Hochumstritten: Nieheimer Politik gibt grünes Licht für Stadthallensanierung

Nieheim. Eines kann man den Nieheimer wahrlich nicht vorwerfen: Dass sie das umstrittene Fünf-Millionen-Projekt Stadthalle nicht in aller Ausführlichkeit diskutiert und alle Argumente dafür und dagegen vielfach vorgebracht und abgewogen hätten. Nun, nach vielen Jahren Diskussion, war der Stadtrat zu einer endgültigen Entscheidung quasi gezwungen, denn am kommenden Montag, 30. September, läuft die Frist für die Einreichung des Städtebauförderantrags ab. Beim Showdown in der Sondersitzung wurde noch mal, teils mit sehr persönlicher Kritik gestritten, Argumente wurden wiederholt und entkräftet. Vor großem Publikum, denn die Zuschauerreihen in der knapp drei Stunden dauernden Debatte waren mit Vereinsvertretern und interessierten Nieheimern gut gefüllt. Sie durften in der Sitzung nochmals Stellung nehmen, was aus sicht von Bürgermeister Johannes Schlütz &bdquo;sehr wichtig und möglicherweise auch entscheidend“ gewesen sei. Denn sie werden gebraucht, wenn die Stadthalle für sehr viel Geld zu einem Haus der Vereine und Kultur weiterentwickelt werden soll. Sie sollen das Gebäude am Ende nicht nur mit Leben füllen, sondern wo möglich, auch bei der Sanierung und dem Teilneubau mit anpacken, um einerseits Kosten zu sparen und andererseits die Identifikation mit dem Gebäude zu erhöhen. Fördertopfe eröffnen Möglichkeiten, geben aber auch Regeln vor Multifunktionalität ist das Stichwort, das die Fördergeber hören wollen. Und genau daran störte sich der stellvertretende SPD-Fraktionschef Swen Horstmann. Er erinnerte in einer ausdrücklich persönlichen Stellungnahme daran, dass auch das &bdquo;Haus Hartmann“ damals dieses Label bekam, um Fördergeld zu erhalten. Ebenso wie die sanierte Grundschule und das Prestige-Projekt Richterhaus. &bdquo;Wie viel Multifunktionalität brauchen wir denn noch in Nieheim?“, fragte Horstmann im anschließenden &bdquo;NW“-Gespräch. Aus seiner Sicht habe dieses Konzept schon bei den genannten Projekten nicht zufriedenstellend funktioniert. Nieheims Bürgermeister Johannes Schlütz warb noch mal vehement für das teure Vorhaben, während CDU-Fraktionschef Elmar Kleine ebenfalls seine Sorgen mit diesem Projekt artikulierte. Er stellte im &bdquo;NW“-Gespräch in Frage, ob es immer richtig ist, die Ideen vor Ort so sehr zu verbiegen und anzupassen, dass sie in &bdquo;irgendwelche“ Förderprogramme passen. Am Ende wurde geheim abgestimmt, weil klar war, dass es auch innerhalb der Fraktionen die Meinungen sehr unterschiedlich waren. Das Ergebnis mit zehn zu neun war denkbar knapp und ausschlaggebend das positive Votum vom Bürgermeister selbst. Umplanen in quasi letzter Sekunde &bdquo;Ich habe für viele Bedenken Verständnis und kann die Gedanken der Vortragenden auch sehr gut nachvollziehen“, erklärt Schlütz am Tag nach der Abstimmung. Die zwischenzeitlich auf über sechs Millionen Euro veranschlagten Kosten hätten in den vergangenen Monaten dazu gezwungen, &bdquo;von dem bisher über Monate konsequent beschrittenen Gedankenpfad doch noch einmal abzuweichen und über die Alternativen doch noch einmal intensiv nachzudenken.“ Lesen Sie auch: Kommentar: Nieheimer Stadthalle: Keine Denkverbote bei dieser Bausumme Das Für und Wider sei sorgfältig abgewogen worden. &bdquo;Im Ergebnis kamen wir in der Stadtverwaltung mit den uns beratenden Experten zum Ergebnis, dass wir durch die beiden Förderprogramme eine große, im Fall von EFRE wahrscheinlich auch sogar letztmalige Chance haben, die Stadthalle zukunftsfest zu machen und vor allem energetisch auf den Stand der Zeit zu bringen.“ Anbau soll ersetzt und mit Fahrstuhl versehen werden Und das ist auch der Knackpunkt – realisiert werden kann das Projekt nur, wenn sowohl die Mittel aus der Städtebauförderung, als auch aus dem europäischen EFRE-Programm fließen. Kommt die Zusage, bliebe – nach jetzigem Stand – bei der Stadt ein Eigenanteil von etwa 2,5 Millionen Euro. Die erkennbaren Risiken seien gut kalkulierbar und durch uns aktiv zu einem hohen Grad steuerbar“, kommentiert Schlütz die Kosten. Zudem ließ er in der Stadtratssitzung erkennen, dass dann ein Verkauf der alten Grundschule möglich würde, weil die derzeit dort untergebrachten Vereine eine neue Heimat bekämen. Diese Verknüpfung wurde in der Vergangenheit von den Parteien immer wieder kritisiert. Geplant ist, den maroden alten Teil der Stadthalle umfassend energetisch zu sanieren und den kleinen Hallenteil mit flexiblen Trennwänden für die Vereine regelmäßig nutzbar zu machen. Der neuere Anbau soll komplett abgerissen und durch einen Holzanbau ersetzt werden. Er bekommt – aus vorgeschriebenen Fördergründen – einen Fahrstuhl außen angebaut.

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