Landratskandidat Michael Stickeln: "Es ist der richtige Moment“

Warburg. Unter den Lettern seines Namens stehen auf türkisfarbenen Grund die Worte &bdquo;Kompetent. Erfahren. Menschlich." Die Visitenkarte, die er nur allzu gern im Wahlkampf verteilt. Werbend-geschmeidige Schlagworte. Der direkte Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern sei ihm wichtig, sagt Michael Stickeln. Doch der ist in Corona-Zeiten arg eingeschränkt. Dafür sei er in den Sozialen Medien äußerst aktiv. Schon immer. Online sei er &bdquo;fast zu allen Zeiten" zu erreichen. Der Absender einer Mail könne zumindest eine Empfangsbestätigung als erste Rückmeldung erwarten. Der Arbeitsstil des Warburger Bürgermeisters: strukturiert. Jetzt bewirbt sich der 51-Jährige im Kreis als zukünftiger Landrat. Eine bemerkenswerte Beharrlichkeit und das Talent, gesteckte Ziele erfolgreich in die Tat umzusetzen, werden dem Christdemokraten nicht nur von Parteifreunden nachgesagt und von Mitarbeitern gern bestätigt. Er könne geduldig zuhören und Argumente zum richtigen Zeitpunkt setzen. Ein Jahr nach der Kommunalwahl 2014, bei der ihm die Wähler mit satten 75,4 Prozent klar das Vertrauen schenkten, sei es ihm bereits klar gewesen, &bdquo;das ist meine letzte Amtszeit als Warburger Bürgermeister". Seine Entscheidung, nach fünf Amtszeiten nicht nochmals anzutreten, teilte er daraufhin gleich dem Stadtverbandschef mit. Die Partei sollte sich frühzeitig über einen neuen Kandidaten Gedanken machen können. &bdquo;Als feststand, dass auch Landrat Friedhelm Spieker nicht mehr antreten wird, sprach mich unser Kreisvorsitzender an", fährt er fort. Da habe er &bdquo;kurz, aber intensiv überlegt" bis CDU-Chef Christian Haase die Antwort erhielt. Neustart wagen Seinem letzten Tag im Chefsessel der Warburger Verwaltung blicke er mit einigem Respekt entgegen, ringt Stickeln um ein rechtes Wort. Mit und für Menschen etwas zu bewegen, das mache ihm einfach Spaß. Doch nach 16 Jahren wolle er den Zeitpunkt nicht erleben, wenn die sich ein anderes Gesicht an der Stadtspitze wünschten. Auch sehe er sich jetzt noch in einem Alter, den Neustart zu wagen. Zwei Angebote aus der freien Wirtschaft lockten. Aber sein Ding sei es nicht aufzuhören, &bdquo;wenn die Aufgabe noch nicht erledigt ist". Jetzt möchte Stickeln auf Kreisebene weiter mit und für die Menschen etwas bewegen. Dazu brauche er den unmittelbaren Kontakt zu den Bürgern, sagt er. Rund 150 Wahlkampftermine stehen im Kalender. Die seien durch kein digitales Format zu ersetzten. Von den Parteifreunden in der Borgentreicher Schützenhalle im Juni nominiert, glaubt er das notwendige Handwerkszeug mitzubringen. Verwaltungslehre, Studiengänge in öffentlicher Verwaltung und BWL, dazu die Jahrzehnte lange Erfahrung in den Amtsstuben der Rathäuser in Volkmarsen und Warburg. Als junger Bürgermeister steht der damals 36-Jährige vor der Mammutaufgabe, die städtischen Finanzen zu konsolidieren. &bdquo;Auch das Krankenhaus stand auf der Kippe", blickt er zurück. Die Hausaufgaben, die er sich in seinen Wahlprogrammen vorgenommen habe, seien abgearbeitet, sagt er. Die barrierefreie Gestaltung der Innenstadt, die neue Anbindungsstraße ins Gewerbegebiet. Eine Stadt bleibe nie stehen. Er hinterlasse seinem Nachfolger ein gut bestelltes Haus. &bdquo;Corona müssen wir abwarten", sagt er dann. Das Virus würfelte die Zahlen heftig durcheinander. Dochhabe die Pandemie die Stadt in Zeiten finanzieller Stärke und Stabilität getroffen. &bdquo;Wir können uns weiterentwickeln." Er sei felsenfest davon überzeugt, &bdquo;dass der ländliche Raum eine wahre Renaissance erleben wird", schaut er nach vorn. Im Gegensatz zu den großen Ballungsräumen biete der Kreis bezahlbares Bauland, höhere Sicherheit, funktionierende soziale Strukturen, eine intakte Natur und Umwelt. Mit der Region verwurzelt Der Dösseler Jung’ ist fest in der Region verwurzelt, lebt mit Ehefrau Kristina (44) und den Zwillingen Aurelian und Nathanael in Wrexen und seinem Heimatort. Die &bdquo;Energiebündel", wie er sagt, sind dreineinhalb Jahre alt. &bdquo;Ungebremste Lebensfreude, aufgeweckt und viel in der Natur unterwegs." Kristina stamme aus einer Unternehmerfamilie und wisse daher, was es bedeute, für andere Verantwortung zu tragen. &bdquo;Meine Frau weiß um die Herausforderung, weiß aber auch, wie ich ticke." Sie teile Erfolge und Misserfolge, kenne aber auch seine Leidenschaft fürs Amt. Doch sei aller Stress mit einem Schlag weg, komme er nach der Terminhatz im Büro nach Hause. Stickelns wichtigsten Ziele, sollten ihn die Stimmen der Wähler zum Landrat küren: &bdquo;Die Familien", sagt er sofort. Eine bedarfsgerechte