Großer Geisterjäger: Leidenschaft beginnt im Steinheimer Karneval

Steinheim/Lothe. Unscheinbar und eher farblos sieht das Haus in Lothe aus, in dem Kevin Wünsch lebt. Fast ein wenig langweilig. Hier soll ein großer Ghostbusters-Fan mit einer riesengroßen Sammlung anzutreffen sein? Kaum zu glauben. Und doch verschlägt es Gästen regelmäßig den Atem, wenn sie die Wohnung des 36-Jährigen zum ersten Mal betreten. So auch beim Besuch der Redaktion. Regale, Vitrinen, Wände – sie alle sind voll von Fanartikeln des Kino-Kultklassikers. Da sind zum Beispiel &bdquo;seine Barbies“, wie Kevin Wünsch sie nennt. Eigentlich sind es vier übergroße, detailgetreue Actionfiguren, die den ersten Ghostbuster-Charakteren bis aufs Haar nachempfunden sind. Gleich daneben hängen ein Poster mit Originalunterschriften der Schauspieler und darüber – wo auch sonst – der riesengroße Kopf des Höllenhundes Zuul, der auf Knopfdruck leuchtend rote Augen bekommt. Daneben im Kallax-Regal ein Sammelsurium an Requisiten, Fahrzeugen und Figuren. Die Augen haben kaum Zeit, an einer Stelle zu verharren, so viel gibt es zu entdecken. Das Marshmallow-Männchen in zigfacher Ausführung, Zeitungsausschnitte aus den Filmen, Poster, Erinnerungsfotos und vieles mehr. Furchteinflößender Höllenhund Im zweiten Teil des Flurs bewacht der furchteinflößende Höllenhund – eine nahezu hüfthohe Nachbildung, die verdammt schwer aussieht – ein zwei Meter langes Porträt des Karpartenfürsten Vigo aus dem zweiten Teil der Filmreihe. Dessen stechendem Blick entkommt der Besucher nur mit einem Schwenk nach links oder rechts, um in Küche oder Wohnzimmer zu gelangen. &bdquo;Tja, das ist so ein Teil meiner Sammlung. Das Klo ist der einzige Raum im Haus, in dem nix hängt“, sagt Wünsch, der in Steinheim aufgewachsen ist und grinst verschmitzt. Er ahnt vermutlich, welch überwältigender Anblick sein Hobby für Neulinge ist. Wie kam es dazu? &bdquo;Wie das so ist. Ein paar Kumpel und ich wollten 2013 im Karneval in Steinheim in als Ghostbusters auftreten, da haben wir ein bisschen recherchiert“, erzählt Wünsch. Die Geisterjäger sind schon in seiner Kindheit wahre Helden für ihn. Unglaublich viel Zeit Über die Frage, wie aufwendig soll das Kostüm sein und wo finden sich detaillierte Bauanleitungen für einen Proton-Pack, gerät er in Fanforen, die ihn immer mehr faszinieren. Sein erster Proton-Pack wird schon mit Licht- und Soundelementen zum Hingucker. Das ist der Anfang. Seitdem sind viele Stunden für sein Hobby draufgegangen – ein gutes Investment, findet Wünsch, der viele Teile aus Übersee bestellt und auch gerne selbst druckt und baut. &bdquo;2014 haben wir dann eine Fangruppe auf Facebook gegründet und wurden mehr und mehr Mitglieder. Heute sind wir knapp 25 Frauen und Männer, die in unterschiedlichen Konstellationen auf Events auftreten und über ganz Deutschland verstreut leben“, sagt Wünsch. Er wird einer von drei Vorsitzenden der &bdquo;Ghostbusters German Division“ – ein Label, welches die Fangruppe vor Urheberrechtsverletzungen schützt. Da kenne das Filmstudio Sony keinen Spaß. Bis heute ist er aktiv, koordiniert Treffen und Termine, ist – so oft es geht – unterwegs auf Messen, Filmpremieren, Conventions & Co. Was die Freundin sagt Freundin Sabrina akzeptiert die Leidenschaft ihres Liebsten und hat ebenfalls ein wenig Spaß an den Auftritten gewonnen. Überhaupt sind auch eine Hand voll Frauen aktiv in der Division, und darauf ist Wünsch sichtlich stolz. Was war ein besonderer Höhepunkt seiner Fan-Laufbahn? &bdquo;Da gibt es einige: Filmpremieren in Kostümen, Auftritte auf Conventions und ein Treffen mit Bill Murray.“ Und wie war der so? &bdquo;Eine echte Diva“, erzählt Wünsch und lacht. &bdquo;Er scheint einen wirklich miesen Tag gehabt zu haben, denn er signierte gerade mal vier Fotos, wobei wir in einer Menge von 30 Menschen warteten.“ Dennoch ein Erlebnis, von dem noch heute geredet wird. Wie kostspielig ist solch ein Hobby? &bdquo;Boah, keine Ahnung“, sagt der 36-Jährige, der tagsüber im Vertrieb tätig ist. &bdquo;Sagen wir es einmal so: Wir haben unsere Hausratsversicherung angepasst und die zu versichernde Summe verdoppelt auf mehr als 100.000 Euro.“ Soll das also heißen, dass der Wert der Sammlung bei einem mittleren fünfstelligen Betrag liegt? Könnte gut sein, schätzt Wünsch und findet das durchaus angemessen im Vergleich zu teureren Hobbys. Alte Filme sind die besten Die Vorfreude auf die Filmpremiere des neuen Ghostbusters-Films am vergangenen Donnerstag war groß. &bdquo;Frozen Empire“ lautet der Titel. Natürlich seien die alten Filme die besten und jedes Jahr Pflichtprogramm, aber die ersten Szenen aus dem neuen Streifen klängen vielversprechend und erste Requisiten und Kostüme des Films würden bereits die Runde in allen Fangruppen machen. &bdquo;Meine Freundin näht gerade die roten Jacken aus dem Film nach. Das wird ein richtiger Hingucker.“ Der Lother arbeitet ebenfalls an einem Großprojekt: Die finale Szene aus dem ersten Film, bei der die vier Geisterjäger Gozer, dem Vernichter, auf dem Hochhaus gegenüberstehen, hat Wünsch im Miniaturformat und will sie nun deutlich größer nachbauen, um auf Conventions den Stand noch attraktiver zu machen für Fans. &bdquo;Das wird mich bestimmt die nächsten sechs Monate beschäftigen“, schätzt er. Was sagen eigentlich Freunde und Familie zu seiner Leidenschaft? &bdquo;Die wissen, dass ich verrückt bin, und nehmen mich so, wie ich bin. Ein bisschen verrückt sind wir doch schließlich alle.“

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