So schätzt ein Wetterexperte den bisherigen Winter im Kreis Höxter ein

Großeneder. Der Pullover bleibt im Schrank, die Mütze am Haken, der Schal fristet sein Dasein in der Schublade: Die derzeitigen Temperaturen künden eher vom Frühling als vom frostigen Winter. Doch der kommende Sonntag ist der kürzeste Tag des Jahres. Dann liegen in Warburg nur etwa sieben Stunden und 49 Minuten zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. 8.27 Uhr geht sie auf und um 16.16 Uhr unter. Die Sonne erreicht auf der Nordhalbkugel den tiefsten Punkt in ihrem gesamten Jahresverlauf, ehe sie wieder am Horizont verschwindet. &bdquo;Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass es ab dem 23. Dezember wieder jeden Tag etwas länger hell wird", sagt Bernhard Michels aus Großeneder. Ab Montag werden die Tage wieder länger, wenn auch zunächst nur um einige Sekunden. Doch Ende Januar ist es wieder fast neun Stunden hell. &bdquo;Fehlender Sonnenschein führt zu schlechter Stimmung", weiß Michels und rät daher, draußen an der frischen Luft jede Sonnestunde zu nutzen. Auch eine Sitzung vor einer Rotlichtlampe helfe. Beim Fernsehkonsum sollte darauf geachtet werden, Filme zu wählen, &bdquo;die nicht traurig machen". Den Liebsten oder die Liebste öfters mal in den Arm zu nehmen &bdquo;und ordentlich zu drücken", zeitige auch einen bemerkenswerten Effekt. &bdquo;Wir haben Grillwetter" &bdquo;Wir haben Grillwetter", bemerkt Michels. Der Winter: &bdquo;Viel zu mild", sagt er. Der 59-Jährige hat mehrere Sachbücher verfasst, die sich mit dem Wetter befassen. Er ist ein Kenner der alten Bauernregeln und entsprechender sprichwörtlicher Redensarten. &bdquo;Ein grüner Winter macht den Kirchhof fett", zitiert er. Was im Tierreich gut ankomme, belaste den Menschen, sagt Michels. &bdquo;In milden Wintern verbreiten sich trotz guter medizinischer Versorgung Krankheitskeime vermehrt", weiß der Betriebsrat des Warburger Krankenhauses. Dass Immungeschwächte und ältere Menschen deshalb bei warmen Wetterlagen in den Wintermonaten krank werden, nehme immer mehr zu. Eine Entwicklung, die er in den vergangenen Jahren beobachtet habe. Michels rät zu einer rechtzeitigen Impfung gegen Grippe &bdquo;gerade bei den milden Witterungen, die verstärkt auf uns zukommen werden". Morgens und abends einen Apfel. &bdquo;Zitrusfrüchte über den Tag verteilt garantieren eine permanente Vitamin-C-Zufuhr", so sein Tipp. Die Phänologie, die den Einfluss der Witterung und des Klimas auf die jahreszeitliche Entwicklung von Pflanzen und Tieren untersuche, habe eine verlängerte Wachstumsphase festgestellt. Gefährliche Pflanzenkrankheiten Die Vegetationsperiode habe sich in den vergangenen 30 Jahren insgesamt um zwölf Tage verlängert, sagt Michels. Sie beginne im Frühjahr um gut acht Tage früher und ende im Herbst vier Tage später. Dieses Phänomen lasse sich gut im heimischen Garten nachvollziehen. Mit dem Aufblühen des Huflattichs beginne das Gärtnern im Gewächshaus. &bdquo;Sobald die Forsythien blühen, sollten die Rosen geschnitten werden", nennt er Augenfälliges. Doch bis in den Februar und den März ist noch einige Zeit. Mit Blick auf die Landwirtschaft bewirkt ein nasser, allzu milder Winter in Mitteleuropa nur zu oft das Auftreten gefährlicher Pflanzenkrankheiten und Schädlinge im Frühjahr. &bdquo;Die Eier der Schnecken, der Blattläuse und Milben sterben nicht ab". Dann seien auch die Bienen nicht vor auftretenden Krankheiten gefeit. Seit Jahren beobachten Forscher ein weltweites Bienensterben mit wachsender Unruhe. &bdquo;Wenn die Biene von der Erde verschwindet, dann hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben", zitiert Michels ein Bonmot des Gelehrten Albert Einstein. "Das Wetter hat ein Langzeitgedächtnis" Hitze, Regen oder Kälte halten sich mehr und mehr über längere Zeiträume an einem Ort. &bdquo;Und werden extremer", sagt der Wetterexperte. Im Gegensatz zu den derzeit frühlingshaften Temperaturen sei aber auch sibirische Kaltluft von Minus 30 Grad Celsius durchaus möglich. Feststehe, dass sich aufgrund des Klimawandels die Phasen extremer Wetterlagen verlängern. Egal ob mild, nass-kalt oder frostig. &bdquo;Die Länge der Jetstream-Wellen hat sich verändert", nennt Michels als Grund. Der Jetstream ist ein starker Wind in gut zehn Kilometer Höhe. Experten beobachten, dass der Ausgleichswind zwischen dem warmen Äquator und den kalten Polen an Kraft verliert. Das Wetter habe ein Langzeitgedächtnis, erklärt der Buchautor. Auf die Klimaerwärmung durch den globalen CO2-Ausstoß, reagiere das Wetter träge. &bdquo;Wenn wir die Erde retten wollen, müssten wir heute damit anfangen, weltweit komplett auf fossile Brennstoffe zu verzichten", ist er sich sicher. &bdquo;Jetzt und sofort." Da dies nicht passiere, &bdquo;rennen wir höchstwahrscheinlich auf eine unumkehrbare Katastrophe zu", findet Michels ziemlich klare Worte. Die Zukunft werde alles andere als rosig aussehen. Erfahrungsgemäß werde es zum Jahresende kälter, sagt der Wetterexperte aus der Börde. Doch die große Kälte, &bdquo;wie wir sie aus Kinderjahren kennen", bleibe aus. &bdquo;Vielleicht haben wir Ostern dann Schnee", merkt Michels an.

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