Täglich sogar 100 statt 30 zusätzliche Güterzüge im Kreis Höxter möglich

Warburg. Die Zahlen sind möglicherweise doppelt so hoch, wie bisher öffentlich verlautbart. Im Zusammenhang mit der Entwicklung der Bahnstrecke Kassler Kurve könnten täglich sogar bis zu 100 zusätzliche Güterzüge durch den Kreis Höxter rollen. Betroffen ist davon vor allem das Warburger Land mit den Bahnanrainerorten Nörde, Menne, Bonenburg, Borlinghausen, Willebadessen und Warburg. &bdquo;Wir beziehen uns auf die offizielle Prognose für das Jahr 2025 und einen Vor-Ort-Termin hier in Menne mit dem Bahn-Konzernbevollmächtigten für NRW, Werner Lübberink, am 13. Mai 2019", erklärt der Menner CDU-Ratsvertreter Michael Blome (48). Demnach soll das Verkaufsaufkommen in Menne bis 2025 auf prognostizierte 261 Verbindungen am Tag ansteigen. Wenn die Bahn von Zugpaaren spricht, ist immer Hin- und Rückweg gemeint. &bdquo;Das heißt für uns, dass rechnerisch alle fünf bis sechs Minuten ein Zug durch den Ort donnert", sagt Blome. Auch gegenwärtig ist die Belastung für die Bewohner schon sehr hoch. &bdquo;In Spitzenzeiten haben wir hier schon 180 Zugpaare gezählt", sagt Anwohner Jörg Wegge (58). Der Polizeibeamte wohnt am Sonnenhügel in Menne. Die Adresse klingt schön und heißt so, weil es die Südseite des Ortes ist. Gleichzeitig ist es aber auch eine lärmtechnisch besonders belastete Zone im Ort. Lärmbelastung ist schon jetzt hoch &bdquo;Wir haben hier regelmäßig Lärmemissionen von 80 Dezibel", sagt Anwohner Legge. Die Zahlen sind privat erhoben worden und offiziell nicht zulässig. &bdquo;Wir wissen, dass die Bahn hier in Menne eigene Lärmmessungen vorgenommen hat, allerdings sind uns diese trotz mehrfacher Nachfragen nicht zur Kenntnis gebracht worden, darum vermuten wir, dass wir mit unseren eigenen Messungen gar nicht so falsch liegen", sagt Blome. Ein für die Gesundheit verträglicher Geräuschpegel liege bei 55 Dezibel, sagt der Verkehrsclub Deutschland (VCD). Auswirkungen auf die Gesundheit seien ab einem Tagesmittelwert von 65 Dezibel feststellbar und eine Dauerschallbelastung ab einer Lautstärke von 85 Dezibel reiche aus, um die feinen Hörzellen des Ohres dauerhaft zu zerstören. Das Umweltbundesamt schätzt, dass rund eine Million Anlieger von Bahnstrecken in Deutschland ganztags Pegeln von mehr als 65 Dezibel ausgesetzt sind. Güterzügen verkehren vor allem nachts und dort seien über zwei Millionen Menschen mit Pegeln von mehr als 55 Dezibel belastet. &bdquo;Bei der ansonsten umweltschonenden Bahn ist der Lärm das gravierendste Umweltproblem. Er wird zunehmend zum Hemmschuh für den Ausbau des Schienennetzes und gefährdet das politische Ziel, mehr Verkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern", sagt das Umweltbundesamt. Bahnübergänge ersetzen Auch die CDU in Warburg ist nicht gegen eine Stärkung des Güterverkehrs auf der Schiene. Allerdings fordert sie Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung. Zum einen müsste die Lärmbelastung deutlich gemindert werden und zum anderen müssten die beschrankten Bahnübergänge durch Tunnel oder Brücken ersetzt werden. &bdquo;Wir sind schon jetzt ein geteiltes Dorf, aber wenn demnächst die Schranken öfter zu als offen sind, kommt nicht mal mehr ein Rettungswagen zu einem medizinischen Notfall, wenn er auf der falschen Dorfseite ist", sagte Blome. Die Ortspolitiker in Menne sehen die Entwicklung aber auch als Chance und bekommen dabei Unterstützung vom Bundestagsabgeordneten Christian Haase. &bdquo;Gerade auch im Zusammenhang mit dem Projekt der Kurve Kassel, werden Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung der betroffenen Orte im Kreis Höxter unausweichlich", betont Haase. Die Kurve Kassel ist ein gigantisches Tunnelprojekt in Nordhessen, das bis 2030 die Ost-West-Verbindung verbessern und die Streckenkapazität erhöhen soll, was aber auch ein höheres Zugaufkommen im Warburger Land zur Folge hat.

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