Nieheims Bürgermeister stellt sich 2025 erneut zur Wahl

Nieheim. Johannes Schlütz will Bürgermeister in Nieheim bleiben. Um allerseits Klarheit zu schaffen, macht er seine Entscheidung, erneut zu kandidieren, frühzeitig öffentlich. Und für alles andere hat er eine Powerpoint-Präsentation vorbereitet. Es ist nicht die Erste seiner Amtszeit. Darauf angesprochen, schmunzelt Schlütz: &bdquo;Ich bin dafür bekannt.“ Aber nein, gezählt habe er die Präsentationen nicht. Auf den aktuellen Folien hat Schlütz Erfolge der Vergangenheit und Projekte der Zukunft aufgelistet. Es geht aber auch um das Thema Parteilosigkeit. Nicht zufällig, natürlich. Der Holzhäuser, der im Dezember seinen 55. Geburtstag feiert, ist parteilos und tritt auch bei der Kommunalwahl im kommenden Jahr parteilos an. Das kann Herausforderungen mit sich bringen, aber auch Vorteil sein. Von einer Folie lächelt Christof Sommer herab, er ist Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes. Links neben das Portraitfoto ist ein Zitat gestellt. Sommer erläutert, dass die Zahl der unabhängigen Bürgermeister steige. 1999 seien es noch 50 in ganz NRW gewesen. Mittlerweile 120. &bdquo;Ein Drittel“, ergänzt Schlütz. Und dann sagt Sommer, und Schlütz hat diesen Teil des Zitats vorsorglich unterstrichen: &bdquo;Letztlich geht es bei einer Bürgermeisterwahl weniger um das Parteibuch als um die persönlichen Kompetenzen.“ Eine &bdquo;super“ Umfrage zur Einkaufssituation in Höxter Mit entsprechend breiter Brust wirbt Schlütz um das Vertrauen der Nieheimerinnen und Nieheimer. &bdquo;Die Verwaltung muss schon was liefern, damit es vorangeht“, sagt Schlütz, Chef ebenjener. Denn wer sich die Fraktionsanträge aus den vergangenen Jahren ansehe, stelle fest, dass diese &bdquo;recht dürftig“ gewesen seien. Und so legt er auch selbst gern Hand an. Die Umfrage zum Thema Einzelhandel und Einkaufsverhalten, bei der sich schlussendlich 1.000 Leute beteiligten, hatte er selbst konzipiert und zusammengestellt. &bdquo;Das war eine super Umfrage“, ist der Bürgermeister überzeugt. Bürgermeister lobt den Nieheimer Stadtrat Grundsätzlich ist ein Bürgermeister ja aber auf seinen Rat angewiesen. Die Verwaltung kann noch so tolle Vorschläge unterbreiten, sie würden in der Super-Ideen-Schublade verstauben, wenn die Politik sie nicht beschlösse. Schlütz kommt mit seinem Rat gut zurecht. Meint er. &bdquo;Offenbar gibt es keinen Fraktionszwang in Nieheim“, sagt der 54-Jährige, &bdquo;das ist der große Vorteil in Nieheim“. Verschiedene Mehrheiten seien möglich und bei verschiedenen Anliegen sei es ihm gelungen, verschiedene Ratsvertreter auf seine Seite zu ziehen. &bdquo;Das Wohl der Stadt steht bei der Ratsarbeit an erster Stelle“, hat er beobachtet und lobt den sachlichen Umgang. Sofern die Machtverhältnisse im Gremium so oder vergleichbar blieben, sieht er auch für die Zukunft kein Problem. Lesen Sie auch: Hochumstritten: Nieheimer Politik gibt grünes Licht für Stadthallensanierung Aller Unabhängigkeit zum Trotz konnte Schlütz immer eine gewisse inhaltliche Nähe zu Themen der FDP unterstellt werden. Wirtschaftliches liegt ihm sicherlich näher als Soziales. Und so investiere er auch lieber als die Sozialausgaben