„So ein Projekt nur einmal pro Amtszeit“: Steinheims Bürgermeister redet Klartext

Steinheim. Bürgermeister Carsten Torke will Gerüchten entgegenwirken und öffentlich kundtun: &bdquo;Der Presslufthammer arbeitet, wie man hört.“ Tatsächlich dringen die Geräusche von der Baustelle am Quartier am Kump bis ins Rathaus, wo sich neben Torke weitere Vertreter der Verwaltung, der Gesellschaft Quartier am Kump und des zuständigen Planungsbüros versammelt haben. Hätte es bei dem sommerlichen Wetter Kaffee gegeben, hätten vielleicht die Teelöffel in den Tassen leise melodisch-metallisch im Takt geklappert. Es gab aber Kaltgetränke. Ebenso wie die Geräusche seien Gerüchte ins Rathaus gedrungen. Jetzt, im Sommer, bei gutem Wetter seien die Menschen viel unterwegs, es werde gefeiert, zuletzt das Steinheimer Schützenfest. &bdquo;Da schaut man auf das Quartier am Kump“, weiß Torke. Eine Häuserzeile an der Marktstraße der Emmerstadt, die zu einem Komplex mit 20 Wohnungen, Kita und ambulanter Tagespflege umgebaut werden soll. Zugegeben, das Projekt läuft seit geraumer Zeit. &bdquo;Da passiert ja gar nichts“, &bdquo;Warum reißt ihr nicht einfach ab?“, gibt Torke Fragen wider, die ihm, wie er sagt, zu Ohren gekommen seien. &bdquo;Wenn man alles abgerissen hätte, wäre man längst fertig. Ja, das ist unstrittig“, antwortet Torke, aber dann hätte die Stadt auch nicht diese Fördermittel für das Zehn-Millionen-Euro-Projekt akquirieren können. Da war nämlich ein Kriterium, dass saniert werden muss. Stichwort Nachhaltigkeit: Ressourcen erhalten und wiederverwerten. Wie Beton. An diesem Freitag sollen die Marktstraße 7 und 9 und damit die ersten beiden der Marktstraßen-Häuser &bdquo;eingerüstet“ werden, wie Bauleiterin Anja Manegold vom Planungsbüro Krekeler erklärt. Dann sieht es für das eine oder andere Steinheimer Auge vielleicht auch nach ein bisschen mehr Arbeit aus. Große Maschinen ab Ende August im Einsatz Die Projektentwicklung ist Sache der Stadt, genauso wie der Rückbau. Ist das geschehen, gehen die Objekte am Quartier am Kump in die Hände der gleichnamigen Investoren-Gesellschaft, bestehend aus fast ausschließlich Steinheimer Bürgern, über. &bdquo;Eine Vertrauensbasis ist gegeben“, beschreibt Markus Struck, Geschäftsführer der Gesellschaft, das Verhältnis zur Verwaltung. Und so können die Investoren in den Hausnummern 7 und 9 schon mit den ersten Arbeiten beginnen, obwohl der Gesamtkomplex noch gar nicht offiziell übergeben ist. Anja Manegold kündigt dann auch schweren Besuch für Ende August an. Dann soll großes Gerät anrollen, was den Emmerstädtern kaum verborgen bleiben wird. Die Gerätschaften sind im hinteren Bereich, wo eine Tiefgarage und darüber eine Grünfläche für Kita-Kinder und Tagespflege entstehen sollen. Wie das aber mit Gerüchten so ist, ist manchmal ein bisschen was dran. Im Kern. Irgendwie dauert es doch alles ganz schön lange, oder? Carsten Torke wird ernst: &bdquo;Mit dem Wissen von heute hätte ich dreimal mehr mit Politik und Verwaltung zusammengesessen, ob wir das wirklich machen wollen.“ Das Quartier am Kump sei ein tolles Projekt, eines, das seinesgleichen in ganz Nordrhein-Westfalen suche, ein Bürger-Invest in die Heimatstadt und in die Zukunft. &bdquo;Und wenn das fertig ist, können wir mit gestählter Brust dastehen“, sagt Torke. Mittelalterliche Mauern und fehlendes Fundament Aber das Projekt habe auch geschlaucht, unfassbar viel Kraft und Energie gekostet. Und nicht nur einmal hätte in der Verwaltung gerne jemand die weiße Flagge gehisst. Corona, Krieg, Inflation, Kosten- und Lohnsteigerungen, zwischenzeitlich geschlossene Fördertöpfe. Dann tauchen unvermutet mittelalterliche Mauern und ein Brunnen aus dem 14. Jahrhundert auf, wo eine Tiefgarage gegraben werden soll. Was dort an Material zu viel ist, fehlt woanders. &bdquo;Beim Rückbau merken wir einiges“, schildert Anja Manegold, so seien im Bereich des ehemaligen &bdquo;Ihr Platz“ gar keine Fundamente vorhanden. Eine Hiobsbotschaft nach der anderen. Klinkenputzen in der Landeshauptstadt. &bdquo;Ich kenne mich jetzt in Düsseldorf aus und in den Ministerien“, sagt Torke. Und in Berlin. &bdquo;Bis zum Staatssekretär von Habeck mussten wir uns durchtelefonieren.“ Kurz: &bdquo;Wir sind auf der Felge gegangen“, sagt Torke. &bdquo;So ein Projekt schaffst du in einer Amtszeit nur einmal.“ Alles ging damit los, dass das Rathaus einen Hinweis erhielt. Eines der Gebäude in der Häuserreihe solle verkauft werden. &bdquo;Wir haben uns den Investor angeschaut, geguckt, was will der eigentlich“, beschreibt Torke, &bdquo;der wusste gar nicht, wo Steinheim liegt“. Da schrillten die Alarmglocken. Torke spricht ganz offen von Angst. Also machte die Stadt von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch, bemühte sich außerdem – mit Erfolg – um die weiteren Gebäude. &bdquo;Zu Anfang lief es einfach“, erinnert sich Torke. Fördermittel werden beantragt und bewilligt, ein Architektenwettbewerb durchgeführt. Und brach die Welt über der Steinheimer Marktstraße ein. 2026 soll das Quartier am Kump fertig sein Die zehn Millionen Euro werden kaum zu halten sein. Beim städtischen Anteil – kalkulierte zwei Millionen Euro vor viereinhalb Jahren – geht Torke von einem Plus von 15 Prozent aus. Die Investoren werden sich auch von einem Teil der Rendite verabschieden müssen. &bdquo;Ich denke aber, wir wären nicht abgeneigt, zu sagen, wo in Steinheim können wir weitergehen?“, sagt Struck. 2026 soll das Quartier am Kump fertig sein.

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