Finanzielle Not und große Projekte in Nieheim

Nieheim. In Nieheim tobt vor der aktuellen Kommunalwahl am 14. September ein bisweilen hitziger Kommunalwahlkampf um das Amt des Bürgermeisters. Die aktuelle Ratsmehrheit aus CDU und SPD sind mit dem amtierenden Amtsinhaber Johannes Schlütz sehr unzufrieden und haben gemeinsam mit Mathias Koch einen parteilosen Gegenkandidaten aufgestellt. Johannes Schlütz will auf dem Chefsessel bleiben und wird von FDP und UWG empfohlen. Am Ende geht es aber eigentlich um Inhalte. So stehen die Kandidaten zu Nieheims riesigen Schuldenberg, der Unterstützung der Dörfer, Vereinsamung älterer Menschen und Angeboten für Jugendliche. Mathias Koch (parteilos, unterstützt durch CDU und SPD) Nieheim rutscht in eine finanzielle Katastrophe. Die Erhöhung der Grundsteuer B um je 10 Prozent für 2026 und 2027 hat der Rat bereits beschlossen. Wie wollen Sie die Stadt wieder in die Schuldenfreiheit führen? &bdquo;Ja, die Stadt Nieheim steckt bereits in finanziellen Schwierigkeiten. Seit 2024 müssen Kredite aufgenommen werden, nur um zahlungsfähig zu bleiben – der Beginn einer äußerst schlechten Entwicklung“, räumt der von CDU und SPD unterstützte Kandidat Mathias Koch ein. Der Rat hat Steuererhöhungen für 2026 und 2027 bereits vor seiner Zeit beschlossen. Für ihn sei klar: &bdquo;Den Weg zurück in die Schuldenfreiheit schaffen wir nur durch viele kleine Schritte. Dazu gehört eine moderne und digitale Verwaltung, die Abläufe vereinfacht und Kosten spart. Fördermittel müssen wir dort nutzen, wo es wirklich sinnvoll ist.“ Er will auch eine &bdquo;kritische Ausgabenkultur“ einführen. &bdquo;Wir sind allerdings auch abhängig von der Finanzmittelausstattung des Landes, die für uns Kommunen dringend verbessert werden muss. Nur so haben wir eine Chance, Schritt für Schritt – für ein handlungsfähiges Nieheim“, sagt der Nieheimer. Für die Sanierung und den Teilneubau der Stadthalle gibt Nieheim viele Millionen Euro aus. Wie viel Geld und welche Projekte planen Sie jedoch für die Ortschaften? Für die Stadthalle wirbt man mit der &bdquo;höchsten Förderung der Stadtgeschichte“ – 3,15 Millionen Euro. &bdquo;Doch der Eindruck täuscht: Diese Summe wirkt nur so hoch, weil der Umbau der Stadthalle extrem teuer geplant ist“, kritisiert Herausforderer Mathias Koch. In Wahrheit liegt die Förderquote bei nicht einmal 60 Prozent und sei damit ausgesprochen schlecht. &bdquo;Über 40 Prozent der Kosten muss die Stadt selbst aufbringen – Millionenbeträge, die uns lange belasten werden“, so Koch weiter. Umstrittenes Großprojekt: So wird die Nieheimer Stadthalle saniert Das habe mittelbar Folgen für andere Ortsteile Nieheims, weil in Zeiten leerer Kassen eine Einzelmaßnahme die maximale finanzielle Priorität bekommen habe. &bdquo;Unsere Ortschaften müssen mehr Aufmerksamkeit bekommen – für unsere dörflichen und sportlichen Einrichtungen und Angebote in den Ortschaften. Unsere Dorfgemeinschaftshäuser, Turnhallen und Sportstätten brauchen ebenso eine Zukunft“, erklärt Koch. Die Bürger in Nieheim werden immer älter. Was sind ihre Ideen gegen Vereinsamung im Alter und die zunehmende Pflegebedürftigkeit? Und was kann die Stadt aus ihrer Sicht kurzfristig tun, damit sich Jugendliche und junge Erwachsene in Nieheim wohler fühlen? &bdquo;Vereinsamung im Alter hat gewaltig zugenommen und kann Menschen schwer belasten. Das beste Mittel dagegen ist, mit anderen in Kontakt zu kommen“, ist sich Bürgermeisterkandidat Mathias Koch sicher. &bdquo;Deshalb möchte ich Begegnungsräume stärken und neue Wege gehen – etwa durch ehrenamtliche Besuchsdienste, die regelmäßig Zeit schenken und Nähe schaffen. Treffpunkte in den Ortsteilen helfen, Gemeinschaft zu leben“, erklärt er. Kurzfristig könne die Stadt hier Impulse setzen und Vereine sowie Ehrenamt unterstützen. Für Jugendliche und junge Erwachsene gelte: &bdquo;Sie brauchen Freiraum und Treffpunkte, wo sie sie selbst sein