Stadt Nieheim konkretisiert Pläne für neue Geflüchtetenunterkunft

Nieheim. Überraschend sachlich ist eine Versammlung verlaufen, in der die Stadtverwaltung ihre Pläne für eine neue Flüchtlingsunterkunft in Nieheim am Kurpark vorstellte. Im Vorfeld hatte es in dem Viertel unterschwellig teils deutliche Kritik gegeben, die bei dem Treffen mit kleinen Ausnahmen aber nicht mehr zur Sprache kamen. So gab es eine Stimme, die anmerkte, dass 40 Afrikaner in dieses Haus einziehen würden – und die Familien ringsherum &bdquo;hätten doch kleine Kinder“. Abgesehen von dem unsäglichen Menschenbild über afrikanische Mitbürger, dass dabei mitschwingt, war dies ein Beispiel, wie problematisch Gerüchte sein können. Denn die Stadt plant schon seit längerem, in diesem Haus vorerst nur ukrainische Flüchtlinge unterzubringen. Dies machten Bürgermeister Johannes Schlütz und Ordnungsamtsleiterin Sandra Elsner umgehend deutlich. Sommersell als lobendes Beispiel Hintergrund dieses Vorgehens ist, dass die vornehmlich älteren ukrainischen Flüchtlinge sowie die Familien nicht optimal in die anderen Nieheimer Unterkünfte passen, wie Johannes Schlütz im Gespräch mit der &bdquo;Neuen Westfälischen“ erläuterte. Er machte zugleich deutlich, dass er natürlich nicht garantieren kann, dass irgendwann auch andere Nationen in die ehemalige Pension am Park einziehen werden. Keiner kenne die weltpolitische Lage der Zukunft. Um den Anwohnern die Sorgen zu nehmen, war auch Kordula Reinhard von der Sommerseller Initiative eingeladen, die sich in ihrem Ort um die Flüchtlinge kümmert. Auch hier gab es zunächst einige Bedenken. Doch mit einem offenen und herzlichen Empfang und dem Versuch, die neuen Mitbürger in die dörflichen Strukturen einzubinden, ist es gelungen, ein unproblematisches Miteinander zu entwickeln – auch wenn es sich fast ausschließlich um junge männliche Flüchtlinge handelt. Für ihren Einsatz erhielt die Initiative im vergangenen Herbst den Integrationspreis des Kreises Höxter und jetzt in der Mitgliederversammlung viel Applaus. 166 Flüchtlinge aus 20 Nationen leben in Nieheim Zuvor hatte Sandra Elsner ausführlich die aktuelle Flüchtlingssituation in Nieheim dargestellt. So leben aktuell 166 Personen mit 20 verschiedenen Nationalitäten in Nieheim. Zahlen, die sich fast täglich ändern. Den mit Abstand größten Anteil machen Hilfesuchende aus Syrien aus (59 Personen), gefolgt von Afghanen (29) und Ukrainern (27). Elsner wies zudem auf einen besonderen Umstand hin – die Altersstruktur. So seien mehr als 80 Prozent der syrischen Flüchtlinge jünger als 40 Jahre, hingegen mehr als 70 Prozent der ukrainischen Schutzsuchenden älter als 40. Hinzu kommen zu den genannten Zahlen privat untergebrachte Ukrainer sowie unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Für sie gibt es eine Wohngruppe mit acht Plätzen im ehemaligen Weberhaus. Sie werden unter Aufsicht des Kreisjugendamtes vom Paderborner Sozialdienstleister &bdquo;Albijona“ betreut. Nachts ist ein Sicherheitsdienst vor Ort. Nieheim setzt auf dezentrale Strukturen Bei der Unterbringung der Flüchtlinge setzt Nieheim auf dezentrale Strukturen – Wohnungen und Häuser, die über die Stadt sowie in zwei Ortschaften verteilt sind. Die bisher größte Einheit ist die alte Schule in Sommersell mit maximal 40 Plätzen, von denen 27 belegt sind. Genau so viele Plätze sollen in der ehemaligen Pension am Kurpark entstehen. Schon im Juni, so der Zeitplan, sollen die ersten Menschen dort einziehen, nachdem sie zwischenzeitlich eine südkoreanische baptistische Gemeinschaft (Hanvit Church) beherbergt hatte und längere Zeit leer stand. Denn viel umzubauen gibt es nicht. Nur einige Brandschutzauflagen wie die bauliche Trennung des Treppenhauses vom Rest seien noch zu erfüllen. &bdquo;Das werden wir hoffentlich kurzfristig hinbekommen“, sagt Johannes Schlütz. Zudem würden noch einige Betten gekauft. Ansonsten sei das Haus, das die Stadt erst im März erworben hatte, gut eingerichtet. Stadt muss weitere 75 Personen aufnehmen Schlütz kündigte zudem an, dass der städtische Casemanager Ehab Fakhoury, der auch ukrainisch spreche, sein Beratungsbüro in das Gebäude verlege und damit mehrmals in der Woche vor Ort sei. Außerdem soll es einen Arbeitskreis geben, der regelmäßig tagt und sich um mögliche Unterstützung aber auch Probleme kümmert. Erste Interessenten dafür haben sich bereits gemeldet. Wie dringend der Handlungsbedarf in Nieheim auch weiterhin ist, machte Sandra Elsner deutlich. Aktuell verfüge Nieheim nur noch über 13 freie Plätze – neun Einzelplätze und eine Wohnung. Allein seit Februar seien der Stadt 23 neue Flüchtlinge zugewiesen worden – fast doppelt so viele wie im gleichen Zeitraum im vergangenen Jahr. Stand Mai ist die Stadt gemäß Quote zur Aufnahme von weiteren 75 Personen verpflichtet. Mit steigender Flüchtlingszahl steigt allerdings auch diese Quote automatisch. &bdquo;Die Erweiterung der Unterbringungskapazitäten ist deshalb unabdingbar“, erklärte Elsner. Die Anmietung weiterer privater Wohnungen sei derzeit allerdings schwierig, weil es kein Angebot gebe.

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