Traditionsgasthaus bei Steinheim geht außergewöhnlichen Schritt

Steinheim/Ruensiek. &bdquo;Aus dem Zapfhahn läuft’s noch!“, ruft Wilma Thorenmeier lachend, während sie hinter der Theke ihres Landgasthofes ein paar Gläser mit Bier befüllt. Eine Botschaft, die ihr ganz wichtig ist, denn es halten sich hartnäckig Gerüchte, dass im Alten Krug inzwischen die Lichter aus sind. &bdquo;Ich kämpfe gegen diese wilden Gerüchte an“, sagt die 52-jährige Wirtin aus Ruensiek. Denn Schwarzmalerei ist nicht ihr Ding. Kann man in ihrem Gasthaus auch nicht mehr à la carte speisen, so gibt es den Alten Krug, besser bekannt als &bdquo;Minna“, dennoch weiterhin als Feier- und Eventlocation. Eine Veränderung, aber nicht das Aus. &bdquo;Das Leben ändert sich eben, nicht nur bei unseren Gästen – sondern auch hier bei uns“, so Thorenmeier, &bdquo;man setzt die Prioritäten irgendwann anders“. Und irgendwie hat dieser Sichtwechsel auch etwas mit ihrem Amt als Karnevalsprinzessin zu tun, das sie vergangenes Jahr in Steinheim innehatte. Auch der Steinheimer Karneval hatte Einfluss &bdquo;Viele Leute könnten so ein Amt ’einfach’ annehmen – und man selbst bekommt es dagegen zeitlich kaum umgesetzt“, erzählt die 52-Jährige, die 2023 als &bdquo;Prinzessin von herzlich kreativer Finesse“ an der Seite von Prinz Karsten Husemann eine ganze Narrenschar regierte. &bdquo;Mit meinem Beruf war es extrem schwierig, an allen Terminen frei zu bekommen und teilnehmen zu können, weil diese jecken Veranstaltungen ja meistens dann sind, wenn im Gasthaus auch Trubel herrscht“, sagt Thorenmeier. Da sei sie ins Nachdenken gekommen. Lesen Sie auch: Fast wie eine heimliche Affäre: So erlebt die Steinheimer Prinzessin Karneval Zudem hatten sich die Rahmenbedingungen geändert: &bdquo;Meine Eltern und ich haben den Alten Krug immer als Familienbetrieb geführt“, so die Ruensiekerin. Im vergangenen Jahr aber erlitt ihre Mutter einen Schlaganfall und muss gesundheitsbedingt nun kürzertreten. Ihr Vater ist bereits über 80. &bdquo;Da bin dann nur noch ich da“, sagt Thorenmeier mit Blick auf den Restaurantbetrieb. Dann kam die Erhöhung der Mehrwertsteuer Bereits zuvor hatte man bei Minna umstrukturiert: Das À-la-carte-Restaurant wurde zum Büfett-Restaurant umgemodelt. &bdquo;Das hat auch sehr sehr gut geklappt“, erinnert sich die Wirtin, &bdquo;bis dann im Januar tatsächlich die Erhöhung der Mehrwertsteuer kam“. Die erste Hälfte dieses Jahres lief dementsprechend schlecht, so Thorenmeier: &bdquo;Es hat sich überhaupt nicht mehr gerechnet“. Lesen Sie auch: Wird das Schnitzel in den Restaurants im Kreis Höxter bald teurer? Denn die Bedienungen, Küchenhilfen, Lebensmittel und der Strom – das alles will bezahlt werden. &bdquo;Gleichzeitig kommen weniger Gäste, denn die meisten Leute haben in diesen Zeiten finanziell etwas mehr zu kämpfen, befinden sich in Kurzarbeit, sparen dann lieber auf einen Urlaub“, beschreibt die Ruensiekerin ihre Erfahrungen, die sie mit ganz vielen ihrer Gastronomie-Kollegen aus der Region teilt. Themenbüfetts und Feiern statt À-la-carte Doch ein Aufgeben stand für Thorenmeier nicht zur Debatte: &bdquo;Wir haben uns dann überlegt, dass wir uns genau auf das konzentrieren wollen, auf das wir am allermeisten Lust haben: das Ausrichten von Feiern“. Eine Umstrukturierung, die seit September greift. Ob Geburtstage, Firmenfeiern oder Beerdigungen: Für Veranstaltungen ab 20 Personen können die Gaststätte oder der Saal, in dem bis zu 100 Gäste Platz finden, weiterhin gebucht werden. Essenslieferungen außer Haus gibt’s auch. Wer gerade nichts zu feiern hat, aber gern einen schönen Abend im Alten Krug genießen mag, kann an einem der monatlichen Themenbüfetts teilnehmen, beispielsweise am winterlichen Gänsebüfett. Ansonsten