"Buntes Warburg": Warburg steht für Demokratie und Toleranz

Warburg. In der Warburger Stadthalle tagt eine tief zerstrittenen AfD. Die Delegierten des nordrhein-westfälischen Landesverbandes suchen seit Samstag auf einem vorgezogenen Parteitag eine neuen Vorstand. Der Warburger AfD-Chef Norbert Senges begrüßt die Gäste begeistert. Es sei ihm eine Ehre, dass Warburg diesen Landesparteitag veranstalten dürfe. Voller Überzeugung sei er in diese Partei eingetreten, die erst durch die Politik der CDU "als feiner Edelstein freigespült" worden sei. Beifall erntet Senges für die Aussage, dass er sich gegen die Manipulation von naturwissenschaftlichen Erkenntnissen einsetze. Nur wenige Gehminuten von den Debatten entfernt feiern Warburger Vereine, Institutionen und Gruppen auf dem Neustadt-Marktplatz ein buntes Fest mit Musik und Kabarett. Auf drei Bühnen treten Künstler und Musiker auf. Mal laut, mal leise. Die Bässe der Punkbands wummern, die Gitarren rotzen, die Finger Hafiz Isayevs zärteln dagegen über die Klaviertasten. Doch Texte wie Melodien sprechen ein klare Sprache. Ein fröhliches und buntes Bild, das sich da am Samstagmittag nach und nach unter dem mächtigen Turm der Neustadt-Kirche breit macht. Rund 500 Besucher folgen den Grußworten von Bürgermeistern und Abgeordneten. Bunte Regenschirme Aufgespannte bunte Regenschirme und wehende Sprungtücher drücken in einer Aktion aller die Stimmung aus. "Wir wollen Flagge gegen Rechts zeigen", sagt auch Brudermeisterin Maria Müller. Da die Fahnenschwenker der Schützen aus Borgentreich beim Jubiläumsschützenfest im benachbarten Bühne auftreten, ist die Schützenchefin aus der Börde mit einer ordensbekränzten Abordnung in Uniform auf dem Warburger Marktplatz dabei. Sie ist nur eine von vielen Besuchern, die bis in die späten Abendstunden zeigen wollen, dass Warburg für Demokratie und Toleranz steht. Nach Bürgermeister Michael Stickeln, der das Engagement der Veranstalter und Künstler, der Helfer und Sicherheitskräfte hervorhebt, sprechen Bundestagsabgeordneter Christian Hase (CDU), Landtagsabgeordneter Matthias Goeken (CDU), Reinhard Schaake, Bürgermeister aus Wolfhagen, und der Landesvorsitzende der Grünen, Felix Banaszak. "Wir sind spät dran" "Menschenwürde, Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit, Schutz von Ehe und Familie", erinnert Christdemokrat Haase an 70 Jahre Grundgesetz. "Kluge Frauen und Männer hatten damals ein klares Gerüst von Grundwerten für unsere Gesellschaft aufgestellt", sagt er. Deutschland habe sich durch das Grundgesetz in einer Weise entwickelt, die die Hoffnung der Deutschen nach Nazidiktatur und Weltkrieg weit übersteige. "Wiedervereint, respektiert und anerkannt in der Gemeinschaft der Völker, Bestandteil eines gemeinsamen Europas, wirtschaftlich erfolgreich." Das Grundgesetz sei aber auch eine Verpflichtung, betont Haase. In Zeiten, in denen polarisierende Kräfte lauter und stärker würden, "müssen wir konsequent handeln und dem Sumpf der Hetze und blanke Gewalt intelligent austrocknen". Die Demokratie müsse den Kampf gegen Extremismus verstärken, forderte der Bundespolitiker aus Beverungen. Empörung als Ritual reiche nicht. Begriffe wie Anstand, Haltung, Patriotismus, Nation, europäische Gesinnung, Mitmenschlichkeit "dürfen wir uns als Demokraten nicht wegnehmen lassen". Egal an welcher Stelle in der Gesellschaft. Hass und Hetze hätten den rechten Terror ermöglicht. "Das Umfeld an Sympathisanten, an Netzwerken, an Mitwissern, an klammheimlicher offener Freude muss an der Wurzel bekämpft werden", hält er nochmals fest. "Wir sind spät dran", sagt Haase, "für Walter Lübcke zu spät". Das Fest in Warburg stehe für Frieden und Gerechtigkeit, sagt der Wolfhager Bürgermeister Reinhard Schaake. In seiner Gemeinde geschah der Mord am Kassler Regierungspräsident Walter Lübcke. Die Wiedervereinigung stehe für das Land, sagt Schaake. Und miteinander reden, baue Vorurteile ab, sagt er und lädt übers Mikro zum Weltfriedenstag am 29. August in die benachbarte Stadt jenseits der Landesgrenze ein. "Die beiden Tage sind ein ermutigendes Zeichen" Grünen-Chef Felix Banaszak ist aus Duisburg angereist, um die Bürger auf dem Marktplatz zu begrüßen und für eine weltoffene Gesellschaft zu werben, "wie sie Warburg hier und heute beweist". Die beiden Tage seien ein ermutigendes Zeichen, sagt er. Dafür, dass sich "die Gesellschaft immer stärker für ihre Werte einsetzt". Banaszak fordert angesichts rechtspopulistischer Politik in die Offensive zu gehen und nicht länger wegzuschauen: Denn niemand sei gezwungen, "eine Partei zu wählen, die handfeste Nazis in die Parlamente schickt", wird er deutlich. Politkabarettist Max Uthoff aus München zieht am späten Nachmittag in seinem scharf-bissigen Auftritt das Fazit: "Wir demonstrieren, dass die, die "Wir sind das Volk" krakelen, nur ein winziger Teil des Volkes sind", ruft er den mittlerweile 1.000 Festbesuchern auf dem Marktplatz zu. Aus Oberhausen fährt Gerburg Jahnke im Bulli an. Sie habe die Idee, am Tag des AfD-Parteitages ein solches buntes Fest auf die Beine zu stellen, sehr beeindruckend gefunden, lobt sie die Veranstalter. "Kreativ", sagt sie. "Da kann ich gut mitmachen." "Wir sind gegen Nationalismus" Mit 120 Teilnehmern hat die Antifa-Bewegung am frühen Morgen ein Fanal der Friedfertigkeit gesetzt. Begleitet von einer Hundertschaft der Polizei zogen sie vom Bahnhof über die Bahnhofstraße und die Hauptstraße zum zweiten Versammlungsort am Zentralen Busbahnhof. "Flüchtlinge sind willkommen", das riefen sie in dem Moment, als sie an der Flüchtlingsunterkunft in der Bahnhofstraße vorbeizogen. Alle Redner war sich einig, dass die AfD mit rassistischen und antifeministischen Positionen überholt sei. "Wir sind gegen Nationalismus", hieß es immer wieder. Von vorneherein herrschte bei der Ankunft am Bahnhof eine entspannte Atmosphäre. "Das sind nicht die Teilnehmer, von denen wir Krawall erwarten. Das sind erlebnisorientierte und politisch motivierte junge Menschen", sagte ein Polizist. Auch Johannes Thonemann, Leiter der Warburger Polizeiwache, begleitete die Demonstration, in der auch einige Teilnehmer aus dem Warburger Land zu sehen waren, ganz entspannt. Hier gibt's den Live-Ticker zum Nachlesen: (function(d, s, id) {var js,ijs=d.getElementsByTagName(s)[0];if(d.getElementById(id))return;js=d.createElement(s);js.id=id;js.src="//embed.scribblelive.com/widgets/embed.js";ijs.parentNode.insertBefore(js, ijs);}(document, 'script', 'scrbbl-js'));

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