Allein unter Männern: Eine Ratsfrau im Kreis Höxter erzählt

Kreis Höxter/Nieheim. &bdquo;Mit Entsetzen“ habe sie es schon am Wahlabend bemerkt, erzählt Maria Hoeltke: Sie ist im Nieheimer Stadtrat die einzige Frau unter den insgesamt 25 Mitgliedern des Stadtrates, der sich am Donnerstag zum ersten Mal trifft. Nur eine weibliche Stimme in einer großen Männerriege zumeist älterer Männer. Die Sozialdemokratin nimmt es sportlich, wie sie im Gespräch mit nw.de erzählt. &bdquo;Nein, mir graut es nicht davor“, sagt sie lachend. Immerhin gehörte sie bereits dem vergangenen Rat für zweieinhalb Jahre an, macht Lokalpolitik aus Überzeugung. Gleichwohl ahnt sie, dass es &bdquo;anders werden wird“, immerhin gab es bis zur jüngsten Wahl mit ihr noch vier Ratsfrauen. Aber: &bdquo;Ich werde mich da schon durchbeißen“, sagt Hoeltke. Der geringe Frauenanteil in Kommunalparlamenten ist ein Dauerproblem. Vor allem konservativen Parteien fällt es oft schwerer, Frauen für die Kommunalpolitik zu motivieren. Ebenfalls auffällig beim Blick auf die Stadträte im Kreis Höxter: Der Anteil weiblicher Mandatsträger ist in den kleineren Kommunen oft deutlich geringer. So wurden in die Kommunalparlamente in Marienmünster, Borgentreich und Steinheim je drei Frauen gewählt, in Willebadessen sind es deren vier. Bad Driburg hat den großen Frauenanteil im Kreis Höxter Den größten Frauenanteil weist – prozentual – der Stadtrat in Bad Driburg auf – mit 34,3 Prozent. Ausgerechnet die in Teilen rechtsextreme AfD hat in ihrer Fraktion zur Hälfte Frauen. Die UWG kommt hier sogar auf 100 Prozent – hat allerdings auch nur zwei Sitze im Rat. Kommentar: Zu wenig Frauen in den Räten des Kreises Höxter Die Frage nach den Ursachen hat schon Heerscharen von Wissenschaftlern beschäftigt. Neben traditionellen Rollenbildern und strukturellen Hürden in den Parteien sind es oft die schwierige Vereinbarkeit des ehrenamtlichen Engagements mit dem Familienleben. Kommunalpolitik findet oft in den späten Nachmittags- oder Abendstunden statt. Manche Sitzung dauert bis in die Nacht. Auch die männerdominierte politische Kultur wirkt zum Teil eher abschreckend auf Frauen und bremst sie aus, erklärt das Thünen-Institut in einer Studie. Auch Maria Hoeltke sieht in der klassischen Rollenverteilung eine der zentralen Ursachen, warum sich Frauen weniger in der Politik engagieren. &bdquo;Als Frau bist du meist noch mit den Kindern beschäftigt.“ Und damit, die Familie zu organisieren. Neben der Arbeit natürlich. Ratsfrau hält Männer im Stadtrat für emotionaler Sie will das gar nicht als Kritik an den Männern verstanden wissen. Auch die engagieren sich gerade im ländlichen Raum oft ehrenamtlich. Als Beispiel nennt sie Feuerwehr und Schützen. Und selbst dort stehen die Frauen dann oft unterstützend zur Seite. &bdquo;Irgendwann ist dann die Kapazität erschöpft.“ Schließlich bedeutet ein Ratsmandat eine mehrjährige Verpflichtung. Und wer es ernst nimmt, muss sich intensiv in viele Themen einarbeiten. Die Bereitschaft, eine solche Aufgabe zu übernehmen, nimmt insgesamt ab, berichten die Parteien – ganz unabhängig vom Geschlecht. .responsive23-F5wFxdeD1dM9JKR3-table-121125-tabelle-frauen-im-rat { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-F5wFxdeD1dM9JKR3-table-121125-tabelle-frauen-im-rat { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-F5wFxdeD1dM9JKR3-table-121125-tabelle-frauen-im-rat { padding-top: 142.86%; } } Frauen, die sich trotzdem in die Kommunalpolitik wagen, wird erwartet, dass sie die weibliche Sicht auf die Fragen und Entscheidungen einzubringen. Das sei &bdquo;doof“, sagt Hoeltke. Zumal es, wenn es um Fragen rund um das Thema Bildung geht und die Elternperspektive von Bedeutung ist, die Väter genauso den Familienblick einnehmen können. Das passiere auch. Ruf nach mehr fachlicher Kompetenz Aber bei vielen Themen auf kommunaler Ebene sei keine besondere weibliche, sondern eine sachlich-pragmatische Sicht notwendig. Und oft mehr Fachwissen. Dazu passt es dann nicht, dass sie sich bei den manchmal &bdquo;endlosen“ Diskussionen im Rat oder Ausschüssen an Elternabende in Kindergarten oder Schule erinnert fühlt. Ihr Eindruck dabei: So mancher männliche Kollege im Nieheimer Rat geht deutlich emotionaler in Debatten. &bdquo;Da wünscht man sich dann schon mal eine Frau, mit der man sich austauschen kann.“ Kommunalwahl 2025: Alle Wahlergebnisse zur Kommunalwahl aus Nieheim im Überblick Und noch etwas ist Maria Hoeltke aufgefallen – ganz abseits des Rates: Politische Fragen sind selten Small-Talk-Themen, wenn viele Frauen in der Runde sind. &bdquo;Die klinken sich dann häufig schnell aus, haben keinen Kopf dafür.“ Das Argument: Wir können es sowieso nicht ändern, warum sollen wir uns dann damit befassen? Die Ratsfrau wünscht sich, dass sich Frauen deutlich mehr politisch einmischen. Auf allen politischen Ebenen. Von einer Frauenquote hält sie allerdings gar nichts. &bdquo;Ich möchte nicht genommen werden, nur weil ich eine Frau bin.“ Für viel wichtiger als die Geschlechterfrage hält sie aber die fachliche Kompetenz.

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