Nach Amokfahrt in Volkmarsen: Gemeinden kooperieren bei Sicherheit

Diemelstadt. Noch immer warten die Bewohner auf Antworten, noch immer herrscht im nordhessischen Nachbarort Volkmarsen Ungewissheit. Am Rosenmontag, 24. Februar, hatte ein 29-Jähriger seinen Mercedes in die Menschenmenge gesteuert, die sich den Karnevalsumzug in der Ortschaft anschauten. Mehr als 150 Menschen wurden dabei verletzt, viele der Opfer waren Kinder. Was bis heute bleibt, ist die Frage nach dem Warum. Doch Einigkeit herrscht nicht nur bei den Volkmarser Karnevalisten, dass es nach dem Schock vom Rosenmontag weitergehen müsse. Man wolle dem Attentäter nicht den Erfolg gönnen, den Karneval auf Dauer auszubremsen, hatte Karnevalspräsident Christian Diste beim Jahrestreffen des gut 350 Mitglieder starken Vereins Anfang Juli gesagt. Sicherheitskonzepte müssen abgesegnet werden Wie Rosenmontagszüge und auch alle anderen Arten von Festzügen künftig abgesichert werden müssen, ist noch völlig offen. Der Magistrat werde den Verein nicht alleine lassen, hatte Bürgermeister Hartmut Linnekugel angekündigt. Gemeinsam mit den Nachbargemeinden in Nordwaldeck und Breuna sei darüber nachgedacht worden, nötige Absperr-Elemente gemeinsam anzuschaffen und sich gegenseitig auszuleihen. Der Täter des Anschlags gebe nach wie vor keine Auskunft über seine Motive. Die Polizei werde weiter in dessen Umfeld ermitteln müssen. Auch wenn in diesem und vielleicht auch im nächsten Jahr Corona zahlreiche Festumzüge verhinderten, so seien die schrecklichen Bilder des Attentates nicht in den Hintergrund gerückt, bemerkt der Diemelstädter Bürgermeister Elmar Schröder. Daher werde die Polizei in Hessen bei Festumzügen im öffentlichen Verkehrsraum in Zukunft Sicherheitskonzepte von den Veranstaltern fordern, die als Grundlage für die Genehmigung durch den Bürgermeister als örtliche Ordnungsbehörde dienten. Eine zentrale Frage sei die Sicherung eines Festumzuges im Karneval oder dem Schützenfest. Denn ohne vorbeugende Maßnahmen stehe für den Veranstalter die Frage nach &bdquo;grober Fahrlässigkeit" bei einem erneuten Attentat im Raum. Deshalb haben sich die Kommunen Volkmarsen Bad Arolsen, Diemelstadt und Breuna zusammengeschlossen und mit dem Hessischen Innenministerium ein Projekt auf den Weg gebracht, das ehrenamtliche Vereine sowohl bei der Erstellung der erforderlichen Sicherheitskonzepte, als auch durch die kostenlose Bereitstellung von Straßensperren unterstützt. Sperren werden getestet Mit entsprechenden Firmen wurden Ortstermine vereinbart, um deren Sperren auf Funktionalität, Kosten und Einsatzgebiete zu überprüfen. Vertreter aus den Ordnungsämtern, Bauhofmitarbeiter und die Stadtbrandinspektoren schauten sich das modular ergänzbare System der &bdquo;Herner Trucksperren" und das Schweizer &bdquo;Armis One"-System an, wägten Vor- und Nachteile ab. Wichtig sei es, dass im Ernstfall eine für einen Festumzug abgesicherte Ortslage schnell für einen Notarzt oder einen Feuerwehreinsatz erreichbar sei. Beide Systeme sind zertifiziert und mussten einem Lkw-Crashtest standhalten. Die Gemeindevertreter entschieden sich für einen Mix beider Varianten. Bei dem nun 400.000 Euro umfassenden Gesamtprojekt unterstützt das Land Hessen mit 100.000 Euro den interkommunalen Ansatz. Weitere finanzielle Hilfe ist seitens des Innenministeriums zugesagt. Derzeit prüft die Gemeinde Diemelsee, ob sie sich beteiligen soll. &bdquo;Leider hat sich unsere Gesellschaft dahingehend verändert, dass solche Attentate auch in unserer Heimat möglich sind", sagt Bürgermeister Elmar Schröder. Aber auch die Suche nach Schuldigen sei &bdquo;in unserer Rechtsschutzgesellschaft so stark ausgeprägt, dass die Verantwortlichen kein Risiko mehr eingehen können". Die Kostenbeteiligung von rund 44.000 Euro für Diemelstadt am Projekt, dass nach Einwohneranzahl der beteiligten Kommunen aufgeteilt werde, &bdquo;ist uns die Sicherheit der Gäste bei Festumzügen wert".

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