Am Strand entdeckt

„Katastrophe“: Plastikchips aus dem Kreis Gütersloh verunreinigen Nordsee und Inseln

Tonnenweise Plastikchips aus dem Klärwerk im Kreis Gütersloh wurden 2023 in die Ems gespült. Jetzt tauchen sie plötzlich an der Nordsee und den ostfriesischen Inseln auf.

Am Strand von Borkum hat ein Spaziergänger Plastikchips einer Kläranlage aus dem Kreis Gütersloh gefunden. | © Privat

Marion Pokorra
31.03.2025 | 31.03.2025, 12:32

Rheda-Wiedenbrück. Ende Juni 2023 sorgte Starkregen für ein Hochwasser der Ems und dafür, dass unzählige Plastikteile aus der Kläranlage in den Fluss gespült wurden. Nun wurden die Kunststoffplättchen, die so groß sind wie eine 2-Euro-Münze, auf Borkum gefunden.

Damit verunreinigen die Trägerplättchen für Mikroorganismen, die eigentlich zur Reinigung des Rheda-Wiedenbrücker Abwassers dienten, die Nordsee und die Strände der ostfriesischen Inseln. Von einer der „schwerwiegendsten Umweltkatastrophen in der Geschichte der Kläranlage“, sprechen die Bündnisgrünen. 3,3 Tonnen der Kunststoffteile sind in die Ems gelangt.

Überall lagen nach dem Starkregen im Juni 2023 im Kreis Gütersloh Plastikplättchen am Ufer der Ems hinter der Kläranlage. - © Markus Voss
Überall lagen nach dem Starkregen im Juni 2023 im Kreis Gütersloh Plastikplättchen am Ufer der Ems hinter der Kläranlage. | © Markus Voss

Einige davon hat Klaus Telgenkämper, Mitglied der Bündnisgrünen, bei einem Strandspaziergang auf Borkum entdeckt und dokumentiert. Damit bestätigen sich für seinen Parteikollegen Hagen Klauß die weitreichenden Folgen der Havarie. Er hatte vor knapp zwei Jahren gewarnt, dass die Kunststoffteile über die Ems in die Nordsee gelangen würden.

Langfristiger Schaden für Mensch und Natur prognostiziert

Die Frage, inwieweit der von der Kläranlage verursachte Umweltschaden die Stadtverwaltung oder den Eigenbetrieb Abwasser noch beschäftigt, lässt die Pressestelle des Bürgermeisters seit Tagen unbeantwortet. Auch die Frage, ob sich Kommunen an der Ems oder von der Nordsee gemeldet und eventuell beschwert haben, weil an ihren Gestaden vermehrt Plastikchips aus Rheda-Wiedenbrück aufgetaucht sind, bleibt offen.

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Umweltverbände und politische Vertreter hätten eine lückenlose Aufklärung des Vorfalls gefordert sowie „Maßnahmen, um zukünftige Havarien zu verhindern“, teilt Klauß mit. Schon vor knapp zwei Jahren ging er von einem langfristigen Schaden für Mensch und Natur aus. Das sich in Mikroteilchen zersetzende Plastik würden Lebewesen aufnehmen und so gelange es zwangsläufig in die Nahrungskette.