurzen Plausch. Man spricht die Leute an oder wird angesprochen." Selbst der Einkauf mit dem Zweirad wird ihr nicht zuviel. &bdquo;Links und rechts zwei Packtaschen, da passt schon was rein", weiß Hauck. Für den Wocheneinkauf holt sie den Lastenhänger aus dem Schuppen hinterm Haus. Dabei fühlt sie sich keineswegs als Exot. &bdquo;Es gibt Etliche, die fast alles mit dem Rad bewältigen", sagt sie. Außerdem gebe es E-Bike und Pedelec für diejenigen, &bdquo;die Angst vor dem Berg haben". Auch sie vermittelten sinnliche Eindrücke und ließen die Jahreszeit spüren. Beim Radfahren wie im Leben: Wichtig sei es, &bdquo;sein eigenes Tempo, seinen eigenen Rhythmus zu finden". Dann berichtet Hauck, die für die Grünen im Warburger Stadtrat sitzt, von der größten Überraschung aus ihrer &bdquo;Star-Radler"-Zeit: Nach der Tagung der Partei in Ottbergen, zu der sie von Warburg aus natürlich geradelt war, stand am Abend der Weg zurück mit der Bahn an. Ottbergen – Altenbecken – Warburg: &bdquo;Gegen 22 Uhr war ich wieder daheim", erinnert sich Hauck immer noch mächtig verwundert über eine perfekte Verbindung im Kreis Höxter. "Ein- und Ausfahrten an Grundstücken sind mörderisch" Es regne auch nicht acht Stunden am Tag, sagt sie. Radfahren sei um diese Jahreszeit kein Problem. Doch im Dezember sei es auch mal nett, die ein oder andere Strecke im Auto zurückzulegen. Auch wenn sie es &bdquo;langweilig und öde" findet. Ihr Tipp bei angesagten Regenschauern: ein zweites Paar Schuhe, ein zweites Paar Socken und eine zweite Hose neben der wind- und wasserdichten Jacke. All das juckt Deutsch-Langhaar Liese, den Hund der Familie, kaum. Er finde Hängerfahren bei jedem Wetter &bdquo;voll cool". Beim &bdquo;Stadtradeln" können die Teilnehmer im Internet über die Meldeplattform &bdquo;RADar" oder über die Stadradeln-App störende und gefährliche Stellen direkt an die Städte melden. Besonders die Ortseingänge seien schwierig, bemerkt Hauck. Oft enden die ausgewiesenen Radwege am Ortsschild. Dann geht es innerorts auf den Fahrbahnen viel befahrener Straßen weiter. Auch die Absperr-Geländer, die die Fahrt an gut ausgestatteten Radwegen unterbrechen, bemängelt Hauck. Sie bildeten scharfe Winkel und seien teilweise so eng, &bdquo;dass ein Radgespann nicht mehr rumkommt". Dann werde &bdquo;gern an den Hindernissen vorbei" über die Grasnabe gefahren. Reichlich Erfahrung hat Hauck auch mit rücksichtlosen Autofahrern: Parkplätze zwischen Häusern, Gehwegen und für Radfahrer ausgezeichneten Streifen, Ein- und Ausfahrten zu Seitenstraßen sowie Grundstücksein- und -ausfahrten hält sie für &bdquo;mörderisch". Nicht nur für kleinere Kinder oder wenn der Autofahrer die Tür öffnet. Die drei Wochen des &bdquo;Stadtradelns" motivierten, nicht nur in der Freizeit längere Strecken mit dem Rad zu fahren, spricht Hauck den Wettbewerbscharakter an. &bdquo;Kilometer sammeln spornt an."

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