Käsemangel, Weihnachtswunder und jede Menge Lärm: Nieheim hat 2024 viel erlebt

Nieheim. Zum Jahresende liegt in Nieheim einiges in Trümmern. Der ehemalige riesige Baumarkt zum Beispiel. Das bietet glänzende Perspektiven. Nicht nur, weil man von der Kernstadt aus endlich wieder Eversen und Entrup im Blick hat, sondern auch, weil in Kürze mit dem Rewe-Neubau begonnen wird, nachdem sich die Stadt schon seit so vielen Jahren sehnt. Ein einziger Trümmerhaufen sind auch die Stadtfinanzen – in diesem Fall aber ohne glänzende Zukunftsprognose. Denn nur mit einem einmaligen legalen Silvester-Finanztrick zur Realisierung von stillen Reserven gelingt es Kämmerer Dietmar Becker, der Stadt etwas Luft zu verschaffen. Der städtische Finanzexperte hatte das ganze Jahr über immer wieder davor gewarnt, das Nieheim kaum noch atmen kann – um im Bild zu bleiben. Böse Zungen könnten angesichts der Dramatik meinen, dass die Ackerbürgerstadt nur noch ein bisschen röchelt. Vielleicht schnauft sie am Jahresende aber auch nur kurz durch und hält inne. Ein guter Zeitpunkt, um zurückzublicken auf das, was war. Und da fällt auf, dass man in Nieheim zwar offenbar gern ewig lange und bisweilen auch schräg diskutiert und noch einmal so lange plant, irgendwann aber doch zum Ziel zu kommen scheint. Nieheim bekommt endlich einen neuen Rewe &bdquo;Wie Weihnachten“ titelte die &bdquo;NW“ zum offiziellen Baustart für den Baumarkt-Abriss und Rewe-Neubau Mitte September im Gewerbegebiet Alersfelde. Nur dass der Nieheimer Wunschzettel schon mehr als zehn Jahre alt ist. Die Nieheimer machten Einkaufsumfragen mit und mussten auf eine Änderung des Regionalplanes drängen, damit das Areal endlich mit dem Label &bdquo;Allgemeiner Siedlungsbereich“ gestempelt werden kann. Und in dem darf dann auch eingekauft werden, ohne in den engen Supermarktgängen permanent mit anderen Nieheimern zusammenzustoßen. Lesen Sie auch: Straffer Zeitplan nach Baumarkt-Abriss in Nieheim Der Abriss ist inzwischen so gut wie geschafft, schon im Sommer sollen die Nieheimer im neuen und großzügigeren Rewe einkaufen können. Ob die Ackerbürger dann die Tuchfühlung zu den Nachbarn vermissen werden? Käsemangel auf dem Nieheimer Käsemarkt Ihnen bleibt ja immer noch der Deutsche Käsemarkt mit seinem frühherbstlichen Geschiebe durch die engen Gassen der Kernstadt. Der war 2024 wieder ein großer Erfolg, obwohl das in die Jahre gekommene Käsemuseum in seiner jetzigen Form vor dem Aus steht. Beim Käsemarkt aber war es voll. So voll, dass schon Sonntagmittag an einigen Ständen der Käse ausverkauft war. Das Wetter war dabei voll aufseiten der Nieheimer. Die Sonne strahlte, und Bürgermeister Johannes Schlütz auch. Stadt Nieheim muss Jugendtreff schließen Völlig im Regen stand er allerdings, als die Stadt den Vollzug eines weiteren Projektes würdigen wollte: Das neue Spielgerät im Kurpark Lehmkuhle, das an den Holsterturm erinnern soll. Klingt zwar nicht sonderlich spektakulär, aber um die Spielplatzerneuerung hatten Verwaltung, Politik und Bürger in Nieheim jahrelang gerungen. Sie war Chefsache des Bürgermeisters, der gleich mehrere seiner berühmten Power-Point-Präsentationen dazu erstellte. Nun, der Kletterturm ist fertig, und so können wenigstens die Nieheimer Kinder etwas höher hinaus. Auch für den älteren Nachwuchs wurden mehrere Wünsche erfüllt. So wurde im Sommer der Pumptrack am Schulzentrum eröffnet. Und gleich darauf mit dem Soccer-Court begonnen. Selbstredend nach mehreren Jahren intensiver Planung und Diskussion. Andererseits musste die