Senioren- und Kinderbetreuung sollte gemeinsam mit den Trägern zeitnah ausgebaut werden. &bdquo;Entgegen früheren Prognosen steigen die Geburtenzahlen", hält er fest. Seniorennetzwerke möchte er ausbauen. &bdquo;Ein Erfahrungsschatz, den wir nutzen sollten." Für den Kreis wünscht sich Stickeln schlichtweg das Merkmal &bdquo;familienfreundlich". Lösung: On-Demand-Dienste Die Breitbandversorgung sei ihm ein Herzensanliegen. Zwar seien bereits &bdquo;große Schritte in die richtige Richtung" erfolgt. Jedoch, Glasfaser an jedes Haus zu bringen, bleibe das Ziel. Auch um jungen Menschen den Zuzug oder die Heimkehr in den Kreis zu erleichtern. Beruflich und familiär. Ein Trend, um den er aus vielen Gesprächen und Anfragen weiß. &bdquo;Junge Leute haben heutzutage andere Wertmaßstäbe als vor 30 Jahren", sagt Stickeln. Da könne das Land punkten. Daher die Eile beim schnellen Internet, auch um Firmen und Start-ups begeistern zu können. Rund 1.200 Quadratkilometer, 142.000 Einwohner, 124 Ortschaften: zu dünn besiedelt für Busse und Bahnen. Der öffentliche Nahverkehr müsse sich anders ausrichten als in Ballungsräumen. Eine Lösung könnten On-Demand-Dienste sein, sagt Stickeln. Kleinbusse, die auf Anruf von A nach B fahren, weitere Fahrgäste können sich einbuchen. Mit den Anruf-Linien-Fahrten habe der nph jetzt im Kreis &bdquo;einen Testballon gestartet". Auch im Bereich der Elektromobilität sei bereits eine Menge realisiert worden. Doch zu glauben, alles per Rad oder Bus erledigen zu können, werde kaum umsetzbar sein. Aber auch er möchte Radwege ausbauen. Im Umweltschutz sehe er sowohl ökologische, als auch ökonomische Chancen. Naherholung sei nicht nur aktuell ein wichtiges Thema. Den Tourismus interkommunal zu denken, wie das Beispiel Schmetterlings-Steig zeige, bringe ebenso wie die Landesgartenschau in Corvey Synergien für den ganzen Kreis. Musik und Joggen Mit sechs Jahren war er dem Musikverein Dössel beigetreten, hatte zuerst Blockflöte, später Saxofon und auch noch in einem Crashkurs Klarinette gelernt. Seit einigen Jahren begeistern den Vivaldi-Liebhaber die 88 Tasten des Klaviers. Sein Unterricht in der Musikschule, zu dem er sich gern die Zeit als Auszeit nahm, ruht. &bdquo;Zu eng", bemerkt Stickeln und meint die Corona-nonkonforme Nähe zum Lehrer auf der Pianistenbank. Und mit Maske vorm Gesicht mache es keinen Spaß. Jetzt joggt er eine halbe Stunde in der Früh. Damit sei das Aufstehen um fünf Uhr um eine Viertelstunde nach vorn gerutscht. Dusche, ohne Frühstück sitzt er um sechs am Schreibtisch. Für die Fahrt ins Kreishaus nach Höxter werde er wohl länger brauchen. Als Landrat werde der Aktionsradius zwar größer, das Büro aber wohl kleiner. Viereinhalb Mal acht Meter: Für die NW schreitet er den Raum im Behördenhaus an der Warburger Bahnhofsstraße gern einmal ab.NW &bdquo;Man muss sich nicht überwinden, um mich anzusprechen", gibt er sich offen. Immerhin: Es ärgert ihn, wenn andere sich zu vereinbarten Terminen verspäten, Anfragen und Akten länger liegenbleiben. &bdquo;Ungeduld" bekennt er als Schwäche. Eine Verwaltung müsse sich als Dienstleister verstehen, sagt er. &bdquo;Die Bürger haben ein Anrecht darauf, dass ihre Anliegen ernstgenommen und möglichst schnell erledigt werden", meint der Warburger Verwaltungs-Chef. Dienstleistungsorientiert zu denken, verschaffe auch den Kollegen Luft. Auf dem Marktplatz in Höxter wird an dem Samstag vor dem Urnengang am 13. September sein letzter Termin in diesem Wahlkampf sein. Dann finde sein Werben um die Wählergunst ein Ende. Der Nachmittag gehöre anschließend der Familie. Mutter Marianne feiert Namenstag. Egal welche, jede Minute, die mit anderen geteilt werde, sei ihm kostbar. Vom Verwaltungslehrling zum Bürgermeister Geboren und aufgewachsen in Dössel, Grundschule in Daseburg, die Hauptschule schließt Michael Stickeln in Warburg mit dem Realschulzeugnis ab. Mit dem Abschluss der Höheren Handelsschule für Wirtschaft in der Tasche beginnt Stickeln eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten bei der Stadt Warburg. In Paderborn holt er das Wirtschaftsabitur nach. An der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Soest studiert er Verwaltungswirtschaft. In den Jahren im Warburger Rathaus, das er als stellvertretender Sozialamtsleiter Ende 1998 verlässt, absolviert er in den Abendstunden ein Studium der Betriebswirtschaft. Stickeln wechselt als Büroleiter und kaufmännischer Betriebsleiter zur Stadt Volkmarsen. 2004 wählen die Bürger den damals 36-jährigen Oberamtsrat mit knapp 70 Prozent der Stimmen erstmals ins Warburger Bürgermeisteramt.

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