
Steinheim. Die Zahl klingt ein bisschen jeck: 222 aktive Feuerwehrkameraden gibt es derzeit in der Emmerstadt. Doch jeck sind ihre Einsätze absolut nicht: Wenn die Freiwillige Feuerwehr Steinheim zu ihren Einsätzen ausrückt, geht es nicht selten darum, Menschenleben zu retten. „Ein unabdingbar wichtiges Ehrenamt“, betonte jüngst Bürgermeister Carsten Torke im Hauptausschuss. Doch unter den 105 Einsätzen der Steinheimer Feuerwehr im vergangenen Jahr waren auch einige, die Stadtbrandinspektor Jörg Finke zugleich etwas schmunzeln ließen und sehr nachdenklich machten.
Grünspecht in Not
Letztere sind angeforderte Hilfeleistungen, die vornehmlich tierische Rettungen beinhalteten. Ein Beispiel: An der L 954 in Sandebeck entdeckten aufmerksame Autofahrer im April eine Entenfamilie auf der Straße. Der Bund für Umwelt und Naturschutz wollte sich wohl so spontan nicht kümmern, also wurde die Leitstelle informiert. Als dann die Feuerwehr mit zwei Fahrzeugen an der L 954 anrückte, herrschte darüber dann doch etwas Verwunderung am Einsatzort. „Denn mehr, als die Enten zum nächsten Bach geleiten, konnten unsere Einsatzkräfte ja auch nicht tun“, so Finke.
Noch ein Beispiel: Im Juni wurde ein „Tier in Notlage nach Flugunfall“ gemeldet. Besorgte Jugendliche alarmierten die Steinheimer Wehr, weil ein Grünspecht nach einer Fensterkollision am Boden lag. „Der Vogel wurde daraufhin einem Tierarzt vorgestellt und zum Aufpäppeln den meldenden Personen übergeben“, berichtete Finke. Wisse man allein nicht weiter und brauche Hilfe, sei es immer richtig, die Leitstelle zu kontaktieren. „Aber für solche Sachen rufen wir tagsüber eben Kameraden von ihrem Arbeitgeber zum Einsatz“, sagt der Wehrleiter.
Wichtiges Ehrenamt
Alle Steinheimer Kameraden sind ehrenamtlich tätig. Und das, obwohl ihr wichtiges Hobby einige Zeit in Anspruch nimmt. Aktuell stehe beispielsweise die Inventur für die Verwaltung an, so Finke. Jüngst haben sich auch 17 Kameraden, vor allem aus den Löschgruppen Ottenhausen und Vinsebeck, in Sachen Absturzsicherung fortgebildet.
Problem mit der Drohne
Neu im Einsatz haben die Steinheimer Feuerwehrkameraden eine Drohne, die von einer Privatperson aus Bergheim gespendet worden ist. Schon mehrfach ist die Drohne eingesetzt worden, beispielsweise bei einem Wohnhausbrand in Vinsebeck sowie bei einem Verkehrsunfall, bei dem eine Böschung nach einem Motorradfahrer abgesucht worden ist.
Womöglich gibt es zukünftig aber ein Problem: „Wenn die Vorschriften des Bundes so durchgezogen werden, wie sie aktuell angedacht sind, dürfen wir die Drohne nur bis Ende 2022 nutzen“, so Finke im Ausschuss. Ab dann sollen nur noch spezielle Feuerwehrdrohnen genutzt werden. „Die Kosten einer solchen Drohne liegen bei mindestens 15.000 Euro“, sagte Finke. „Was diese angedachte Regelung soll, ist nicht nachvollziehbar“, sagte der Stadtbrandinspektor weiter. Ganz durch sei das Thema aber wohl noch nicht, deshalb hoffe man noch, die gespendete Drohne in der Emmerstadt langfristig nutzen zu können.
Zahlen
Die Kameraden des Steinheimer Stadtgebietes, die 46 Nachwuchskräfte in den Jugendfeuerwehren Steinheim und Sandebeck in den Startlöchern wissen, haben 2021 insgesamt 105 Einsätze verzeichnet – das sind sieben Einsätze weniger als im Vorjahr. 17-mal sind sie dabei zu einem Brand gerufen worden, beispielsweise in Eichholz, als ein Garagenkomplex in Flammen aufging. Zudem haben sie 70 Hilfeleistungen absolviert: Beispielsweise halfen sie, als eine Person nach einem Verkehrsunfall im Fahrzeug eingeschlossen war, oder als Gärgase in einem landwirtschaftlichen Betrieb austraten.
Auch 14 Ölspur-Einsätze gab es. Um letztere soll sich die Wehr künftig aber wohl etwas weniger kümmern: „Das Land NRW hat für die Bundesstraßen einen Vertrag mit einer extra Firma geschlossen, die sich zukünftig um das Beseitigen der Ölspuren kümmern wird“, so Finke. Der Nachteil dabei: „Die Firma sitzt in Soest, also weit weg“, sagte Finke.