zu steigern. Allerdings hat er sich auch weiterentwickelt. Von der Schuldenbremse im Bund zum Beispiel hält er nichts mehr. Wäre Christian Lindner nicht schon entlassen, würde er nun wohl auf seinem Bürostuhl rotieren. Bürgermeister: &bdquo;Wir werden Schulden machen“ Der lockerere Umgang mit roten Zahlen ist allerdings keine schlechte Voraussetzung für die Zukunft. Denn Nieheim ist, wie mehrfach und ausführlich berichtet, ziemlich pleite. Alle Städte im Kreis Höxter drehen den Euro mehrfach um, Nieheim ist schon bei den Cent-Münzen. Viel wird in den kommenden Jahren wohl nicht gehen. &bdquo;Etwas ganz Neues zu schaffen, ist fast aussichtslos“, sagt Schlütz, der nicht mit Hilfe aus Berlin und Düsseldorf rechnet. &bdquo;Man muss Schulden machen und das werden wir auch“, sagt Schlütz. Apropos: die Stadthalle. Die muss und soll ertüchtigt werden und trotz möglicher und bereits beantragter Förderungen wird die Stadt wohl rund 50 Prozent der Gesamtkosten tragen müssen, sagt Schlütz. &bdquo;Es werden einfach nicht alle Gewerke gefördert.“ Das wird teuer, ist aber notwendig. &bdquo;Ohne dieses Projekt ist es schwierig, die Lehmkuhle zu entwickeln.“ Das Ganze ist also eine Investition, und Investitionen sind gut. Rewe-Neubau in Nieheim soll zu Ostern stehen Noch besser ist, wenn andere investieren. Denn dann werden die Nieheimer zum Beispiel einen neuen, größeren Rewe-Markt und einen neuen Aldi bekommen. Rewe, Aldi und Baumarkt hatten im Alersfelde fröhlich Lädchen-wechsle-dich gespielt. Letzterer &bdquo;liegt jetzt schon“, wie Schlütz sagt. Heißt: Er ist abgerissen. &bdquo;Ostern, kurz nach Ostern“ soll der Rewe-Neubau dann schon wieder stehen. Einen offiziellen Eröffnungstermin gebe es aber noch nicht. Der neue Aldi soll dann 2026 folgen. Lesen Sie auch: Desolate Finanzlage: Nieheims Streichliste des Grauens Die Einkaufsumfrage habe gezeigt, dass die Menschen in Nieheim sich eine Drogerie wünschen. &bdquo;Was wir nicht geschafft haben, war DM oder Rossmann hier her zu bekommen“, bedauert der Bürgermeister. Doch das Einzugsgebiet sei den Drogerieketten einfach zu klein gewesen. Nieheimer Ortschaften sollen von Windkraft profitieren Was Schlütz zudem vorantreibt, ist die Windkraft. &bdquo;Als ich kam, war das Thema ein Tabu“, erinnert er sich. Mit dem Holzhäuser änderte sich das. Viele Diskussionen, eine &bdquo;Extra-Runde“ und 60 des Nachts beschriebene Powerpoint-Folien später hat Nieheim einen Flächennutzungsplan und etwa in Oeynhausen und Sommersell die Möglichkeit, sich an den Windkraftanlagen, die sich dort bald drehen werden, zu beteiligen. Und nicht nur das. Geht es nach Schlütz, soll Geld von den Projektierern und den Verpächtern direkt in die betroffenen Ortschaften fließen. &bdquo;Damit die Mitbürgerinnen und Mitbürger sehen, es geht vielleicht nicht nur ums Geld.“ Für das Foto kommt Schlütz’ Gattin Anke dazu. Der Bürgermeister will zeigen, dass die Familie hinter seinem Wunsch steht, eine zweite Amtszeit dranzuhängen. Zwar sei er viel unterwegs, sagt Anke Schlütz, &bdquo;aber er macht es ja gerne“. In der Tat. &bdquo;Ich bin sehr, sehr gerne Bürgermeister in Nieheim“, sagt er.

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