und sich, auch eigenverantwortlich, entwickeln können. Hier gilt es, an Rahmenbedingungen mitzuarbeiten“, sagt Koch. So bleibe Nieheim eine Heimat, in der sich Jung und Alt gleichermaßen wohlfühlen. Johannes Schlütz (Einzelbewerber) Nieheim rutscht in eine finanzielle Katastrophe. Die Erhöhung der Grundsteuer B um je 10 Prozent für 2026 und 2027 hat der Rat bereits beschlossen. Wie wollen Sie die Stadt wieder in die Schuldenfreiheit führen? Der Bürgermeister möchte in Nieheim noch (!) nicht von einer &bdquo;finanziellen Katastrophe“ sprechen – dieser Begriff passe anderswo sicherlich besser. &bdquo;Den Rutsch in die Haushaltssicherung haben wir letztes Jahr durch die Hebung stiller Reserven vorerst abgewendet. Wir bleiben damit für weitere Jahre handlungsfähig“, erklärt Schlütz, der aus der Finanzbranche kommt. Aufschrei aus Nieheim: Burger ist Beispiel für finanziell dramatische Lage Die Schuldenaufnahme für Investitionen wie die Stadthalle seien gut planbar und über lange Zeiträume auch gut tragbar. &bdquo;Problematisch ist derzeit vor allem die Liquiditätssituation: Die laufenden Einnahmen decken die Ausgaben nicht, was zu einem permanenten Anstieg sogenannter Kassenkredite führen wird“, sagt Schlütz und erinnert daran, dass mit dieser Herausforderung viele Städte vor allem im Ruhrgebiet seit Jahren konfrontiert sind. &bdquo;Und in diese Richtung gehen wir jetzt leider auch. Helfen kann hier am Ende nur das Land“, antwortet Schlütz auf die Frage. Für die Sanierung und den Teilneubau der Stadthalle gibt Nieheim viele Millionen Euro aus. Wie viel Geld und welche Projekte planen Sie jedoch für die Ortschaften? Zunächst will Johannes Schlütz etwas klarstellen: &bdquo;Viele Millionen“ seien insgesamt rund 5,35 Millionen Euro, 3,15 Millionen Euro kommen dabei aus zwei Förderprogrammen von Land und EU und 2,20 Millionen Euro aus Richtung der Stadt Nieheim selbst. &bdquo;In die Dörfer investieren wir in Summe aus Richtung der Stadt sehr ähnliche Beträge“, sagt Schlütz und nennt ein Beispiel Feuerwehr – eine Pflichtaufgabe der Stadt: &bdquo;Die Feuerwehrgerätehäuser in Entrup und Holzhausen haben zusammen rund 1,5 Millionen Euro gekostet. Bis 2028 rechnen wir mit zwei weiteren, neu gebauten Feuerwehrgerätehäusern in Himmighausen und Eversen, die uns in Summe rund 1,6 Millionen Euro kosten werden. Rechnet man die in den letzten fünf Jahren neu angeschafften und noch anzuschaffenden Feuerwehrfahrzeuge für die Dörfer mit ein, so reden wir über eine weitere Million Euro, die in die Sicherheit unserer Ortschaften investiert wurde.“ Die Bürger in Nieheim werden immer älter. Was sind ihre Ideen gegen Vereinsamung im Alter und die zunehmende Pflegebedürftigkeit? Und was kann die Stadt aus ihrer Sicht kurzfristig tun, damit sich Jugendliche und junge Erwachsene in Nieheim wohler fühlen? &bdquo;Für ältere Menschen gibt es in Nieheim flächendeckend Angebote, vor allem aus dem kirchlichen und privaten Bereich. Das Angebot für ältere Menschen, sich regelmäßig zu treffen, ist also sehr gut gegeben“, meint Johannes Schlütz und spricht dann in der &bdquo;Wir“-Form weiter: &bdquo;Der zunehmenden Pflegebedürftigkeit möchten wir mit neu geschaffenen Wohnformen begegnen, die durch private Investoren geschaffen werden und die Pflege in den eigenen vier Wänden deutlich vereinfachen sollen.“ Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Höxter. Für junge Menschen habe die Stadt in den zurückliegenden Jahren bereits eine ganze Menge getan. &bdquo;Wir verfügen mit der obersten Etage des Richterhauses über äußerst attraktive Jugendräume. Parallel wurden in Nieheim ein Fahrrad-Parcours sowie ein neues Fußball-Kleinspielfeld errichtet“, zählt er auf. Außerdem wurde die Tennisanlage durch den Tennisverein komplett modernisiert. Das Sport- und Freizeitangebot sei durch all diese Maßnahmen erheblich aufgewertet worden.

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