Umfangreicher Schaden am Klärwerk Nieheim

Nieheim. Wie teuer es für die Nieheimer Bürger genau wird, ist noch unklar: Zu einem großen Schaden ist es in der Kläranlage in Nieheim gekommen. Bei den turnusmäßigen Reinigungsarbeiten löste sich nach ersten Erkenntnissen das innere der beiden Gegenstrom-Rundbecken vom Boden. Es wurde etwa einen Meter angehoben und seitlich auf den Rand des Außenbeckens geschoben. Wie genau das passieren konnte und welche Ursachen dem Schadensfall zugrunde liegen, wird derzeit noch von Experten geprüft, erklärte die Nieheimer Stadtverwaltung auf Anfrage der &bdquo;Neuen Westfälischen“. Nach ersten Einschätzungen wird jedoch vermutet, dass die beiden Beckenböden, wie eigentlich üblich und auch in Nieheim angenommen wurde, keine feste Einheit bildeten. Sie sollen beim Bau vielmehr voneinander getrennt gegossen und mit einer abgedichteten Dehnungsfuge verbunden worden sein. Nach ersten Einschätzungen wurde diese Dehnungsfuge im Laufe der rund 25-jährigen Betriebszeit undicht, so dass Wasser in so großer Menge durchsickern konnte, dass sich das innere Becken im leeren Zustand vom Boden löste und aufgetrieben wurde. Angezeigt wurde der Störfall dem Klärmeister am 30. August um 19.30 Uhr. Schnelle Reaktion Da er sofort reagierte und Sicherungsmaßnahmen einleitete, konnten Umweltschäden vermieden werden. Auf Nachfrage erklärte der von der Stadt Nieheim hinzugezogene Experte, Michael Turk, dass man aktuell noch keine abschließende Beurteilung abgeben könne. Angesichts der Schadensbilder lasse sich menschliches Versagen jedoch ausschließen. Diese Einschätzung deckt sich insofern mit der Aussage des Klärpersonals, als die Reinigung des Innenbeckens seit der Neuanlegung der Schlammräumer am Boden des Beckens im Jahr 2004 in immer der gleichen Form und Folge durchgeführt wurde und vorhandene Baupläne aus den 1990er Jahren eine durchgängige Bodenplatte vermuten ließen. Bürgermeister Johannes Schlütz zufolge wird die Stadt Nieheim gründlich und gewissenhaft prüfen was jetzt zu tun ist. Wenn sich eine einfache Instandsetzung nicht durchführen lasse, werde man auch über in die Zukunft weisende Verbesserungen nachdenken. Da infolge der bereits eingeleiteten Maßnahmen sichergestellt sei, dass kein ungeklärtes Abwasser in die Natur gelangen könne, müsse man aber auch nichts überstürzen und möglicherweise Geld zum Fenster rauswerfen, so Schlütz. Groß dimensioniert Außerdem sei die Anlage in Nieheim so groß dimensioniert, dass ein Becken allein ausreiche, um eine zufriedenstellende Klärung über einen längeren Zeitraum zu gewährleisten. Angesichts der noch mit Fachleuten abzuklärenden Maßnahmen werde sich die Stadtverwaltung zu den möglichen Kosten nicht äußern und auch keine vorläufigen Schätzungen abgeben, erklärte Schlütz, der den zuständigen Fachausschuss am 5. September in der turnusmäßigen Sitzung informierte. Die beim Betrieb von Kläranlagen für den Umwelt- und Gewässerschutz zuständige Bezirksregierung in Detmold bestätigte auf Anfrage der &bdquo;NW“ die Aussagen der Stadt Nieheim. &bdquo;Für Reparaturarbeiten wurde das Nachklärbecken, das sich im Belebungsbeckens der Kläranlage befindet, entleert. Durch Druckunterschiede und vermutlich durch unter das Becken gelangtes Wasser ist das gesamte Nachklärbecken aufgeschwemmt“, heißt es in der Stellungnahme. Zusätzliche Kontrollen Im regulären Betrieb wird das geklärte Abwasser in die Emmer eingeleitet. &bdquo;Da aktuell keine negativen Auswirkungen auf das Gewässer bestehen, wurde kein Umweltalarm ausgelöst.“ Das zuständige Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz in NRW sei über den Schaden und die möglichen Perspektiven informiert, heißt es weiter. Lediglich bei größeren Regenereignissen könne die Kläranlage an ihre Kapazitätsgrenze kommen. Für diesen Fall ist die vorübergehende Nutzung des vorhandenen Schönungsteiches als zusätzliche Behandlungsstufe vorgesehen. &bdquo;Der Kläranlagenbetreiber wird die Anlage in engen, mit der Bezirksregierung abgestimmten Intervallen überprüfen. Ein Ingenieurbüro ist bereits damit beauftragt, Schadensursache und -umfang zu begutachten und die notwendigen Schritte für eine Instandsetzung oder einen Neubau zu planen“, heißt es aus Detmold. Bürgermeister zu den Kosten Was die Kosten betrifft, versucht Nieheims Bürgermeister zu beruhigen. Das betroffene Klärbecken sei längst abgeschrieben. Es war saniert worden, um den sowieso notwendigen Neubau noch einige Jahre aufschieben zu können. &bdquo;Aber irgendwann wäre er sowieso fällig gewesen.“ Er rechnet damit, dass die Abwassergebühr durch diese Maßnahme nicht deutlich steigen wird. Er spricht von einem möglichen Anstieg im &bdquo;Cent-Bereich.“

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