Nieheim braucht für die Sanierung der Stadthalle Millionen an Eigenmitteln

Nieheim. Nieheim hat zu seiner Stadthalle seit längerem ein sehr zwiegespaltenes Verhältnis. Einerseits werden hier Karnevalsprinzessinnen gefeiert und Schützenkönigen gehuldigt. Andererseits ist das Gebäude aus energetischer Sicht eine Katastrophe. Die Heizkosten exorbitant, es tropft durchs Dach. Die Bauweise mit vielen Stützen in der Mitte erschwert viele Nutzungsarten. Eigentlich ein Fall für den Abrissbagger. Aber die Nieheimer hängen eben auch an ihrer Stadthalle, zumindest dem älteren Teil. Und so zermartern sie sich seit vielen Jahren das Hirn, wie sie mit möglichst wenig Geld (denn sie haben keines) ein hübsches Haus zum Feiern und für Vereinsarbeit herrichten könnten. Vor nunmehr zwei Jahren hat ein Architekturbüro erste Pläne vorgestellt, wie einerseits der historische Teil von 1897 saniert und anderseits der bisherige Anbau durch einen neuen aus Holz ersetzt werden kann. Drei Millionen Euro sollte das Projekt seinerzeit kosten, das unter anderem Umkleidekabinen und Duschen für den FC Nieheim im Obergeschoss des neuen Anbaus vorsieht. Nieheimer Parteien loben und mahnen Seitdem wurde langwierig über Nutzungskonzepte diskutiert, bis sich die Nieheimer Lokalpolitiker im Oktober vergangenen Jahres schließlich zum Grundsatzbeschluss durchrangen, die Stadthalle sanieren und den Anbau realisieren zu wollen. Dass es ein solches Haus braucht, das CDU-Fraktionschef Elmar Kleine &bdquo;Veranstaltungshalle“ nennt, während sein gegenüber von der SPD immer wieder die Weiterentwicklung zu einem &bdquo;Haus der Kultur und Vereine“ lobt, darin waren und sind sich alle einig. Auch wenn das Vorhaben nach vorsichtigen Schätzungen 3,5 Millionen Euro kosten sollte. Der Kostenschock zum Ende des Sommers Für den geplanten Antrag auf Unterstützung aus Mitteln der Städtebauförderung und des europäischen EFRE-Programms hat das Architekturbüro aber noch mal etwas genauer nachgerechnet und kam jetzt auf eine Summe von sechs Millionen Euro, wie Bürgermeister Johannes Schlütz im jüngsten Stadtrat berichtete. Da haben die durchaus sehr sparsamen Nieheimer noch sparsamer geschaut. Lesen Sie auch: &bdquo;Viele Millionen Euro“ Kosten: Nieheim stellt Weichen für Stadthallensanierung Und noch bevor die Stadtverwaltung die überarbeiteten Pläne vorstellte, hat sie noch einmal ordentlich drin rumgestrichen, und wie Schlütz den Ratsmitgliedern verkündete, immerhin ein Einsparpotenzial von etwa einer Million Euro realisiert. Zum Beispiel werden weniger Toiletten bei den Männern eingeplant und Standard-Dachfenster im neuen Anbau eingebaut. So sieht das neue Konzept für Nieheims Stadthalle aus Das Konzept sieht vor, im Seitenflügel des alten Stadthallenteils Räume für Vereine zu schaffen, die jetzt noch in der alten Grundschule untergebracht sind. So sollen die Tanzgarden und der Spielmannzug flexible Übungsräume erhalten und die Krabbelgruppe einen Raum zum Krabbeln. Drunter soll im mit flexiblen Trennwänden ausgestatteten Seitenflügel ein Sportfußboden. Der FC bekommt, wie erwähnt, im Anbau seine Umkleiden. Dort muss, wegen der Vorgabe der Barrierefreiheit übrigens ein Fahrstuhl eingebaut werden – dessen Sinnhaftigkeit viele Ratsmitglieder stark bezweifelten. Ebenfalls eine Vorgabe der Bezirksregierung sei es, eine Möglichkeit zur Teilung des großen Saals zu schaffen. Nieheim will das durch einen großen Vorhang realisieren – das ist deutlich günstiger als riesige Trennwände. Auch am Thekenraum mit Kiosk und Küchenzeile wurden deutliche Anpassungen vorgenommen. Lesen Sie auch: Spannende Präsentation: Millionenpläne für Stadthalle Nieheim vorgestellt Allerdings, so betonte der neue Bauamtsleiter Manuel Bröker, sei gerade die Innenausgestaltung noch nicht in Stein gemeißelt. Da können durchaus Anpassungen vorgenommen werden, wenn man dem Fördermittelgeber nur die Sinnhaftigkeit erklären kann. Projekt muss vollständig über Kredit finanziert werden Apropos Fördermittel. Die sollen, so verkündete Johannes Schlütz, etwa die Hälfte der Bausumme ausmachen, die aktuell auf rund fünf Millionen Euro taxiert werden. Also 2,5 Millionen Euro. Geld, das Nieheim nicht hat. &bdquo;Wir müssten das Projekt vollständig über einen Kredit finanzieren“, räumte Schlütz auf Nachfrage im Stadtrat ein. Macht bei einem Zinssatz von vier Prozent allein im ersten Jahr etwa 100.000 Euro allein an Zinsen, die Nieheim aufbringen muss, rechnete ein Ratsmitglied vor. Schlütz hofft auf einen geringeren Zinssatz. Lesen Sie auch unseren Kommentar: Nieheimer Stadthalle - keine Denkverbote bei dieser Bausumme! Es sind aber nicht nur die Kosten allein, die insbesondere der CDU-Fraktion schweres Kopfzerbrechen bereiten. Eindringlich formuliert von Ratsherr Stephan Kunstein, der mehrmals darum bat, nochmals kostengünstigere Alternativen in den Blick zu nehmen und nochmals zu prüfen, ob die EFRE-Fördermittel nicht auch für eine einfache energetische Sanierung der Stadthalle gewährt würden. Das habe die Bezirksregierung abgelehnt, wiederholten Schlütz und Kämmerer Dietmar Becker. Die SPD-Fraktion wiederum, die dem Projekt generell aufgeschlossen gegenüber steht, hat Bauchschmerzen mit der Idee, im Obergeschoss des Anbaus fast ausschließlich für den FC Nieheim teure Umkleiden und Duschen zu bauen. Für andere Vereine hat die Stadt längst nicht so viel Geld übrig. Stadtrat soll in Sondersitzung über die Pläne entscheiden Auch das Thema Eigenleistung wurde wieder angesprochen. Dazu sollen die Vereine nun animiert werden. Bauamtsleiter Bröker aber dämpfte die Erwartungen. Weil Eigenleistung gemeinhin nur am Wochenende und nach Feierabend erbracht werden könne, könne dies den Baufortschritt verzögern. Zudem müsse die Arbeitssicherheit beachtet werden. Lesen Sie auch: Trotz jahrelanger Planungen: Nieheimer Stadthalle wird frühestens 2026 saniert Verzögerungen bei den Beratungen darf es jetzt nicht mehr geben. Um die Pläne rechtzeitig für die Frist zur Städtebauförderung fertig zu haben, sollen sie in einer Sondersitzung des Rates Ende September beschlossen werden. Baustart soll nach jetzigen Plänen voraussichtlich im Sommer 2026 sein.

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