Die edelste Adresse in Warburg: Wie schwer es ein Schlossherr hat

Welda. Das Schloss – &bdquo;ein guter Ort zum Leben", sagt Klaus Fauerbach. Doch eine heile Welt sei es nicht. Im wahren Sinne des Wortes: Seit einem Vierteljahrhundert renoviert die Architektenfamilie Fauerbach das denkmalgeschützte Schlossgebäude in Welda. Ein Ende, &bdquo;kaum abzusehen", sagt Brigitte Fauerbach. &bdquo;Man muss schon Risse in der Wand aushalten können", bemerkt sie mit einem Blick ins Esszimmer. Von dem morbiden Charme eines alten Gemäuers spricht gar ihr Gatte beim Gang durch die Kellerfluchten. Vom Fach: Dass eine solche Anlage Geld, Zeit und Tatkraft erfordert, war dem aus Kassel stammenden Paar vor dem Erwerb des rund 20.000 Quadratmeter großen Anwesens mit Schloss, Marschställen, den beiden Kavaliershäusern und der Vorburg 1996 bewusst. Schließlich waren sie da bereits als Architekten auf Altbausanierungen und die Vermittlung historischer Gebäude spezialisiert. &bdquo;Ein riesiger Steinhaufen" Eine Anzeige hatte ihre Aufmerksamkeit geweckt. &bdquo;Dann standen wir vor dem großen Tor der Hofeinfahrt und blickten auf eine zugewachsene Fassade", sagt Brigitte Fauerbach. Er gleich verliebt, sie zögerlich, der Kauf schien ihr viel zu riskant. &bdquo;Wasser lief durchs Dachgeschoss und die Geschossdecken bis hinunter in die Eingangshalle", erinnert sich Fauerbach. &bdquo;Ein riesiger Steinhaufen", sagt die 78-Jährige heute durchaus liebevoll, aber auch mit Respekt. Die Fauerbachs begaben sich ans Werk. Erst sechs Jahre später zogen sie ins ehemals hochherrschaftliche Schloss ein. Überraschungen bot das Haus aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts so einige. Wie die rohen Fichtenbretter, die die Kellertreppe bedeckten. &bdquo;Und bereits im Müllcontainer gelandet waren", erzählt Klaus Fauerbach. Erst bei einer Zigarettenpause auf dem Hof entdeckte er die Bemalung auf der Unterseite. &bdquo;Ehemals Teil einer Lamperie, einer halbhohen Wandverkleidung, mit Motiven aus dem Siebenjährigen Krieg", erklärt er. Über den Türstürzen im geräumigen Quadrat des Eingangs sind sie nun in Szene gesetzt. &bdquo;Dabei wurde vieles im Kamin verfeuert" Vormalige Besitzer hatten das schmucke Barockschloss immer wieder nach ihren Bedürfnissen und der gängigen Mode umgestaltet und modernisiert. &bdquo;Dabei wurde vieles im Kamin verfeuert", bedauert Brigitte Fauerbach. Sechs offene Kaminstellen, Kachelöfen und 24 Kaminzüge: Heute sorgt eine Gasheizung für die Wärme in den hohen Räumen. So richtig geschockt waren die bürgerlichen Schlossbewohner, als große Stücke der Stuckdecke aus der Bauzeit des Schlosses mit Getöse auf die glatten Holzdielen des 140 Quadratmeter großen und 6,50 Meter hohen Rokoko-Saales im Obergeschoss knallten. Die Ursache: Strenger Frost hatte im Eichen-Gebälk des Daches eine Wasserleitung platzen lassen. Die Reparatur: satte 20.000 Euro. Flossen Zuschüsse aus dem Denkmalschutz zunächst dürftig, änderte sich das im Lauf der Jahre. &bdquo;Abgebrochen und schlicht ersetzt durch ein Holzbrett" Die Architekten haben ihr Schloss untervermietet. Elf großzügig geschnittene und sanierte Wohnungen sind im Haupt- und den Wirtschaftsgebäuden eingerichtet. &bdquo;Gerade ist die Grüne Wohnung im Obergeschoss für neue Mieter fertig geworden", deutet die Architektin mit dem Finger auf die Decke ihres Büros im Westflügel. Rund 100 Jahre sei die obere Etage gar nicht genutzt worden, weiß Fauerbach aus der Baugeschichte, die 1734 nach dem Vorbild des Schlosses in Vinsebeck begonnen hatte, zu berichten. Auch die steinerne Brücke über die rückwärtige Gräfte war ein Opfer mangelnder Unterhaltung geworden. Sie führt in den großen Park, &bdquo;beim Kauf ein Urwald", sagt die Hausherrin, der bis an die Orangerie heranreicht. &bdquo;Abgebrochen und schlicht ersetzt durch ein Holzbrett", sagt Klaus Fauerbach. Auch sie wurde erneuert. &bdquo;Auf hölzernem Rost im sumpfigen Boden" Neben den Architekturaufträgen ist die Vermietung eines der Standbeine des Unternehmerpaares. Und auch der Spiegelsaal kann angemietet werden. Für den &bdquo;schönsten Tag im Leben": Seit 2002 ist das Schloss eine Filiale des Standesamtes. Bis 2018 veranstaltete Brigitte Fauerbach zudem Konzerte, Lesungen und Matineen, die selbst international bekannte Stars vor allem aus der Klassik ins Weldaer Schloss lockten. Der Hausherr lädt zum Gang in den Keller ein: Der Untergrund halte immer noch unerforschte Spuren der Vergangenheit offen, macht der 79-Jährige neugierig. &bdquo;Relikte eines Vorgängerbaus, einem Renaissance-Schloss, und noch weiter zurück", erklärt Fauerbach. Vermutet wird ein wehrhaftes Gebäude der mittelalterlichen Ritter von Wellede in Holzpfahlbauweise. &bdquo;Auf hölzernem Rost im sumpfigen Boden", sagt der Fachmann. Zwischen dem Kirchbau im Ort aus dem 11. Jahrhundert und der Siedlung müsse schließlich etwas gestanden haben, ist er überzeugt. Genauer untersucht sei der Keller allerdings noch nicht. Doch bilde er das Fundament für spätere Bauten &bdquo;und ist weitaus älter, als das Schloss, das darauf steht", bemerkt der Jazz-Liebhaber. Denkmal des Monats Mai &bdquo;Das Schloss ist eine Lebensaufgabe", wiederholt Fauerbach. Seine Frau ist heute dankbar, in einem &bdquo;Museum", wie sie sagt, zu wohnen. &bdquo;In mitten der inspirierenden Atmosphäre vergangener Jahrhunderte", hält sie fest. Zwar klinge der Satz abgeschmackt, &bdquo;es ist aber so". Für den Warburger Denkmalverein ist das Schloss das &bdquo;Denkmal des Monats Mai". Im Warburger Stadtgebiet das wohl bedeutendste bauliche Zeugnis der Barockzeit, bewertet Elmar Nolte vom Vorstand. Die Barockzeit habe aufgrund des nachhaltigen Niedergangs der Region nach dem Dreißigjährigen Krieg nur wenig Spuren hinterlassen. Der Eigentümerfamilie Fauerbach bescheinigt der Verein eine vorbildliche Sanierung &bdquo;der Bedeutung des Schlosses entsprechend und als Mehrfamilienhaus für qualitätvolles Wohnen sinnvoll genutzt".

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