aber bleibt das Restaurant dicht. Ein Prinzip, das in der Region gar nicht so unbekannt ist: &bdquo;Beispielsweise in Kollerbeck und Lothe verfahren die Gaststätten auch nach diesem Konzept“, sagt Thorenmeier. Das Interesse der Leute an den monatlichen Events sei bislang enorm, freut sich die Wirtin. &bdquo;Die Gäste kommen und wollen einfach einen schönen Abend haben – da ist die gute Stimmung vorprogrammiert“, sagt sie weiter. Was aus den Mitarbeitern wird Ihre Mitarbeiter seien von der Umstrukturierung nicht sonderlich überrascht gewesen: &bdquo;Sie hatten ja gesehen, wie die Situation Anfang des Jahres war“, begründet Thorenmeier. Fort sind sie aber nicht: Die Mitarbeiter des Alten Kruges – unter anderem schon seit 20, 25 und 50 Jahren im Team dabei – sind allesamt noch da. Wenngleich nun viel seltener. &bdquo;Die beiden Vollzeitkräfte, die ich hier hatte, haben sich andere Stellen gesucht, kommen aber als Minijobber zu den Events dazu – und die Freude ist immer groß, wenn man sich wiedersieht“, erzählt Thorenmeier. .responsive23-7fZKeEr6MyXNj8WQ-map-1002-alterkrugbeisteinheim { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-7fZKeEr6MyXNj8WQ-map-1002-alterkrugbeisteinheim { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-7fZKeEr6MyXNj8WQ-map-1002-alterkrugbeisteinheim { padding-top: 142.86%; } } Die Wirtin selbst geht nun montags bis donnerstags einer ganz anderen Arbeit nach: Dabei kümmert sie sich um die Kinder einer kleinen Schule, ein paar Dörfer weiter gelegen. &bdquo;Das macht mir total viel Spaß – ich gehe jeden Morgen richtig fröhlich zur Arbeit“, schwärmt sie. Freitags bereitet sie dann die Feiern ihres Landgasthofes vor – nun ohne Mitarbeiter. &bdquo;Es ist schon viel Arbeit geblieben“, sagt Thorenmeier, &bdquo;ich lege also nicht die Füße hoch – im Gegenteil“. Und lachend sagt sie: &bdquo;Ursprünglich war es mal der Plan, jetzt etwas mehr Freizeit als vorher zu haben – das hat noch nicht so gut geklappt“. Trotzdem halte sie sich Zeit für ihr junges Enkelkind frei. Gastwirtin aus Leidenschaft Hat Thorenmeier insgesamt auch weniger Freizeit als vorher, so hat sie für ihre Gäste, die eine Feier ausrichten wollen, nun mehr Zeit: &bdquo;Wir können die Feiern in Ruhe planen, ohne den bisherigen Gasthaus-Trubel drumherum“, sagt sie. Und dennoch liebt sie ihren Gasthof: &bdquo;Ich habe halt dieses schöne Haus hier und möchte es nicht ungenutzt lassen“, erzählt sie, während sie sich in ihrer Gaststätte umschaut. &bdquo;Deshalb würde ich mich auch sehr freuen, wenn unser Event-Angebot langfristig gut angenommen werden würde“, fügt sie hinzu. 1879 erbaut, hat das Gebäude an der Grenze zwischen dem Kreis Höxter und dem Kreis Lippe schon einige Jahre auf dem Buckel. &bdquo;Wir haben immer wieder renoviert und ins Haus investiert“, sagt Thorenmeier, die gemeinsam mit ihrem Mann und ihren Eltern auch weiterhin dort wohnt. &bdquo;Seit 2003 führe ich den Gasthof, und als Selbstständiger steckt man das Geld, das übrig ist, eben immer ins Haus – die ganze Arbeit und das Geld, das wir ins Gebäude investiert haben, wollen wir ja jetzt auch nicht einfach brach liegen lassen“, so die Wirtin. &bdquo;Ich könnte gar nicht durch diese Räume gehen, wenn sie nicht regelmäßig genutzt werden würden“, ist sie sich sicher. Deshalb kämpft sie um die Zukunft ihres Alten Kruges, und schaut dank des neuen Konzepts hoffnungsvoll nach vorn. Das tut sie nicht allein: Regelmäßig veranstaltet sie Aktionen mit den Land-Wirten, einem Zusammenschluss von Gastronomen aus ganz Lippe. Dabei sind sich alle einig: &bdquo;In der Gastronomie wird sich noch vieles ändern“. In Ruensiek sieht man sich nun dafür gut aufgestellt.

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