„Nicht sexy“: Nieheimer Käsemuseum vor dem Aus

Nieheim. Es ist ein hoch emotionales Thema für Nieheim, bei dem jedoch am Ende die nackten Zahlen entscheidend sind. Und die sind inzwischen dermaßen schlecht, dass Nieheims Bürgermeister Johannes Schlütz öffentlich die Zukunft des Käsemuseums infrage stellt. Und auch der Finanzausschuss ist sich einig: So kann es auf keinen Fall weitergehen. Schon jetzt ist von dem mit vielen Millionen Euro geförderten Westfalen-Culinarium und seinen einst vier Museen nichts mehr übrig. Nur das Käsemuseum – einst Aushängeschild der Stadt – wurde gerettet. Irgendwie. Es hat allerdings nur noch sonntags und nach Absprache für Gruppen geöffnet. Und auch nur von April bis Oktober. Alles andere hat sich schon lange nicht mehr gelohnt. In der Woche verirrte sich kaum ein Besucher dahin und auch das Sonntagsangebot wird von einer überschaubaren Anzahl Gäste angenommen. Dabei hat die Stadt mit zwei Sonderausstellungen in den vergangenen beiden Jahren durchaus versucht, mehr Publikum anzulocken. Besucherzahlen in Käsemuseum Nieheim sinken weiter Ohne großen Erfolg, wie Bürgermeister Johannes Schlütz im jüngsten Finanzausschuss anhand der Besucherzahlen erklärte. Im September verirrten sich – außerhalb des Käsemarktes – genau 100 Gäste ins Museum. Im August waren es 69. Weil die Zahlen im Frühjahr etwas höher waren, zählte das Tourismusamt in diesem Jahr insgesamt 848 Gäste, wie Johannes Schlütz vorstellte. Lesen Sie auch: Eine Spur von True Crime in Nieheim: Neue Ausstellung im Käsemuseum Das ist gegenüber dem Vorjahreszeitraum (1.144 Gäste) ein deutliches Minus und nicht zufriedenstellend. Vor allem der Einbruch bei den Busgruppen sei deutlich spürbar, sagt Schlütz, der sich sichtbar ernüchtert zeigte. &bdquo;Die aktuelle Sonderausstellung ist erfolgreicher als die vorausgehende, führt aber am Wochenende auch nur zu ganz gering zweistelligen Besucherzahlen“, so der Bürgermeister. Einen (monetären) Nutzen für die Nieheimer Einzelhändler und die Stadt gäbe es nur dann, wenn täglich Busgruppen zum Museum anreisen würden. Das sei aber völlig unrealistisch. Ausstellung veraltet und teilweise kaputt Bei der Analyse der Probleme war das Stadtoberhaupt so realistisch wie unerbittlich: Die Ausstellung sei veraltet, teilweise kaputt und entspreche nicht den heutigen Erwartungen an ein Museum. Allein die aktuelle Ausstellung instand zu setzen koste, vorsichtig geschätzt, mindestens 50.000 Euro. Und das reiche auch nicht, um das Museum attraktiver zu machen. Die Ausstellung sei &bdquo;nicht sexy“ für junge Familien, Kinder und Jugendliche. Schlütz fragte, ob sich junge Menschen überhaupt für das Thema Käse begeistern ließen. &bdquo;Wenn man das Thema aber breiter fasst und in Richtung Essen, Genuss und Gesundheit weiterentwickelt, ist es nicht mehr typisch für Nieheim.“ Kein Alleinstellungsmerkmal. Und selbst wenn man mit enormen finanziellen Aufwand das Museum neu gestaltet und auch das energetisch fragwürdige Gebäude saniert, gebe es keinen großen Nutzen für die Stadt. Zumal die hohen laufenden Betriebskosten bedacht werden müssten. Bürgermeister nennt Weiterführung nicht zielführend Sein Fazit: &bdquo;Ein Weiterbetrieb des Deutschen Käsemuseums als klassisches Museum scheint nicht zielführend. Das hat keinen Sinn.“ Die Gefahr, dass die Besucherzahlen trotz aller Bemühungen nicht signifikant gesteigert werden könnten, und das Museum erneut floppe, sei sehr hoch. Lesen Sie auch: Hohe Kosten, wenig Zuspruch: Nieheim sucht Wege aus dem Museums-Desaster Schlütz will das Museum nicht von heute auf morgen schließen – es geht sowieso in gut zwei Wochen in die lange Winterpause. Vielmehr will er mit seiner Prognose einen Denkanstoß an Lokalpolitik, Bürger und Vereine geben, sich intensive Gedanken zu machen, was aus dem Museum werden soll. Ehrenamtliche Betreibermodelle wie beim Biermuseum nannte er als eine Möglichkeit. Das Haus für Feierlichkeiten bereitzustellen, sei durch die hohe Lärmbelästigung in der Nachbarschaft keine Lösung. Und so soll jetzt nachgedacht werden. Nieheim ohne Käsemuseum vermochte sich im Ausschuss keiner vorzustellen, überzeugende rettende Ideen gibt es aber auch noch nicht.

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