Stadt im Oktober den Jugendtreff Time-out schließen. Die beiden Fachkräfte hatten andere Jobs gefunden. Nieheim setzte aus Personalkostengründen in der Vergangenheit auf Studenten, ein Konzept, was zumindest im Moment nicht aufgeht. Die Politik möchte den Jugendtreff erhalten. Für Mitte Januar hat die Stadt Neuigkeiten in dieser Sache angekündigt. Kampf um die teure Stadthallensanierung Wenig Begeisterung ist auch das Stichwort für Nieheims nächste Großbaustelle: die Nieheimer Stadthalle. Seit vielen Jahren marode, energetisch eine Katastrophe, zermartern sich Verwaltung und Lokalpolitik schon seit vielen Jahren das Hirn, wie der Veranstaltungsort auf Vordermann gebracht werden kann. Ein multifunktionales Konzept musste her, damit Fördergeber wenigstens einen Teil der aktuell auf fünf Millionen Euro geschätzten Baukosten übernehmen. Dafür muss dann beispielsweise am neuen Gebäudeteil ein teurer Außenfahrstuhl angebaut werden, damit die Fußballer zu ihren Umkleiden im ersten Geschoss keine Treppen steigen müssen. Weil die Stadt zugleich aber sehr knapp bei Kasse ist, hat der Arbeitskreis Haushaltskonsolidierung im Umkehrschluss auch gleich eine ganze Liste mit Einsparpotenzialen erarbeitet. So streicht die Stadt den Energiekostenzuschuss für Sportvereine und spart so 1.500 Euro jährlich ein. Um so den 2,5-Millionen-Euro-Eigenanteil für die Stadthalle anzusparen, bräuchte es nur rund 1.666 Jahre. Sei’s drum, am Ende votierte eine knappe Mehrheit für die Stadthallensanierung. Baustart soll frühestens im Sommer 2026 sein. Des Kreises Höxter schlimmste Buckelpiste Bis dahin soll – neben der Sanierung des havarierten Klärwerkes – ein ganz anderes Bauprojekt, das Nieheim seit Jahren beschäftigt, längst abgeschlossen sein. Ausnahmsweise hat hier nicht die Stadt, sondern der Kreis viele Jahre der Planung gebraucht: Es geht um die Generalsanierung der Kreisstraße 3 zwischen Nieheim und Oeynhausen – die vermutlich schlimmste Buckelpiste der ganzen Region. Zuletzt hatten schwierige Grundstücksverhandlungen mit Landwirten das Projekt deutlich verzögert, im Dezember aber verkündete der Kreis – fast überraschend – den Baustart für das 4,6-Millionen-Euro-Vorhaben. Niederlage für Bilster Berg vor Gericht Irgendwann darf dann wohl auch der gemeine Autofahrer am Fuße des Bilster Berges wieder etwas schneller fahren – während oben auf der Test- und Rennstrecke das Gaspedal fast generell bis zum Anschlag durchgetreten wird. Sehr zum Leidwesen der lärmgeplagten Anwohner, die immerhin etwas aufatmen können, weil das Oberverwaltungsgericht nach immerhin sechsjährigem Rechtsstreit entschieden hat, dass der Betrieb nicht noch mehr ausgeweitet werden darf. Ob der juristische Kampf weitergeht, ist noch offen. Zu verdanken hat Nieheim das übrigens seinen ältesten Mitbürgern – denn das nahe Pflegeheim gilt als besonders schutzbedürftig. Lesen Sie auch: Urteil: Rennstrecke Bilster Berg darf in Nieheim nicht noch mehr Lärm machen Besonders schutzbedürftig sind auf viele Menschen, die aus Kriegsgebieten geflüchtet sind und Nieheim zugewiesen wurden. Um sie angemessen unterzubringen, hat Nieheim im Frühjahr eine Pension gekauft. Und das ganz ohne lange öffentliche Diskussion. Vereinzelte Anwohnerproteste wurden schnell und transparent eingefangen – seitdem läuft das Miteinander ausgesprochen unspektakulär. Fast harmonisch. Nieheim kann es also doch. Und das sollte die so arg gebeutelte Stadt und ihre Bewohner optimistisch für das neue Jahr stimmen.

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